Anfang der 1990er-Jahre hat sich die Falkland Islands Defence Force (FIDF) für eine Bewaffnung mit dem Steyr AUG von Steyr Mannlicher entschieden – drei Jahrzehnte später wird nun auf das L85A2 von Heckler & Koch umgerüstet.
Die über den Erdball verstreuten British Overseas Territories gehören staatsrechtlich nicht zum United Kingdom, stehen aber in enger Verbindung. Obwohl Außenbeziehungen und Verteidigung vom britischen Mutterland wahrgenommen werden, unterhalten viele der British Overseas Territories eigene Verteidigungskräfte, die sich organisatorisch eng an das britische Vorbild anlehnen, aber in Detailfragen oft abweichende Merkmale aufweisen. Innenpolitik und Budgetrecht liegen nämlich bei den British Overseas Territories selbst. So war das Royal Bermuda Regiment von 1983 bis Anfang 2016 mit dem Ruger Mini-14GB/20 ausgerüstet, die bei den britischen Streitkräften keine Standardwaffe darstellte.
Die Falkland Islands Defence Force (FIDF) wurde im Juni 1892 auf der Basis von verschiedenen kurzlebigen Vorläuferorganisationen noch unter dem Namen „Falkland Islands Volunteers” vom damaligen Gouverneur Sir Roger Tuckfield Goldsworthy ins Leben gerufen, nachdem ein mit Bewaffneten beladener Dampfer der chilenischen Bürgerkriegsparteien im Hafen von Port Stanley eingelaufen war. Die Falkland Islands Volunteers wurden dann auch während des Ersten Weltkriegs mobilisiert, sie bemannten etliche kleinere militärische Postionen auf den Inseln. 36 Mann meldeten sich freiwillig zu den britischen Streitkräften, von denen zehn ihr Leben verloren. 1919 wurden die Falkland Islands Volunteers dann in „Falkland Islands Defence Force” (FIDF) umbenannt.
Im Zweiten Weltkrieg bemannte die FIDF erneut militärische Einrichtungen auf den Inseln, 150 meldeten sich zu den britischen Streitkräften, von denen 26 fielen. Nach dem Ende des Krieges übernahm die FIDF dann Drill und Uniform der Royal Marines, von denen ein Detachment auf den Falkland Inseln stationiert war.
Am 28. September 1966 landete eine Gruppe argentinischer Extremisten mit einem entführten Flugzeug bei Port Stanley und nahm einige Insulaner als Geiseln: die Falklanders hatten angenommen, die Maschine befände sich in Luftnot und waren zur Hilfe geeilt, nur um von den Terroristen dann gefangengenommen zu werden. Die Royal Marines und die FIDF riegelten den Schauplatz ab und die Angelegenheit konnte unblutig beendet werden.
Am 1. April 1982 wurde die FIDF (viel zu spät) mobilisiert, um die drohende argentinische Invasion abzuwehren. Viele Mitglieder der Truppe lebten weit verstreut auf entlegenen Farmen und deshalb konnten nur 32 Mann bei Port Stanley zusammengezogen werden, wo sie sofort mit den Marines eine Defensivposition bildeten. Die Argentinier beschlagnahmten alle Ausrüstung der Falkland Islands Defence Force und erklärten sie für aufgelöst. Einige ihrer Angehörigen wurden in Fox Bay interniert, bis dieser Ort auf dem westlichen Teil des Archipels von Royal Marines vom 40 Commando am 15. Juni 1982 befreit wurde.
Terry Peck, früheres Mitglied der FIDF und einer der Geiseln von 1966, hatte den britischen Streitkräften bei der Rückeroberung der Inseln wertvolle Hilfe als Scout geleistet. Er kämpfte mit dem 3rd Battalion, Parachute Regiment, in der Schlacht am Mount Longdon.
Die FIDF wurde 1983 neu aufgestellt, sie ist heute eine leichte Infanteriekompanie. Ihre Angehörigen sind Bewohner der Falklands Islands, die Ausbildung dauert zwölf Wochen. Danach besteht der Dienst aus einem Tag Dienst pro Woche, plus verschiedenen zusätzlichen Wochenenden. 100 Mann zählen zum Primary Reserve Personnel, weitere 100 zum Secondary Reserve Personnel. Ein Warrant Officer Class 2 der Royal Marines dient als Permanent Staff Instructor (PSI). Kommandeur ist seit 2018 Major Justin McPhee, der 2019 als erster FIDF-Offizier den Intermediate Command & Staff Course (Land Reserves) der Defence Academy of the United Kingdom absolviert hat.
Die FIDF ist ein wichtiger Bestandteil der Verteidigung der Inselgruppe, zu der die britische Armee (neben der Royal Air Force und der Royal Navy) zur Zeit Folgendes beisteuert: eine Infanteriekompanie, eine Pionierkompanie, einen Fernmeldezug sowie unterstützende Teileinheiten im Bereich Logistik und Administration. Die Kosten für die FIDF mit 400.000 Pfund (rund 460.000 Euro) jährlich werden von der Verwaltung der Falkland Inseln getragen.
Neben den typischen britischen Armeewaffen wie dem GPMG (FN MAG) oder dem L129A1 Sharpshooter Rifle verwendet die FIDF auch Waffen aus österreichischen Waffenschmieden – die Pistole Steyr M9 und das Steyr AUG von Hersteller Steyr Mannlicher.
Pete Bloom, ehemaliger Colour Sergeant der Royal Marines, schrieb in einem Artikel in der Zeitschrift „Handgunner”, dass die FIDF 1991 einen Vergleichstest zwischen dem Steyr AUG und dem SA-80 gemacht haben, als der Ersatz des alten L1A1-SLR in .308 anstand. Jeweils zwei Testwaffen standen zur Verfügung. Die SA-80 waren vom britischen Ministry of Defence geliehen. Bei den britischen Streitkräften stand das Gewehr seit Oktober 1985 als „L85A1” im Dienst. Eindeutiger Gewinner des Tests war das Steyr AUG, weil das SA-80 viermal so viele Ladehemmungen produzierte wie das AUG. Noch dazu waren die angebotenen SA-80 mit 1.000 Pfund pro Stück (ohne Zubehör, rund 1.150 Euro) ausgesprochen teuer.
Als zusätzliche „Entscheidungshilfe” gab das britische Verteidigungsministerium kund, die FIDF hätte bei der Anschaffung der SA-80 zu warten, bis die ganze britische Armee mit der neuen Waffe ausgerüstet sei.
Anno 2000 begann Heckler & Koch mit der Überarbeitung der L85A1 der britischen Streitkräfte (Kosten: rund 400 Pfund = 460 Euro pro Waffe). Die übelsten Mängel der Basisversion wurden beseitigt, das Gewehr L85A2 ist wesentlich besser als das L85A1. Im Jahr 2018/19 begann dann auch die FIDF vom Steyr AUG auf das L85A2 umzurüsten.