UG-Tools aus Deutschland fertigen so gut wie unzerstörbare Messer aus MagnaCut-Stahl. Wir testen zwei Varianten eines handlichen Alleskönners: Das TiNy Floe und TiNy Pango. Das Ranger-Team kommt aus dem Staunen nicht raus – hier erfahrt ihr, warum.
Hinter UG Tools stecken experimentierfreudige und vor allem fachlich gut ausgebildete Köpfe. Philipp Utsch und Jan Gierse bauen seit 2020 „kompromisslose Messer“, wie sie es selbst formulieren – und tatsächlich müssen auch wir, wenn wir uns die schneidigen Teile in Theorie und Praxis anschauen, sagen: Die beiden Herren haben wohl recht.
Mit einem bisher einzigartigen Verfahren vereinen sie das, was Messernutzer seit Menschengedenken gerne von ihren handlichen Begleitern hätten: Wenig Gewicht bei maximaler Stabilität. Erreicht haben sie diese Kombination durch ein innovatives Vorgehen, das entsprechendes Know-How bedarf.
The future is now
Das Zauberwort heißt „3DTi“, also ein Titangriff aus dem 3D-Drucker. Was futuristisch klingt, ist tatsächlich Realität, und eine schöne noch dazu. Am Beispiel des TiNy bedeutet das: In der uns vorliegenden Variante des TiNy mit Droppoint Klinge und MagnaCut-Stahl (65 HRC) hat man ein mit 80 Gramm federleichtes Messer in der Hand, das sich in der Haptik erst einmal kühl und auf eine einmalige Art fein-griffig anfühlt – die Oberfläche ist weder glatt, noch stark konturiert. Dennoch hat man das Messer sicher in der Hand. Erstaunlich.
Die metallische Kühle, die man hinter dem Wort „Titan“ vielleicht erwartet, löst sich in Wahrheit in eine angenehme Wärme auf, sobald man das Messer in der Hand hat. Sogar bei winterlichen Temperaturen um den Nullpunkt herum braucht es nicht lange, bis sich der Griff erwärmt. Das ist wirklich wie ein bisschen Magie.
Ein Kleines ganz groß
Das TiNy selbst gibt es in zwei Klingenformen mit Stonewashed-Finish, zwei Stahl- und drei Griffvarianten. Unser Favorit ist das TiNy Pango aus MagnaCut-Stahl (65 HRC) mit Droppoint-Klinge. Im Gegensatz zu TiNy Floe hat es einen stärker konturierten Griff, alle anderen Spezifikationen bleiben aber gleich.
MagnaCut-Stahl ist eine recht junge Entwicklung. Er gilt als ein Material mit besonders hoher Schnitthaltigkeit, hoher Zähigkeit und guter Korrosionsbeständigkeit. Die zusätzlich sehr hohe Festigkeit von Titan im Griff sorgen dafür, dass das Messer gar keine Full-Tang-Bauweise braucht, also einen bis ans Ende des Griffs durchgehenden Klingenstahl. Wie viel die Messer aushalten, beweisen UG-Tools regelmäßig bei Veranstaltungen und Tests.
Im Gebrauch
Auch wir hatten das TiNy Floe und TiNy Pango im Einsatz. Montiert am Lasercut-Bugbelt von Armybug ist das Floe unser regelmäßiger Begleiter bei allen Outdoor-Aktivitäten. Beim Bushcraften muss es für alle (also wirklich: alle) Tätigkeiten herhalten: Von feinen Schnitzarbeiten und dem Entrinden von Ästen, über das Ausschlagen von Astgabeln, bis hin zum Holzspalten und Bohren in starkem Kernholz. Trotz des schmalen Griffs kommen wir auch ohne Handschuhe zurecht, üblicherweise sind sie aber bei diesen Arbeiten ohnehin angezogen (-> Zum Test der Einsatzhandschuhe Vader von Eska).
Aufgrund der Zähigkeit wurde es zuweilen schon für gänzlich verpönte Arbeiten mit Messern verwendet, beispielsweise zum Ausgraben der letzten Zentimeter Erdreich, wenn ein Ast nicht mehr hilft und sich auch noch Steine dazumischen. Das ist schon grausam und wird bestimmt (bestimmt?) nicht mehr wiederholt – zeigt aber auch, wie viel Vertrauen wir in die Qualität der Messer gewonnen haben und wie sehr es sich als verlängerter Arm ins Muskelgedächtnis eingearbeitet hat. Im Notfall würde das Messer also auch solche Torturen ertragen und danach dennoch schneidig genug bleiben.
Auch beim Wandern ist es nun immer dabei, da es sehr handlich und eben federleicht ist. Das geringe Gewicht gilt aber normalerweise bei anstrengenden Bushcraft-Arbeiten als nachteilig. Auch wir blieben erst einmal vorsichtig-optimistisch beim Hacken mit dem Messer. Schnell wurde aber klar, dass es die Kombination aus allem ausmacht: Form und Material sind so gestaltet, dass man tatsächlich intensiv arbeiten kann, ohne, dass einem schon nach wenigen Minuten „die Hand abfällt“.
Das TiNy Pango mit stärkerer Griff-Konturierung sitzt hingegen als Backupmesser hinter den Reservemagazinen am Bugbelt von Armybug (-> Hier im Ranger-Langzeittest als Bushcraft-Gürtel). Die Droppoint-Klinge ist so geformt, dass sie sogar mit der schussschwachen Hand im Faustgriff „verkehrt“ gezogen einen sofortigen Einsatz erlauben würde. Je nach Positionierung am Gürtel lassen sich aber verschiedene Ziehmöglichkeiten mit einer oder beiden Händen finden. Nicht zu verachten ist auch das kantige Ende des Griffs, wo sich versenkte Löcher für ein Paracord verstecken. Der steile Winkel lässt vermuten, dass man hier durchaus den einen oder anderen Schmerzpunkt gezielt „aktivieren“ kann …
Fester Sitz
Für die Variabilität in der Montage ist die ebenfalls 3D-gedruckte Scheide verantwortlich. Mit dem darauf festgemachten UltiLink-Montagepunkt und entsprechendem Adapter kann das Messer in zahlreichen Winkeln festgemacht werden. Das ganze Setup musste schon einige Schläge und Querbelastungen aushalten und immer hielt es fest. Wichtig ist aber dennoch, dass das Messer tatsächlich bis zum hör- und spürbaren Widerstand in die Scheide gedrückt wird. Dann bleibt es auch wirklich „am Mann“.
Ranger-Fazit: Die Messer von UG-Tools sind spätestens seitdem sie sich in der Serie „7 vs. Wild“ behaupten mussten, im Outdoor-Bereich angekommen. Einige EDC-Gegenstände für den Alltag wurden auch schon aus dem gleichen Material entwickelt. Bartkamm, Göffel, Kubotan – es geht schnell voran mit der Entwicklung!
Speziell das TiNy ist für uns ein Messer zum Verlieben. Es ist ein unfassbar robustes und universelles Arbeits- und Backupmesser, das vollständig „Made in Germany“ ist. Aufgrund des geringen Gewichts und der gleichzeitigen Stabilität sehen wir das Konzept, das hinter dem TiNy und anderen Modellen steckt, aber eindeutig auch im behördlichen Bereich. Es überrascht also nicht, dass UG-Tools dort tatsächlich präsent sind. Wir bleiben für euch jedenfalls dran und hoffen, euch bald mehr dazu berichten zu können.