Eine aktuelle Analyse des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI zeigt: Der anhaltende Konflikt mit Russland führt in Europa zu einer massiven Aufrüstung. Zudem haben sich Russlands Waffenexporte halbiert – verantwortlich dafür ist aber nicht nur der Ukraine-Krieg.
Das Gefühl einer Bedrohung durch Russland ist in vielen europäischen Regierungen nicht erst seit dem Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022, sondern bereits seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim im Jahr 2014 gewachsen. Dies hat dazu geführt, dass europäische Staaten verstärkt schwere Rüstungsgüter wie Kampfflugzeuge, Panzer und Luftverteidigungssysteme erwerben, heißt es von SIPRI.
Dem Bericht zufolge sind die Großwaffenimporte der europäischen Staaten angesichts von Russlands Aggressionskurs zwischen 2019 und 2023 im Vergleich zum vorangegangenen Fünfjahreszeitraum um 94 Prozent gestiegen. Hauptprofiteur davon sind die USA. Mehr als die Hälfte der Waffenimporte europäischer Staaten stammen von US-amerikanischen Unternehmen.
Auch abseits von Europa sind die USA weiterhin der – mit Abstand – größte Waffenexporteur der Welt. Zwischen 2019 und 2023 lieferten die Vereinigten Staaten schwere Waffen an insgesamt 107 Staaten und steigerten ihre Verkäufe im Vergleich zum vorangegangenen Fünfjahreszeitraum um 17 Prozent. Im gleichen Zeitraum waren die Waffenexporte der USA um 282 Prozent höher als die von Frankreich, dem zweitgrößten Waffenexporteur weltweit. Im Vergleich zur Vorperiode konnte Frankreich seine Exporte um 47 Prozent steigern, Russland – bislang die Nummer zwei der Rangliste der größten Exporteure – musste hingegen einen Rückgang seiner Waffenausfuhren um rund die Hälfte hinnehmen.
Gründe dafür sind laut den SIPRI-Forschern der hohe Waffenverschleiß im Ukraine-Krieg, zudem aber auch ein Rückgang der Aufträge aus China und Indien sowie Einschränkungen durch geltende Sanktionen. Mit Blick auf Indien und andere asiatische Länder durften sich in den vergangenen Jahren vor allem die europäischen Rüstungsbetriebe über gut laufende Geschäfte freuen. Ein Treiber dafür ist laut SIPRI-Forscher Pieter Wezeman der „steigende Argwohn vieler Staaten in Asien und Ozeanien gegenüber Chinas zunehmenden militärischen Fähigkeiten und territorialen Ansprüchen sowie Großmachtambitionen”.