Als die Hamas am 7. Oktober 2023 Israel attackierte, lief das Iron Dome-System zur Abwehr anfliegender Raketen einmal mehr zur Hochform auf. Trotz hunderter erfolgreichrer Abschüsse erreichten aber einige wenige Raketen ihr Ziel. Um das Land in Zukunft noch besser schützen zu können setzt Isreal auf seine neue Laserwaffe Iron Beam von Hersteller Rafael Advanced Defense Systems.

Es klingt wie Sience Fiction, und doch befinden wir uns mitten in einem Prozess, an dessen Ende Waffensysteme, die mit gebündelten Licht schießen, zum militärischen Alltag gehören werden. Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation ist keine Weltneuheit und selbst in Haushaltselektronik seit Jahrzehnten etabliert (CD Player). Industriell lässt sich der Laser gar nicht mehr wegdenken, damit wird gemessen, geschnitten und geschweißt. Auch Medizin und Wissenschaft kommen ohne Laser schon lange nicht mehr aus und nun wird das Thema zusehends auch für Militärs interessant.

Die Idee, Licht als Waffe einzusetzen, lässt sich bis zu Hippokrates zurückverfolgen, dem Befehlshaber der griechischen Streitkräfte im Jahr 212 vor Christus. Seine Truppen setzten angeblich die Segel der römischen Flotte in Brand, indem sie das Sonnenlicht mit Spiegeln bündelten.

@Rafael
Das Iron Beam System von Rafael bewies in Tests bereits sein enormes Potenzial.

Seit den 1960er-Jahren forschen Militärs weltweit nun aber intensiv an Laserwaffensystemen. Ständig im Fokus dabei die Beherrschung immer höherer Leistungsniveaus, Strahlsteuerung und adaptive Optiken. Im Jahr 2000 wurde vom US-Verteidigungsministerium das „High Energy Laser Joint Technology Office” (HEL-JTO) geründet. Seit 2017 heißt es „Joint Directed Energy Transition Office” (DE-JTO). Es hat die Aufgabe, die Bemühungen im Bereich Laser und Mikrowellen zu koordinieren. Mittlerweile forschen praktisch alle Industrienationen mit nennenswerten Vereidigungsbudgets an dieser Technik. Geforscht wird dabei an der gesamten Bandbreite von Lasern, also von Festkörperlasern über chemische Laser und Gaslaser bis hin zu Faserlasern.

Hochenergielaser (High Energy Laser) geben Energie ab um physische Elemente eines Ziels zu beeinflussen, wie zum Beispiel Aerostrukturen oder Sensoren. Strukturen aus Metall oder Kunststoff können in Sekunden geschnitten oder geschmolzen werden.

„Dann sind wir in Europa ganz vorne dabei“

Die verwendete elektromagnetische Energie wird in Kilowatt gemessen, zu einem Strahl gebündelt und auf das Ziel gerichtet. Laser sind in der Regel infrarotes und sichtbares Licht. HEL-Systeme greifen Ziele einzeln an, eines nach dem anderen.

Die Energiemenge, die an das Ziel abgegeben werden kann, und die Letalität hängen von der Ausgangsleistung, der Reinheit und der Konzentration der Energie auf dem Ziel (Strahlqualität/Zielverfolgung/Fokussierung), der Zielentfernung sowie nicht unerheblich auch von atmosphärischen Bedingungen (Wetter) ab.

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Israel befindet sich mit seinen Forschungsbemühungen um HEL-Waffensysteme im Spitzenfeld. Im März 2022 führte das Unternehmen Rafael Tests mit dem System Iron Beam durch und präsentierte Ausschnitte davon in einem Video. Im Oktober 2022 erklärte Rafael dann sein Iron Beam System (Faserlaser, 100+kW Leistung) in voraussichtlich zwei bis drei Jahren einsatzbereit zu haben. Eine Iron Beam-Batterie soll aus einem Luftverteidigungsradar, einer Kommando- und Kontrolleinheit (C2) und zwei HEL-Systemen bestehen.

Im Mai 2023 präsentierte Rafael dann auch den Naval Iron Beam (siehe Video unten). Das System soll ab Ende des Jahrzehnts auf Marineschiffen installiert werden, um sie gegen eine Reihe von Bedrohungen zu schützen. Besonders erwähnt wurden dabei Einsätze zur Abwehr von Sättigungsangriffen, wie sie von Drohnenschwärmen durchgeführt werden. Die erste geplante Anwendung sind die künftigen Korvetten der Reshef-Klasse der israelischen Marine.

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Im Zuge des Terrorangriffes der Hamas am 7. Oktober wurde spekuliert ob Israel Iron Beam in einer Art Feldtest eventuell früher zum Einsatz bringt um das Iron Dome-Raketenabwehrsystem zu unterstützen. Verschiedentlich gab es Behauptungen, dass so ein Feldtest bereits stattfindet oder stattgefunden hat.

Die Attraktivität von HEL-Waffensystemen begründet sich in den unschlagbar günstigen Munitionskosten und der nur durch die Energieverfügbarkeit begrenzten Magazinkapazität.

Während selbst Kurzstrecken-Fliegerabwehrraketen Kosten von 100.000 Euro und mehr pro Rakete verursachen und Fliegerabwehrgranaten noch mit einigen hundert Euro pro Stück zu Buche schlagen entspricht eine Sekunde 100kW HEL einem Gegenwert von etwa einem Euro an Stromkosten. Nachteilig sind die immer noch sehr großen Geräte: Ein Iron Beam 100kW+ HEL-Laser erfordert aktuell die Größenordnung eines 40 Fuß Containers + eventuell externe Gerätschaft.

Quelle@Rafael