Das legendäre Uton-Feldmesser des tschechischen Herstellers Mikov ist bei den tschechischen und slowakischen Streitkräften nach wie vor weit verbreitet – seine  Edelstahlklinge ist „made in Austria”.

Weiland schon, während der Zeit im nunmehr aufgelösten Warschauer Pakt, leistete sich die damalige ČSSR eine gewisse Eigenständigkeit hinsichtlich der Rüstungsproduktion: neben Material sowjetischer Herkunft gab es tschechoslowakische Eigenentwicklungen. Erinnert sei nur an den leichten Kampfjet/Trainer L-39 Albatros (der nun komplett überarbeitet als L-39NG angeboten wird), die Dana-Panzerhaubitze VZ-77, das Sturmgewehr VZ-58, die Pistole CZ-75, die Kleinmaschinenpistole Skorpion, den durch etliche Terroranschläge zu trauriger Berühmtheit gelangten Sprengstoff Semtex, diverse gepanzerte Mannschaftstransporter und vieles mehr.

Während manche Ostblockstaaten bestenfalls Lizenzbauten sowjetischer Modelle produzierten, war die Industrie der ČSSR in der Lage, durchaus innovativ eigene Entwicklungen voranzutreiben, zu produzieren und zu vermarkten. Denn neben der eigenen Armee benutzten (und benutzen) viele Exportkunden Rüstungsgüter aus den Waffenschmieden des Landes.

Auch nach der Trennung von Tschechien und Slowakei und dem NATO-Beitritt beider Länder änderte sich daran wenig. Nach wie vor besteht das Großgerät der tschechischen Armee – Armada Ceske Republiky – aus altem sowjetischem Material, vielen tschechischen Eigenentwicklungen und zunehmend auch aus im Westen zugekauftem Gerät. Bei den Infanteriewaffen ist der Anteil eigener tschechischer Entwicklungen besonders groß.

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Ein tschechischer Soldat der ISAF mit Uton.

In den tschechischen Streitkräften spielte gutausgebildete Infanterie nebst Spezialeinheiten immer eine große Rolle. Neben Territorialeinheiten, Logistik-, Führungs- und Kampfunterstützungseinheiten bilden derzeit die 7. Mechanisierte Brigade und die 4. Brigade Krisenreaktionskräfte den Kern der tschechischen Landstreitkräfte. Die bataillonsstarke Fallschirmjägertruppe der Krisenreaktionskräfte, die Männer des 102. Aufklärerbataillons, die Operators der Anti-Terror-Truppe der Militärpolizei und die hocheffektiven Soldaten der 601. Gruppe Spezialkräfte können dabei auf besonderen Korpsgeist, hervorragende Ausbildung und angemessene Ausrüstung zählen. Und dazu gehört auch ein Kampfmesser, so tschechisch wie die Männer selber.

Die Ursprünge des Ortes Mikulasovice als Klingenschmiede reichen bis weit in die Zeit der Habsburgermonarchie zurück, damals hieß es noch Nixdorf (im Schluckenauer Zipfel). 1794 gründete der Kaufmann Ignaz Rösler im Ort die erste Messermanufaktur. Die heute noch dort beheimatete Firma Mikov produzierte mit dem Kampfmesser Uton ein durchaus charakteristisches und ergonomisch ausgereiftes Einsatzmittel. Das Uton ist 245 Millimeter lang und hat eine 138 Millimeter lange Klinge aus Stainless-Steel.

Der Griff des Uton (gefertigt in Gumokov Hradec Karlove) besteht aus schwarzem Gummi (auf der Grundlage von kubanischem Kautschuk), welches zur besseren Rutschsicherheit geriffelt ist. Tatsächlich ist der Griff selbst bei nassen, gar glitschigen Händen erstaunlich rutschsicher. Die Scheide ist aus Leder. In einer Seitentasche der Scheide versorgt sind eine kleine Feile und eine kleine Säge, die mittels der Messingkappe der Fangschnur am Griff befestigt werden können. Die Fangschnur ist zwei Meter lang, das heißt, sie sollte es sein, vielfach kürzten Soldaten sie einfach. Entwickelt wurde das Kampfmesser Anfang der 1970er-Jahre, Die Produktion startete 1973.

