Das Bundesheer hat am Wochenende den Kauf von zwölf neuen Black Hawk-Hubschraubern in der Variante UH-60M fixiert. Grund genug, um einen etwas detaillierteren Blick auf die modernste Variante des Sikorsky-Arbeitspferdes zu werfen.

Der Ist-Stand der österreichischen Black Hawk-Flotte

Die nun gekauften neuen Hubschrauber sind nicht die ersten rot-weiß-roten Black Hawks. Bereits Ende Dezember 2000 bestellte die Republik Österreich neun Helikopter der Type Sikorsky S-70A-42. Im August 2002 begann die Auslieferung, zum damaligen Zeitpunkt handelte es sich dabei um die modernste Black Hawk Variante weltweit. Während die Piloten der US-Army (-> aktuelle Meldungen rund um die US-Streitkräfte) noch in Uhrencockpits saßen, hatten die österreichischen Black Hawks bereits ein Glas-Cockpit mit vier Mehrzweckbildschirmen.

©Militär Aktuell

Nach 15 Jahren Dienst war es allerdings erforderlich Modifikationen durchzuführen. Und so wurde am 1. Juni 2017 ein Vertrag mit ACE Aeronautics (einer US-Firma aus Alabama) zur Modernisierung der neun österreichische Black Hawks unterschrieben (-> Ein Blick in den neuen „Black Ace Hawk”). Mittlerweile sind sieben Helikopter modifiziert und wieder an das Bundesheer übergeben.

Damit nicht genug, erfolgte 2023 auch die Bestellung dreier weiterer Black Hawks. Diese gebrauchten Black Hawks, aus US-Army Beständen, passen technisch und logistisch zu den neun österreichischen Black Hawks. Sie erhalten ebenfalls das Cockpit von ACE Aeronautics, die neun Helikopter zählende Flotte am Fliegerhorst Leopold Figl – Flugplatz General Pabisch (-> Neuer Name für Fliegerhorst Brumowski) wird damit zu einer kompletten Staffel mit zwölf Helikopter vervollständigt.

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Parallel dazu begann das Bundesheer, das Selbstschutzsystem seiner Helikopter auf den modernsten Stand hochzurüsten. Die beiden bekannten „Beulen” auf beiden Seiten des Heckauslegers verschwinden. Stattdessen werden beidseitig je ein Flare-Werfer und ein Düppel-Werfer montiert. Die Flare-Werfer schießen bei Gefährdung Hitzefackeln beidseitig schräg nach vorne unten und sollen die Erfassung von Infrarot-Raketen verhindern oder zumindest unterbrechen. Die Düppel-Werfer schießen kleine Aluminiumstreifen nach hinten oben in den Heckrotor. Sie sollen durch Haupt- und Heckrotor verwirbelt eine Radar-refletierende Wolke erzeugen und so die Erfassung von Radar-Raketen unterbrechen.

UH-60M Black Hawk – ©Sikorsky
Blick in die Zukunft: So sehen die neuen UH-60M des Bundesheeres aus.

Die neuen UH-60M Black Hawk des Bundesheeres

2007 begann für die US Army das Zeitalter des digitalen Cockpits. Die Produktion im Sikorsky-Werk in Stratford (Conneticut/USA) wurde vom UH-60L Lima auf das Modell UH-60M Mike umgestellt. Diesem Schritt waren drei Jahre Planung und vier Jahre Testflüge vorausgegangen.

Das Cockpit eines UH-60M schaut dem Cockpit eines Bundesheer-Black Hawks ziemlich ähnlich. Das Mike Cockpit basiert auf Avionic von Rockwell Collins. Im Cockpit von Ace Aeronautics ist ein Garmin 5000 System verbaut. Beide Cockpits werden beherrscht von vier Multifunktionsdisplays und zwei Flugmanagementcomputern. Dazu gibt es eine „Badewanne” voller Knöpfe.

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Gegenüber dem Vorgängermodell wuchs die Crew nun auch offiziel auf vier Personen, zwei Piloten und zwei Bordtechniker. Auch hier ändert sich für das Bundesheer nichts, die österreichischen Streitkräfte fliegen in ihren Black Hawks bereits mit einer Besatzung von vier Personen.

Verbessert wurde im Zuge der Umstellung auch die Zelle, Sikorsky reduzierte unter anderem die Anzahl der verbauten Teile. Die Änderungen beugen Rissen vor und beseitigen Korrosionsstellen. Zudem kommt ein verstärkter Getriebeträger zum Einsatz und die Struktur des Oberdecks, die beim MH-60S Knighthawk der US Marine eingeführt wurde, findet sich auch in den Mike-Versionen. Die Zelle des Mike-Modells verfügt außerdem über eine hintere Zugangstür und ein Avionikfach. Für das ESSS (External Stores Support System), das bis zu vier 871 Liter fassende Kraftstofftanks aufnehmen kann, wurde ein absturzsicheres externes Treibstoffsystem entwickelt.

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Damit das Mehrgewicht nicht zulasten der Flugleistungen geht, gab es auch antriebsseitig einige Änderungen. Der UH-60M erhielt zwei T700-GE-701D Turbinen (ident mit Apache-Hubschrauber), welche gegenüber den Vorgängern -701C rund vier Prozent mehr Leistung bei verbesserter Lebensdauer aufweisen. Der UH-60M verwendet weiterhin dasselbe Getriebe wie der UH-60L, jedoch modifiziert um eine Seahawk-Rotorbremse.

Komplett neu sind hingegen die Rotorblätter. Die Hauptrotorblätter sind nun vollständig aus Verbundwerkstoff. Sie sind um vier Zentimeter breiter, die Blattspitzen weiter zurück gepfeilt. Dieser vierblättrige Hochauftriebs-Hauptrotor sorgt für eine drastische Verbesserung der Nutzlast-Reichweite gegenüber dem ursprünglichen Black Hawk bei gleichzeitig besseren Handling-Eigenschaften. Zur weiteren Verbesserung der Flugeigenschaften verfügt der UH-60M außerdem über aktive Schwingungsdämpfer via Flugsteuerungscomputer.

Sikorsky: „Black Hawk-Reise ist noch nicht zu Ende“

Von außen sehen sich die alten und die neuen Black Hawks sehr ähnlich, sie sind aber prinzipiell trotzdem gut voneinander zu unterscheiden. Unterscheidungskriterium ist der Triebwerksauslass: Der geht beim Mike-Modell geradewegs nach oben. Das hat den Vorteil, dass die heißen Abgase rascher verwirbelt werden und der Hubschrauber im Infrarotspektrum besser vor Erfassung geschützt ist.

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Die technischen Daten des UH-60M

Länge über alles: 19,76 Meter
Höhe über alles: 5,33 Meter
Höhe über Hauptrotorkopf: 3,76 Meter
Radstand: 8,84 x 2,97 Meter
Rumpflänge: 15,43 Meter
Rumpfbreite: 2,36 Meter
Durchmesser Hauptrotor: 16,36 Meter
Durchmesser Heckrotor: 3,35 Meter
Leergewicht: 5.674 Kilogramm
Nutzlast: 3.121 Kilogramm
Missionsgewicht: 8.791 Kilogramm
Maximales Abfluggewicht: 9.979 Kilogramm
Last am Haken: 4.082 Kilogramm

Hier geht es zu weiteren Bundesheer-Meldungen und hier zu weiteren Berichten rund um Sikorsky.

Quelle©Bundesheer/Gorup, SIkorsky