Nach dem russischen Beschuss des ostukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja machen sich viele Menschen Sorgen über einen möglichen Reaktorunfall mit Auswirkungen auch auf Österreich. Immerhin: Im bliebe Fall der Fälle bis zum Eintreffen eines radioaktiven Niederschlags „ausreichend Vorwarnzeit”, wie Oberst Jürgen Schlechter, Leiter des ABC-Abwehrzentrums des Bundesheeres, erklärt.
Herr Oberst, sollte es bei Kampfhandlungen rund um ukrainische AKW zu einem Reaktorbrand kommen – wie schnell wäre die österreichische Bevölkerung informiert beziehungsweise alarmiert?
Es gibt ein Meldesystem der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA, wonach Störfälle in AKWs unverzüglich gemeldet werden. Bis zu einem Eintreffen eines allfälligen radioaktiven Niederschlages ist mit ausreichender Vorwarnzeit zu rechnen. Die Information der österreichischen Bevölkerung erfolgt durch die österreichischen Medien und die Smartphone-Applikation KatWarn.
Welche Rolle spielen die ABC-Experten des Bundesheeres im Falle einer Reaktorkatastrophe?
Die ABC-Experten des Österreichischen Bundesheeres informieren und beraten die politische und militärische Führung in allen Ebenen über die aktuellen Entwicklungen. Dazu erstellen sie auch Prognosen über den radioaktiven Fallout, über allfällig zu treffende Vorsorgemaßnahmen und über Einsatz- und Unterstützungsmöglichkeiten des Bundesheeres im Anlassfall.
Welche Fähigkeiten und welche Ausrüstung haben die ABC-Spezialisten des Bundesheeres, um der Bevölkerung bei einer derartigen Katastrophe zu helfen?
Die ABC-Abwehr des Bundesheeres verfügt über ein Vorhersagesystem, welches die mögliche Ausbreitung von radioaktiven Wolken prognostiziert. Die ABC-Abwehr ist weiters mit Geräten zur Detektion (Feststellung und Probenahme) und Dekontamination ausgestattet. Darüber hinaus haben alle Soldaten des Bundesheeres eine persönliche ABC-Schutzausrüstung, um die Erhaltung der Einsatzbereitschaft sicherzustellen. Zusätzlich kann die ABC-Abwehr bei Bedarf eine Versorgung mit gereinigtem Wasser sicherstellen. Weiters unterstützt das Österreichische Bundesheer bei Maßnahmen zur Evakuierung, zu Proben- und sonstigen Transporten sowie zur allgemeinen Versorgung der Bevölkerung.