Wie der türkische Rüstungskonzern Otokar mitteilte, hat das Unternehmen einen wichtigen Auftrag der rumänischen Streitkräfte erhalten. So soll Otokar im Rahmen dieses 865-Millionen-Euro-Vertrages bis zu 1.059 Cobra II 4×4 gepanzerte Fahrzeuge an das rumänische Heer ausliefern. Etwa 75 Prozent dieser Fahrzeuge – genauer gesagt 781 – sollen in Rumänien montiert werden.
Für Otokar ist dieser Auftrag einer der größten internationalen Verträge der Firmengeschichte. Damit sieht das Unternehmen nicht nur seine Präsenz auf dem europäischen Markt gestärkt, sondern auch die türkische Rüstungsindustrie im Allgemeinen. So stiegen die türkischen Waffenexporte im vergangenen Jahr auf ein Rekordhoch von etwas mehr als fünf Milliarden Euro, was einem Wachstum von etwa 25 Prozent gegenüber 2022 entspricht.
Wie bereits erwähnt, soll der Großteil der Fahrzeuge – 781 von 1.059 – in Rumänien montiert werden. In der Ausschreibung des Projekts gab es dahingehend eine Vorgabe. So sollte mindestens die Hälfte der Fahrzeuge in Rumänien gefertigt werden. An dieser Vorgabe ist Medienberichten zufolge das von Oshkosh gestellte Konkurrenzangebot mit seinem Joint Light Tactical Vehicle (JLTV) gescheitert. Die erste Tranche, die aus den restlichen 278 Fahrzeugen besteht, wird noch in den Otokar-Werken in der Türkei produziert.
Die 1.059 Fahrzeuge werden in insgesamt neun Konfigurationen geliefert. Dank eines modularen Aufbaus kann das Basismodell in acht weitere Versionen umgebaut werden. So eignet sich Cobra II neben den militärischen Versionen für Truppentransport, als Waffenplattform, zur CBRN-Aufklärung, als Bodenüberwachungsradar, als Sanitätsfahrzeug und als Führungsfahrzeug auch für Grenzschutz und Innere Sicherheit.
Das Cobra II-Projekt ist ein weiterer Beweis für die rumänische Aufrüstung im vergangenen Jahrzehnt. Die Verteidigungsausgaben des Landes stiegen von etwa 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf über 7,8 Milliarden Euro im Budget des laufenden Jahres. Offiziellen NATO-Zahlen zufolge belaufen sich die Ausgaben auf inzwischen über 2,25 Prozent des BIP – das liegt über dem angestrebten NATO-Ziel von zwei Prozent. Damit soll aber noch nicht Schluss sein, denn das südosteuropäische Land liebäugelt derzeit mit einer Beschaffung von F-35A-Kampfjets (-> Lockheed mit F-35 auch in Rumänien erfolgreich). Darüber hinaus wurde erst im Juli ein Vertrag mit dem südkoreanischen Unternehmen Hanwha Aerospace im Wert von 920 Millionen Euro über die Lieferung von 54 Panzerhaubitzen des Typs K9 Thunder 155 Millimeter und zahlreichen Nachschubfahrzeugen des Typs K10 geschlossen.