Diese Woche vergab das Militärkommando Wien den Ehrenpreis „Pro Defensione” an Hypo Niederösterreich-Vorstand Brigadier Udo Birkner. Der Miliz-Offizier im Gespräch über Kameradschaft, die aktuelle Sicherheitslage in Europa und die Bedeutung der Umfassende Landesverteidigung für die Sicherheit Österreichs.

Herr Brigadier, vorweg herzliche Gratulation zur Auszeichnung mit dem „Pro Defensione” des Militärkommandos Wien. Zu Beginn der Veranstaltung wurden Bilder der Preisträger der vergangenen Jahre gezeigt. Was ging Ihnen dabei, im Wissen, dass sie selbst bald dazugehören werden, durch den Kopf?
Ich habe darüber nachgedacht, ob ich da tatsächlich dazugehöre. Ich bin kein Politiker, kein Bürgermeister von Wien, kein Abgeordneter zum Nationalrat, kein Wiener Bezirksvorsteher, sondern Vorstandsmitglied der Hypo NOE. Und natürlich auch Offizier des Österreichischen Bundesheeres. Die bisherigen „Pro Defensione”-Preisträger erweckten bei mir große Zustimmung und Respekt (Helmut Zilk, Herbert Krejci, Michael Häupl und Michael Ludwig), Freude (Fritz Muliar, Toni Fager, Alfons Haider), Kameradschaft (Reinhold Sahl, Hermann Heller, Erwin Hameseder, Marcus Schober) und alt-schottische Verbundenheit (Richard Schmitz). Die Ausgezeichneten eint meines Erachtens ihr Eintreten für die Republik Österreich und für die Verteidigung unserer Heimat – das ist auch mir seit 1983 stets ein großes Anliegen gewesen. Dass ich von einer Kommission des Militärkommandos Wien als Preisträger ausgewählt worden bin, ehrt mich natürlich sehr und ich kann versprechen, dass ich auch in Zukunft unerbittlich an meiner Aufgabe festhalten werde.

Als Partner gemeinsam vorwärts kommen

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hat in Ihrer Laudatio erwähnt, dass die Zeiten für die Landesverteidigung nicht immer so positiv waren, wie jetzt. Das Bundesheer musste über Jahrzehnte hinweg sehr schwere Zeiten bis hin zur Mangelwirtschaft durchleben. Was hat Sie trotzdem motiviert, dem Heer – neben Ihrer sicherlich auch sehr fordernden Tätigkeit in der Privatwirtschaft – immer die Treue zu halten?
Ganz sicher die Kameradschaft, die innerhalb des Österreichischen Bundesheeres zwischen Berufs- und Milizoffizieren und ganz generell zwischen Soldaten tagtäglich gelebt wird. Wir können uns aufeinander verlassen. Ich möchte beispielhaft die Offiziersgesellschaft Wien erwähnen, für die ich als Präsident tätig sein darf. Wir haben 1.250 Mitglieder, allein der Vorstand zählt 21 Personen, darunter mit Masse Milizoffiziere, aber auch drei Generalstabsoffiziere – und die Zusammenarbeit ist sehr gut und überaus effektiv. Dazu kommt, dass ich als Jurist ein besonderes Interesse habe, dass unsere verfassungsrechtlichen Institutionen geschützt werden. Das Bundesheer verteidigt die Republik, bewahrt die territoriale Integrität und daher auch die Grenzen unseres Landes. Daran mitwirken zu dürfen, ist zugleich eine sehr schöne, aber auch eine sehr motivierende Aufgabe.

@Bundesheer/Pusch
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner während der Laudatio für Brigadier Udo Birkner.

Wie blicken Sie auf die aktuelle Sicherheitslage in Europa? Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben dafür gesorgt, dass Wind in die Segel der Landesverteidigung gekommen ist, damit stieg aber auch die Bedrohungslage für Österreich.
Wir sehen leider seit mittlerweile zwei Jahren, dass das große Versprechen der Nachkriegszeit „Nie wieder Krieg in Europa” nicht gehalten hat. Wir erleben einen Paradigmenwechsel – für das Bundesheer, für die Republik Österreich, für die gesamte westliche Welt. Wir alle müssen die aktuelle Situation sehr ernst nehmen und wir sollten größte Anstrengungen unternehmen, um das Bundesheer wirklich verteidigungsfähig zu machen. Unser Ziel muss sein, das militärstrategische Ziel „2032+”, das vergangene Woche veröffentlicht wurde, tatsächlich zu erreichen: „Das ÖBH 2032+ ist dazu befähigt, Österreich gegen jeden militärischen Angriff zu verteidigen und sein Volk zu schützen. Das Bundesheer ist verteidigungsfähig.” Die Republik Österreich und die österreichische Bevölkerung muss diesem Ziel vieles unterordnen. Die eigene Verteidigung ist oberste Bürgerpflicht und -recht zugleich.

Landesverteidigung wird in der Öffentlichkeit primär als Aufgabe des Militärs gesehen. Im Rahmen der Umfassenden Landesverteidigung spielen dabei aber auch viele andere Bereiche eine Rolle. Was gilt es dahingehend noch zu tun? Sind sich Wirtschaft und Gesellschaft der Situation bewusst?
Landesverteidigung ist eine sehr wesentliche Aufgabe unseres Souveräns, der österreichischen Bevölkerung – etwa gleichbedeutend mit der Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit im Inneren. Wir in der Hypo NOE vertreten mit sechs militärischen Partnerschaften und zwei Kooperationen sehr nachhaltig die Zusammenarbeit mit militärischen Partnern, genauso aber auch mit zivilen Partnern, wie etwa mit dem ÖRK und dem NÖ Zivilschutzverband. Wir versuchen hier, als Bindeglied zu wirken. Ich bringe zudem die Themenstellung „Umfassende Landesverteidigung” und „Geistige Landesverteidigung” im Rahmen meiner Tätigkeit in der Bundesparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich ein – eine sehr wichtige und weitreichende Aufgabe.

Amelie Eichinger-Noll aka Amy 9×19 im Gespräch

Und fallen die Themen dort auf fruchtbaren Boden?
Durchaus. Zunehmend. Unternehmen und auch breite Teile der österreichischen Bevölkerung werden sich der Thematik zunehmend bewusst, was natürlich vor allem der schon angesprochenen Kriegslage unweit Österreichs geschuldet ist. Am Ende des Tages lässt diese Situation nur einen Schluss zu: Wir müssen die „Umfassende Landesverteidigung” stärken und mit Leben füllen – und zwar auf allen Ebenen. Zum Wohle der Republik und zum Schutz der Menschen in unserem Land. Österreich ist ein schönes Land!

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Quelle@Militär Aktuell/Zacharias, Bundesheer/Pusch