Glock lud das Team von Militär Aktuell und dem Ranger Magazin nach Deutsch-Wagram. Bei einer Werksführung und dem Probeschießen bekamen wir auch die neuesten Modelle von 2025 in die Hände.
Es ist schon etwas Besonderes, die Hallen von Glock zu betreten. An diesem Ort werden seit 1980 die weltweit bekannten Pistolenmodelle entwickelt, produziert und getestet. Nicht nur das. Als einer der größten Werkzeugbauer Österreichs baut Glock viele seiner eigenen Werkzeuge und Vorrichtungen hier selbst, um den selbst auferwählten Perfektionsanspruch zu gewährleisten. Nach diesen Standards werden die Glock-Pistolen auch in den USA produziert. Mehr als 27 Millionen verkaufte Pistolen waren es bis Ende 2023 weltweit.
Heilige Hallen
Bei diesen Zahlen denkt man vielleicht an eine vollautomatisierte Produktion und Fertigungshallen bestückt einzig nur mit Robotern. Nach dem Öffnen der Eingangstüre zur Werkshalle staunen wir aber nicht schlecht: Viele fleißige Hände prüfen und messen die Kleinteile der zahlreichen Glock-Modelle, setzen Abzugsgruppen zusammen und entgraten Griffstücke und Magazine. Die Läufe und der Verschluss werden aus dem Glock-Werk in Ferlach angeliefert. Alle anderen Metallteile werden vor Ort produziert, von Steuerfedern bis hin zum Verschlussfanghebel.
Breit auch die Palette der Herstellungsverfahren. Nur zwei Beispiele: Im MIM-Verfahren werden der Auszieher der Glock gefertigt. In einem Gemisch aus Polymer- und Metallpulver entsteht eine übergroße und brüchige Form des Kleinteils. Erst durch Erhitzen wird die geforderte Festigkeit und gewünschte Größe erreicht. Im Spritzgussverfahren wiederum werden die Griffstücke geschaffen, gleich mit allen Metall-Inlays, wie der Platte für die Waffennummer.
Und dann sehen wir sie doch noch. So einige Roboterarme arbeiten in vielen und präzisen Einzelschritten ihr Programm ab. Beispielsweise wird das frisch hergestellte Griffstück aus dem Wasserbad genommen, die Führungsschienen kontrolliert und viele weitere Detailarbeiten mehr vorgenommen. Bemerkenswert, wie hier das Zusammenspiel aus automatisierter Robotertechnik und die Kompetenz der Facharbeiter abläuft.
Die Qualitätssicherung unterliegt immer dem menschlichen Können und präzisen Messwerkzeugen. Nur durch die Glasscheibe dürfen wir diesen konzentrierten Mitarbeitern bei der Endkontrolle zusehen. Auch beim Beschuss der einzelnen Modelle im Schießkeller konzentrierte Arbeit. Amtlich gefordert sind zwei Schuss mit zu 30 Prozent überladenen Patronen. Fünf Schuss folgen, um auch die Visierung genau einzustellen.
Das nachhaltige und vorausschauende Firmenkonzept von Glock sieht vor, dass möglichst viele Pistolenbauteile im eigenen Haus produziert werden. Für Krisenzeiten ist stets ausreichend Produktionsmaterial gelagert, um ohne Zukäufe über einen längeren Zeitraum weiter produzieren zu können.
Neue Modelle
Historisch wurde mit der Entwicklung und dem Erfolg der ersten Glock, der P80, eine Innovation vorangetrieben, die die allgemeine Konstruktion von Pistolenmodellen bis heute prägt. An weiteren Entwicklungen wird in Deutsch-Wagram laufend gearbeitet. Für das Frühjahr 2025 bekamen wir dementsprechend gleich drei neue Produkte zu sehen und im Schießkanal nach fachgerechter Einschulung in die Hände gedrückt.
