Scharfschützen wissen, wenn es ums Überleben in der Natur geht, mehr als die allermeisten von uns. In dieser Interviewserie bitten wir daher „Mattle”, Scharfschützen-Ausbilder beim Hochgebirgs-Jägerbataillon 23 des Bundesheeres, um Tipps für unsere Leser. In Teil 1 geht es um den Wert von Wissen und Erfahrung in Extremsituationen.
„Mattle”, was braucht es eigentlich zum Überleben in einer echten Notsituation?
Grundlegend ist einerseits die körperliche Fitness. Ich kann noch so viel Ausrüstung haben – wenn meine Fitness es nicht zulässt, werde ich die Notsituation nicht überleben. Körperlich kann ich aber wiederum nur überleben, wenn auch mein Geist sagt: „Ja, ich will!” Wenn ich geistig aufgebe, wird mein Körper aufgeben. Darum ist auch die mentale Fitness so wichtig.
Welche Lebensphilosophie treibt dich an?
Meine mentale Belastungsfähigkeit ist deswegen so hoch, weil ich ganz andere Prioritäten im Leben habe und Stress anders definiere als viele andere. Wenn etwas schiefläuft, lasse ich den Kopf nicht hängen. Ich weiß immer, dass es andere gibt, die viel größere Probleme haben. Diese Einstellung hilft mir, Dinge durchzuziehen.
Ein gesunder Geist im gesunden Körper ist also alles, was es braucht?
Die beste Basis und letztlich mein Backup ist Wissen und Erfahrung. Körperliche und geistige Fitness können einen Wissensmangel in Teilen ausgleichen. Ich muss aber meine Ausrüstung und das, was mir meine Umgebung bietet, nutzen lernen.
Die richtige Ausrüstung zu finden, ist gar nicht so leicht …
Aus der militärischen Praxis gesprochen: Wenn ich die Wahl zwischen einem komfortablen Rucksack und mehr Munition habe, wähle ich Letzteres. Denn: Mit dem Wissen, einen behelfsmäßigen Unterstand zu bauen, erhalte ich mir meine physische und psychische Leistungsfähigkeit – darauf kommt es bei der Wahl an. Die Munition wiederum verschafft mir ruhigen Schlaf. (lacht)
Was rätst du Naturbegeisterten, die nicht wissen, wo sie beim Thema Überleben in der Natur anfangen sollen?
Am Anfang würde ich mich bei einfachen Wanderungen mit der Pflanzenwelt befassen, am besten mit einem entsprechenden Bestimmungsbuch in der Hand. Pflanzen zu identifizieren und ihre Nutzbarkeit als Nahrungsquelle und zur Heilung zu kennen, bringt sehr viel. So lernst du, die Natur zu schätzen, weil du mitbekommst, wie viel sie uns eigentlich bietet und dass sie uns in einer Notsituation garantiert nicht im Stich lässt.
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