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Uton-Messer mit Zubehör.

Ab 1975 wurde das Uton an die Fallschirmjäger der tschechoslowakischen Volksarmee, ausgegeben, ab 1980 auch an die Sondereinheiten des Innenministeriums. Letztere umfassten 60 Mann. Danach erhalten auch andere Verbände das Uton.  Die offizielle Bezeichnung war „útočný nůž Uton vz.75”. Ausgegeben wurden zunächst Messer der Serien eins bis vier, kenntlich durch die Stempelung auf der rechten Seite der Klinge: 0001 bis 0004. Ab der Serie 0004 ist die Fertigungsqualität verbessert. Es sind nicht viele Messer der ersten drei Serien gefertigt worden, heute begehrte Sammlerstücke. Die Serie 0001 umfasste 500 Stück, deren Klingenqualität nicht sehr gut war, sie kann als Vorserie gelten. Die Serie 0002 hatte eine Stückzahl von 1.680 Stück, die Serie 0003 dann schon 4.500 Exemplare. Die Fertigungszahlen der Serien 0004 bis 0007, die alle zur Bewaffnung der tschechoslowakischen Volksarmee herangezogen werden, sind (leider) nicht öffentlich bekannt. Bis 1983 wurden diese Messer ausgegeben und ersetzten das aus den 1950er-Jahren stammende Kampfmesser „V 07”, letzteres heute selbst ein begehrtes Sammlerstück.

In kleineren Stückzahlen erhielten tschechoslowakische und tschechische Einheiten für Auslandseinsätze – zum Beispiel im Rahmen der KFOR oder SFOR – wieder ab 1993 Uton-Kampfmesser. Das tschechoslowakische Kontingent, 200 Mann einer ABC-Abwehrtruppe, das im Rahmen von „Desert Shield” respektive „Desert Storm” 1991 zu der alliierten Expeditionsstreitmacht zählte, führte diese Messer. Nach der Aufteilung der tschechoslowakischen Armee in eine tschechische und eine slowakische Armee (heute beides NATO-Streitkräfte), erhielten weitere Einheiten Uton-Kampfmesser.

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Soldaten der damals noch tschechoslowakischen Armee während der Operation „Desert-Storm” – am Gürtel ist das Uton-Messer zu sehen.

Nebenbei bemerkt: die Spezial- und Eliteeinheiten der tschechischen Armee führen seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts ganz destinktive Kampfmesser, so führt das 102. Aufklärerbataillon (Fernspäher) das Kampfmesser 1-F-97 Falco. Das Fallschirmjägerbataillon führt das 2-CH-00 Charon; das 41. mechanisierte Bataillon das Kampfmesser Griphon. Daneben wurde noch in sehr kleiner Stückzahl das Kampfmesser Grab für die Hundeführer der tschechischen Streitkräfte gefertigt. Unverwechselbar vom Design ist das Kampfmesser Valkyra der 601. Gruppe Spezialkräfte.

Surplus-Bestände des Uton gelangten auf den Zivilmarkt, sie sind leicht an dem Tintenstempel in der Trageschlaufe der Scheide zu erkennen. Daneben fertigte Mikov nämlich bis heute eine ganze Palette von unterschiedlichen Varianten des Uton für den zivilen Markt. Originale Uton-Kampfmesser sind auf Sammlerbörsen zu kriegen, im Internet oder in tschechischen Militarialäden, und nur dort manchmal zu Schnäppchenpreisen. Uton-Messer modernerer Fertigung haben eine Klinge aus dem chrombasierten (13 Prozent Chromanteil) Edelstahl n540 des österreichischen Herstellers Böhler.

Ausprobieren lohnt sich, die vielseitigen Uton-Messer könnten sich zum Geheimtipp unter Jägern, Anglern und allen Outdoor-Enthusiasten entwickeln.

Quelle@US Army, Sbimex