Glock x Aimpoint
Die bereits vorgestellte Zusammenarbeit von Glock und Aimpoint (-> Hier geht es zum Bericht) führt zu fünf neuen Glock-Modellen am Markt, die den einmaligen A-Cut aufweisen: Einer Ausnehmung am Verschluss der Glock, in die das neue COA-Reddot von Aimpoint passt.
Es drängt sich dabei der Vergleich einer Skibindung auf, in die das Rotpunktvisier eingekeilt und mit der Kimme und zwei Schrauben fixiert wird. Das System wurde ursprünglich für die Slimline-Modelle konzipiert, aber auf Pistolen im Standardframe, wie beispielsweise der Glock 19 und Glock 45 erweitert.
Mehrere Vorteile gegenüber anderen Montagesystemen sind mit diesem Konzept vereint: Im A-Cut wird die Kraft nach vorne und hinunter in den Verschluss geführt, die zwei rückwärtigen Schrauben werden nur minimal belastet. Weiters sitzt das Reddot so tief, dass eine Standardvisierung verwendet wird. Letztlich ist auch die Entwicklung des COA-Reddots beachtlich. Im Vergleich zum ACRO von Aimpoint ist das neue Rotpunktvisier deutlich schmäler geschnitten, zugleich hat man im Sichtfenster mehr freie Sicht.
Die Entwicklung des COA fand zusammen mit Anwendern aus dem taktischen Bereich statt. Mit zwei gummierten Verstellknöpfen auf der linken Seite kann die Helligkeit des Rotpunkts stufenweise verstellt werden. Aktiviert werden sie erst beim zweiten Drücken, was ein unabsichtliches Verstellen verhindern soll. Dauerhaft in Stufe sieben (von zwölf) eingeschaltet, soll die CR2032 fünf Jahre lang halten – wir meinen genug für ein sorgenloses Arbeiten mit der neuen Kombination aus Pistole und Reddot. 40.000 Schüsse im Kaliber 9×19 wurden damit zu Testzwecken abgegeben und zahlreiche Falltests bestanden. Auch hier zeigt sich der Fokus der Entwicklung auf taktische Anwendungen.
Die ersten vier Helligkeitsstufen sind für die Anwendung mit Nachtsichtbrillen vorgesehen, wie wir selbst mit einem am Helm montierten NVG (night vision goggles) ausprobieren durften. Der Rotpunkt erstrahlt stets klar vor dem Ziel, egal ob mit NVG oder ohne. Wichtig ist aber auch das, was um den kleinen roten Punkt passiert. Auch hier: Ein klares Bild der Zielumgebung. Die Zielaufnahme gelingt mit den neuen A-Cut-Modellen generell schnell, auch wenn man noch wenig oder gar keine Erfahrung mit Rotpunktvisieren hat.
Glock GTL II
Die nächste Überraschung von Glock ist die Präsentation des GTL II, das eine vollständige Überarbeitung der bisherigen Waffenlichte aus Deutsch-Wagram darstellt. Passend für alle Glocks mit Rail (ausgenommen sind Slimline-Modelle) schließt das neue Waffenlicht formschön mit dem Rahmen der Pistolen ab und bietet einige bemerkenswerte Funktionen. Hier haben wir alle Details zusammengetragen.
Glock Hunter Edition
Die dritte Neuheit für das Frühjahr 2025 ist die in begrenzter Stückzahl ausgelieferten Modelle der Hunter Edition. Sie bringen nicht nur Farbe in das Glock-Portfolio, sondern auch eine Funktionalität, die weit über den im Namen vermuteten Verwendungszweck in der Jagd hinaus weist. Was sich tatsächlich dahinter verbirgt, ist hier zusammengefasst.
Ausblick
Wer bei all den Möglichkeiten unschlüssig oder einfach neugierig ist, sollte ein Probeschießen in Betracht ziehen. Noch 2025 wird Glock dazu eigene Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Wir werden rechtzeitig dazu berichten.