Die oberösterreichische AMST-Systemtechnik GmbH hat sich in den vergangenen Jahren mit dynamischen Flugsimulatoren, räumlichen Desorientierungsdemonstratoren und Höhensimulationskammern weltweit einen Namen gemacht. Ein Gespräch mit Verkaufsdirekter Wolfgang Lindlbauer über die Belastungsgrenzen des menschlichen Körpers, das Verhalten von Piloten in Extremsituationen und Zentrifugen „made in Austria” für die Royal Air Force.
Herr Lindlbauer, ihr Unternehmen präsentierte sich kürzlich auf der Sicherheitsmesse IDEX in Abu Dhabi. Stand dabei eher der Neukundengewinn oder die Kundenpflege im Vordergrund?
Wir haben in der Region bereits fünf, sechs Kunden, die unsere Geräte nutzen, aber natürlich versuchen wir auch unsere Marktpräsenz auszubauen. Unsere Kunden kommen primär aus dem Bereich der Luftwaffen, allerdings liefern wir keine Trainingsgeräte für die taktische Simulation, sondern für die flugmedizinische Erfahrung und Diagnostik.
Dabei geht es also um das Training von Extremsituationen, um beispielsweise unter G-Kräften nicht die Orientierung zu verlieren?
Ganz genau. Wir wollen mit unseren Systemen wie dem Airfox (Bild) die Mängel des menschlichen Körpers aufzeigen. Der Mensch ist mit seinen Beinen dafür geschaffen, sich zweidimensional fortzubewegen, der Vogel hingegen bewegt sich dreidimensional. Mit unseren Geräten versuchen wir darzustellen, wie groß und wie schnell die damit verbundenen Einschränkungen schlagend werden. Da geht es beispielsweise darum, ob eine Person als Pilot geeignet ist oder nicht, was letztlich im Sinne der Flugsicherheit ist …
… aber auch im Sinne der Luftwaffen.
Natürlich. Jede Luftwaffe ist auf der Suche nach den besten Piloten und will es vermeiden, ein teures Gerät in die Hände eines möglicherweise unqualifizierten Aspiranten zu geben. In letzter Konsequenz bewahren wir Luftwaffen daher mit unseren Systemen vor Beschädigungen oder dem Verlust von Fluggeräten.
„Jede Luftwaffe ist auf der Suche nach den besten Piloten und will es vermeiden, ein teures Gerät in die Hände eines möglicherweise unqualifizierten Aspiranten zu geben.“
AMST baut auch komplexe Zentrifugen, beispielsweise betreibt die Royal Air Force ein entsprechendes System aus Ihrem Haus.
Ja, wobei die Cockpits in der Gondel nicht auf ein spezifisches Flugzeug hin gefertigt sind, sondern generisch, nur im Stil der Auslegung jenes Typs. Neu ist daran, dass nicht nur wie früher die G-Kräfte bis zum sogenannten G-LOC (Anmerkung: G-Kraft-induzierter Bewusstseinsverlust) simuliert werden können, sondern Probanden mit ihren Steuereingaben die wechselnden Lastvielfachen simulieren und gleichzeitig diverse Instrumente und Anwendungen kontrollieren und bedienen müssen.
Die Piloten kommen damit also an ihr Limit?
Piloten lernen dadurch jedenfalls, mit sich verschlechternden Situationen umzugehen und heil wieder rauszukommen. Der Wunsch, dies zu simulieren, kam zwar nicht von uns, sondern von Nutzern. Wir konnten dem Wunsch aber mittlerweile wiederholt entsprechen, bis dato in England, Singapur, Deutschland und Polen.
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