Eine Janes Webinar-Analyse von Akhil Kadida, leitender Luftstreitkräfte-Reporter für den asiatisch-pazifischen Raum, schlägt Wellen in der Fachwelt. China ist demnach in der Lage, sein 5.-Generation-Stealth-Kampfflugzeug Chengdu J-20 Mighty Dragon in immer größeren Stückzahlen zu bauen und damit immer mehr Geschwader auszurüsten.
Die J-20 ist ein von Chengdu in China entwickeltes Mehrzweckkampfflugzeug der 5. Generation. Die Entwicklung begann in den späten 1990er-Jahren, der Entwurf wurde allerdings erst 2008 fertiggestellt. Der Erstflug fand 2011 statt und das Flugzeug wurde 2017 in Dienst gestellt.
Diese chinesische Entwicklung und auch deren 4,5-Vorgängergeneration wurde von russischen Triebwerken motorisiert. Erst jüngst hat sich China in diesem Technologiesektor emanzipiert und ist nun in der Lage chinesische (Militär)-Flugzeuge auch mit chinesischen Triebwerken auszustatten.
Zudem ist China auch in der Lage diese Flugzeug in immer größeren Stückzahlen zu fertigen. Dem einst „großen Bruder” Russland, dessen Export-Suchois in den 1990er- und 2000er-Jahren Chinas Militärluftfahrt in die Neuzeit transferiert haben, ist China längst enteilt. Die Schätzung westlicher Analysten aus dem Frühjahr 2022 belief sich auf rund 40 Maschinen der Type J-20, die damals im Dienst der Luftwaffe der Volksbefreiungsarmee standen.
Mittlerweile wird die Stückzahl auf bis zu 250 geschätzt und die in Verwendung stehende Zahl der Stealth-Flugzeuge bei inzwischen zwölf Luftbrigaden soll 195 Maschinen betragen. Die Janes-Analyse spricht angesichts dieser Zahlen von „gravierenden Auswirkungen” auf das militärische Kräftegleichgewicht in der Region.
Das chinesischen 5.-Generation Kampfflugzeug-Programm J-20 könnte demnach bereits eine Fertigungs-Größenordnung von 70 bis 100 Stück pro Jahr erreicht haben. Bei der russischen Su-57 sind es wohl deutlich weniger.
Weitere 5.-Generation- und 6.-Gernation-Kampfflugzeugprogramme stehen erst in der Entwicklungs- oder gar nur in der Konzeptphase.
Auf europäische Programme wird man noch länger warten müssen. Die „Zeitenwende” erwischt Europa ohne eigenes 5.-Generation-Programm. Zwar wird in Europa an der F-35 mitenwickelt und gebaut, man ist aber nur Partner oder Kunde im US-amerikanischen Programm. Erst in rund 15 Jahren werden Einsatzpiloten wieder in die nächste Generation europäischer Kampfflugzeuge steigen können.
Abhängig von den Fertigungszahlen der J-20, J-31 und J-35 in China könnte der Westen in den 2030er-Jahren erstmals seit Jahrzehnten seinen Vorsprung bei der Produktion moderner bemannter Kampfflugzeuge einbüßen.