4.000 Soldaten, 60 Flugzeuge und 40 Marineeinheiten aus insgesamt 18 Staaten beteiligen sich an dem diesjährigen NATO-Militärmanöver „BALTOPS” (Baltic Operations, 6. bis 18. Juni). Schauplatz ist der Ostseeraum von der dänischen Meerenge bis zum Baltikum.
Neben 16 NATO-Staaten – Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Italien, Kanada, Lettland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen, Spanien, Türkei, USA und Vereinigtes Königreich – sind auch Finnland und Schweden als Partnerländer mit dabei.
Das Timing für das Militärmanöver scheint perfekt. Während die Mitglieder der Allianz ihre Bereitschaft zur kollektiven Verteidigung auf See zur Schau stellen, kommen die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten am 14. Juni in Brüssel zu einem Spitzentreffen zusammen. Eine bessere Kulisse für den Gipfel könnte es nicht geben. „BALTOPS demonstriert ein halbes Jahrhundert unerschütterliches Engagements unserer Partner und Verbündeten”, erklärte US-Vizeadmiral Gene Black. Black ist Kommandeur der 6. US-Flotte und des Marinehauptquartiers Naval Striking and Support Forces NATO (STRIKFORNATO) mit Sitz im portugiesischen Oeiras bei Lissabon, dem die Planung, Koordinierung und Durchführung von BALTOPS obliegt.
Das maritime Militärmanöver in der Ostsee findet heuer bereits zum 50. Mal statt. Erstmals abgehalten wurde es noch während des Kalten Krieges im Jahr 1972. 1993 nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden die ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes zur Teilnahme am Ostsee-Manöver eingeladen, noch ehe sie der NATO beigetreten sind.
Das simulierte Szenario der diesjährigen BALTOPS-Übung bleibt unverändert: ein vom Meer aus nahender feindlicher Angriff soll abgewehrt werden. Dass es sich bei dem fiktiven Angreifer um Russland handelt wird nicht explizit ausgesprochen, in ihrer Wahrnehmung dürften sich die beteiligten Staaten aber einig sein. Das Ziel des Manövers ist unverändert die Schulung der NATO-Staaten im gesamten Spektrum maritimer Kriegsführung, wie es auf der Webseite von STRIKFORNATO heißt.
Bei der simulierten Auseinandersetzung spielen die teilnehmenden Staaten eine Reihe von realitätsnahen Szenarien durch, wobei die einen die Rolle des Verteidigers und die anderen die des Angreifers übernehmen. Übungsplatz ist vor allem das Wasser, ergänzt durch Aktionen aus der Luft. Geübt werden unter anderem Such- und Rettungseinsätze, die Flugabwehr, U-Boot Bekämpfung, Minenabwehr, und die Radarzielverfolgung. Zum ersten Mal in der Geschichte der Übung ist auch die Simulation der Verteidigung gegen Cyber-Attacken Teil des Programms.
„BALTOPS bildet die Grundlage für unsere Fähigkeit zur Zusammenarbeit”, sagte Vizeadmiral Black zum Auftakt der Übungen. Ob sich die NATO-Staaten beim Gipfel in der kommenden Woche genauso kooperationswillig wie in der Ostsee zeigen werden, bleibt unklar. Die Hoffnung darauf, dass die NATO seitens der Vereinigten Staaten unter Joe Biden wieder mehr Zuspruch bekommt, ist jedenfalls groß. Während des Treffens mit dem US-Präsidenten vergangenen Montag hatte der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Mitglieder der Allianz dazu aufgerufen, ihr Engagement zu bekräftigen und Investition in die Verteidigung weiter zu stärken. Gerade in Zeiten zunehmender Herausforderungen müsse die NATO Einheit demonstrieren, so Stoltenberg.