Mit dem Ende der diesjährigen Milizübung des Jägerbataillons Burgenland erfolgte am Samstag in der Benedek-Kaserne in Bruckneudorf die feierliche Kommandoübergabe im Beisein von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und rund 50 geladenen Ehrengästen aus Militär- und Zivilgesellschaft.
Strahlend blauer Himmel, frühlingshafte Temperaturen. Der Wettergott meinte es gut mit den knapp 300 Milizsoldaten des traditionsreichen Jägerbataillons Burgenland, seinem scheidenden und dem künftigen Kommandanten sowie den anwesenden Ehrengästen, die sich in der nicht minder traditionsreichen Kaserne in Bruckneudorf, dem einstigen Brucker Lager (gegründet 1867) eingefunden hatten.
2006 als Nachfolger der ehemaligen territorialen Milizbataillone 43 und 1 aus der Taufe gehoben, wurde das Jägerbataillon Burgenland (JgBB) von Beginn an von Oberst Peter Krauss kommandiert. Über fast zwei Jahrzehnte lang leistete Oberst Krauss in einem schwierigen gesellschaftspolitischen Umfeld, in welchem das Bundesheer und vor allem die Miliz durchaus stiefmütterlich behandelt wurden, wichtige Aufbauarbeit.
Die Milizsoldaten des Bataillons stammen vor allem aus den Bundesländern Burgenland und Wien, sowie aus der Steiermark und Niederösterreich. Das Aufgabenspektrum des Verbandes umfasst die militärische Landesverteidigung, den sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz (-> aktuelle Meldungen von den Assistenzeinsätzen des Bundesheeres), die Sicherung der staatlichen Souveränität, die Katastrophenhilfe sowie das Bereithalten eines Personalpools für internationale Einsätze des Österreichischen Bundesheeres.
Das JgBB gliedert sich in vier Kompanien: eine Stabskompanie und drei Jägerkompanien zu je vier Zügen, die mit PAR 66/79, P80, StG 77, SSG 69 und dem MG 74 ausgerüstet sind. Im Rahmen des Aufbauplans des Bundesheeres wird das JgBB in den kommenden Jahren außerdem moderne gepanzerte Fahrzeuge erhalten.
Das Motto des Jägerbataillons Burgenland lautet: „Cor Amico Hosti Frontem – dem Freund das Herz, dem Feind die Stirn”. „Das ist Ausdruck einer selbstbewussten Miliz”, erläutert Oberleutnant Dietmar Trinkl, seines Zeichens ÖA-Beauftragter der burgenländischen Miliz.
Trinkl: „Unsere Milizsoldaten kommen aus den verschiedensten Bereichen und zivilen Berufen. Sie sind Unternehmer, Beamte, Angestellte, Arbeiter und Studenten. In den Verbänden der Miliz kombinieren sie ihr privates Wissen mit einer militärischen Ausbildung und Praxis. Durch diese besonderen Voraussetzungen leisten die Soldaten einen wichtigen Beitrag im Bundesheer und für die Sicherheit des Landes.”
Militärischer Partner und verantwortliches Kommando im Mobilmachungsfall des Jägerbataillons Burgenland ist das Jägerbataillon 19, das in der Montecuccoli-Kaserne im südburgenländischen Güssing stationiert ist. Eine zivile Partnerschaft des JgBB besteht aktuell mit der Helvetia Versicherung (-> Vor wenigen Tagen wurde das 15-jährige Jubiläum der Partnerschaft gefeiert) sowie den vier Gemeinden des Lafnitztales: Grafenschachen, Loipersdorf-Kitzladen, Neustift an der Lafnitz und Markt Allhau. „Mit der Firma Eslait soll in Kürze eine weitere zivile Partnerschaft eingegangen werden”, so ÖA-Offizier Trinkl gegenüber Militär Aktuell.
Eine Besonderheit des Jägerbataillons Burgenland stellen außerdem die vielfältigen Veranstaltungen und Aktivitäten dar, etwa:
- Vorträge im Bereich Sicherheits- und Wehrpolitik,
- Unterstützung für soziale Projekte,
- Partnerschaftsschießen,
- Bataillonsschießen,
- Quellenwanderung,
- Winterwanderung und
- Familienzeltlager.
Dadurch ergibt sich eine enge Verzahnung von Zivil- und Militärgesellschaft. Doch zurück zur eigentlichen Kommandoübergabe.
Als Zeichen der Würdigung der langjährigen Tätigkeit des scheidenden Kommandanten Oberst Peter Krauss nahmen an dem Festakt neben Abordnungen militärischer Verbände auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, der burgenländische Militärkommandant Gernot Gasser, der stellvertretende Kommandant der 3. Jägerbrigade, Oberst Franz Langthaler, der Landtagsabgeordnete Oberstleutnant Gerald Handig und der „Hausherr” der Bruckneudorfer Kaserne, Oberst Markus Ziegler, teil. Die hohe Militärgeistlichkeit war durch den katholischen Bischofsvikar Alexander Wessely und den evangelischen Pfarrer Sebastian Götzendorfer vertreten. Weiters waren Abordnungen der UN-Peacekeeper sowie des Traditionsverbandes Infanterieregiment 76 unter Führung von Major in Tradition Josef Schwögelhofer vor den rund 50 Ehrengästen und knapp 300 Milizsoldaten angetreten.
Nach dem Abschreiten der Formation durch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Oberst Peter Krauss, Oberstleutnant Werner Winkler und Brigadier Gernot Gasser, begann der eigentliche Festakt mit den Ansprachen.
