Zwar ist die militärische Landesverteidigung die primäre Agenda des Österreichischen Bundesheeres, doch auch der Schutz von Kulturgütern zählt zu seinen Aufgaben. In der Hesser-Kaserne in der niederösterreichischen Landeshauptstadt wurde nun die Wanderausstellung „Kulturgüterschutz” eröffnet. Militär Aktuell war vor Ort.

Das Bundesheer assoziiert man in erster Linie mit der Verteidigung des Landes, dem Schutz der Grenzen im Assistenzeinsatz (-> aktuelle Meldungen aus den Assistenzeinsätzen des Bundesheeres) sowie der Hilfeleistung nach Naturkatastrophen wie Hochwasser oder Waldbränden. Was nur wenige Menschen wissen: Auch die Sicherung von materiellen und immateriellen Kulturgütern gehört zu den Aufgaben unserer Soldatinnen und Soldaten. In der Hesserkaserne in St. Pölten wurde heute, am 8. Jänner, daher die Wanderausstellung „Kulturgüterschutz” feierlich eröffnet.

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Die Örtlichkeit hätte nicht passender gewählt werden können, denn die Liegenschaft ist gewissermaßen selbst ein Kulturgut, das noch in der Zeit der k.u.k. Monarchie erbaut wurde. Die Hesser-Kaserne, im Amtsdeutsch offiziell Kommandogebäude Feldmarschall Hess, entstand nämlich 1957 aus der Zusammenlegung der drei ehemaligen Landwehrkasernen Franz-Josephs-Kaserne, Rainerkaserne (beide aus dem späten 19. Jahrhundert) und der Eugenkaserne (frühes 20. Jahrhundert).

Die Eröffnung der Ausstellung wurde vom neuen niederösterreichischen Militärkommandanten Brigadier Georg Härtinger (-> Kommandoübergabe beim Militärkommando Niederösterreich) persönlich vorgenommen. Ihm zur Seite stand der Experte für Kulturgüterschutz, Oberst der Miliz Philipp Loske (-> Interview mit Brigadier Härtinger und Oberst Loske anlässlich der Eröffnung der Wanderausstellung). Brigadier Härtinger zeigte sich erfreut, dass die neu konzipierte Ausstellung in der niederösterreichischen Landeshaupt zu sehen ist, ehe sie in den anderen Bundesländern gezeigt wird: „Die Materie des militärischen Kulturgüterschutzes und des Schutzes von kulturellem Erbe sind eng miteinander verbunden und essentieller Bestandteil der Einsatzführung in In- und Ausland. Es freut mich daher, dass die Wanderausstellung beim Militärkommando Niederösterreich in St. Pölten Station macht. Sie leistet so einen Beitrag für ein verstärktes Bewusstsein über die Bedeutung dieses wichtigen Themas für die Bereiche der Forschung, Ausbildung und Lehre.”

Kulturexperte Oberst Loske wiederum führte die erschienenen zivilen und militärischen Besucher durch die Ausstellung und gab dabei interessante Einblicke in die rechtliche und gesellschaftliche Bewertung des Kulturgüterschutzes. Es ergaben sich auch interessante Gespräche zwischen dem Offizier und Kameraden.

Die (völker-)rechtliche Komponente des Schutzes von Kulturgütern ist in der von Österreich ratifizierten Haager Konvention von 1954 und ihren Zusatzprotokollen klar geregelt. Abseits der juristischen Seite gibt es jedoch die kulturelle. So ist der Respekt vor Kulturgütern in Krisen- und Kriegsgebieten durch Soldaten essentiell, da sie letzten Endes auch dem Schutz der Soldaten vor Anfeindungen aus der Zivilbevölkerung dienen können.

„Kulturgüter sind jedoch weiterhin vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt, darunter bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen und Vandalismus. Die Zerstörung von Kulturgut wird oft gezielt eingesetzt, um die Identität und Werte von Gemeinschaften zu untergraben. Daher ist Kulturgüterschutz im bewaffneten Konflikt nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch ein Beitrag zur Konfliktbewältigung, Friedensförderung und dem Schutz von Streitkräften. Das Bundesheer unterstützt den Kulturgüterschutz durch zivile Zusammenarbeit, Notfallplanung und Schulungsprogramme. Eine Richtlinie stellt sicher, dass der Schutz kulturellen Erbes in Friedens- und Krisenzeiten integraler Bestandteil militärischer Maßnahmen ist”, heißt es dazu vom Bundesheer.

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„In ganz Österreich gibt es 135 geschützte Kulturdenkmäler, davon befinden sich 34 allein in Niederösterreich”, streicht Oberst Loske die Bedeutung Niederösterreichs als Kulturland hervor.

Die Wanderausstellung „Kulturgüterschutz“”ist noch bis 29. Jänner in der Hesser-Kaserne zu sehen. Danach geht sie auf Tour durch die anderen Bundesländer. Sie richtet sich an alle Angehörigen des Bundesheeres sowie an interessierte Personen und Gruppen, vorwiegend aus dem Bildungsbereich. Grundsätzlich steht sie aber jedem interessierten Bürger offen. Aus logistischen Gründen und weil sie sich innerhalb einer militärischen Einrichtung befindet, ist eine Voranmeldung jedoch in jedem Fall erforderlich.

Hier geht es zu weiteren Bundesheer-Meldungen.

Quelle©Patrick Huber