„Es ist nun an der Zeit, diesen einzigartigen Milizverband in junge erfahrene Hände zu übergeben. Ich kann mit Stolz sagen, dass sich dieser Verband über die Jahre hinweg zu einem schlagkräftigen Milizbataillon entwickelt hat. Mein Dank gilt allen Soldatinnen und Soldaten sowie unserem Partnerverband, dem Jägerbataillon 19”, führte Oberst Krauss, sichtlich bewegt, in seiner Laudatio aus. Gleichzeitig richtete er einen Appell in Richtung von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner: „Es ist die Politik gefordert, die Übungspflicht der Miliz wie in alten Zeiten wieder einzuführen.”
„Es ist nun an der Zeit, diesen einzigartigen Milizverband in junge erfahrene Hände zu übergeben. Ich kann mit Stolz sagen, dass sich dieser Verband über die Jahre hinweg zu einem schlagkräftigen Milizbataillon entwickelt hat.“
Oberst Peter Krauss
Danach erfolgte die offizielle Kommandoübertragung von Oberst Peter Krauss auf Oberstleutnant Werner Winkler in Form der Flaggenübergabe, ehe der neue Kommandant ans Rednerpult trat und seinem Vorgänger Respekt für dessen enorme Leistungen zollte: „Das Jägerbataillon Burgenland ist eine Erfolgsgeschichte, die untrennbar mit dem scheidenden Kommandanten Oberst Krauss verbunden ist.” Dann richtete Winkler vor den angetretenen Soldaten und Ehrengästen noch persönliche Worte an seinen Freund und Kameraden: „Lieber Peter, durch Deine Kompetenz, Deine Persönlichkeit, vor allem aber durch Dein G’spür hast Du dieses Bataillon geprägt. Unter Deiner Führung, und das darf ich mit Fug und Recht sagen, hat sich dieses Bataillon zu einer Marke im Österreichischen Bundesheer entwickelt.”
Was danach geschah, war „außerhalb des üblichen Protokolls”, wie der Moderator des Festaktes, Oberleutnant Dietmar Trinkl, schmunzelnd erläuterte. Vertreter der einzelnen Kompanien des JgBB traten hervor und überreichten ihrem scheidenden Kommandanten persönliche Präsente, welche dieser, emotional berührt, entgegennahm. Handschläge, Umarmungen. Emotion lag in der Luft. Ein Ausdruck von gegenseitiger Wertschätzung und Kameradschaft, Elemente, die den Kern des Bundesheeres bilden und gerade im Ernstfall, wo man sich blind auf den Mann oder die Frau neben einem verlassen können muss, unverlässlich sind.
Nach der Übergabe der Präsente würdigte dann auch Militärkommandant Brigadier Gernot Gasser das Wirken von Oberst Krauss: „18 Jahre als Kommandant … um das einschätzen zu können, möchte ich ein paar generelle Worte zur Miliz sagen. Mehr als 50 Prozent der Mobilmachungsstärke des Bundesheeres sind Milizsoldaten. Sie alle haben neben ihrem Zivilberuf Milizfunktionen und üben diese für unser aller Sicherheit aus. Sie üben alle zwei Jahre und können jederzeit im Krisenfall mobil gemacht werden. Diese Soldatinnen und Soldaten haben eine berufliche Doppelbelastung zu tragen. Die Aus-, Fort- und Weiterbildungen sind nicht immer konfliktfrei mit dem Arbeitgeber. Sie zeigen hohes persönliches Engagement und Entbehrungen. Und wenn man in die Vergangenheit zurückblickt, haben sie dafür nicht immer jene Wertschätzung erhalten, die die Miliz verdient hat.”

In die gleiche Kerbe schlug auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. Die Politikerin dankte nicht nur Oberst Peter Krauss für dessen Verdienste beim Aufbau und der Führung des JgBB, sondern reflektierte selbstkritisch die Haltung der österreichischen Gesellschaft und der Politik zum Bundesheer: „Dieses Bataillon ist ein wichtiger Teil unserer Landesverteidigung und leistet einen unverzichtbaren Beitrag für Österreichs Sicherheit. Mit Oberstleutnant Werner Winkler übernimmt ein erfahrener Offizier das Kommando über das Jägerbataillon Burgenland.” Und weiter: Entschuldigung gegenüber der Miliz, die wir über Jahrzehnte als Gesellschaft und Politik nicht entsprechend wertgeschätzt haben. Es geht nicht um Schuldzuweisungen. Manchmal reicht dieses eine Wort für diejenigen, die neben dem Beruf, neben der Familie, unserem Land dienen.” Tanner unterstrich einmal mehr, dass die Miliz in zunehmend unsicherer werdenden Zeiten weiter an Bedeutung gewinne.
„Entschuldigung gegenüber der Miliz, die wir über Jahrzehnte als Gesellschaft und Politik nicht entsprechend wertgeschätzt haben.“
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
Im Anschluss ließ es sich die Verteidigungsministerin nicht nehmen, die Dekrete an den ehemaligen und den neuen Kommandanten persönlich zu überreichen. Mit dem Ausmarsch der Militärmusik Burgenland unter Leitung des neuen Militärkapellmeisters Johann Kausz endete der offizielle Festakt. Klaudia Tanner nahm sich danach trotzdem noch Zeit, mit den Soldatinnen und Soldaten sowie den Angehörigen des Traditionsverbandes IR 76 und den UN-Peacekeepern persönliche Gespräche zu führen und Erinnerungsfotos zu machen.
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