Im April 2016 wurden sie bestellt, nun hatten die ersten beiden von 28 Eurofighter Typhoon Tranche-3 für die al-Quwwat al-Jawwiya al-Kuwaitiya (Kuwait Air Force oder KAF) ihre Erstflüge. Sie erfolgten am 15. Oktober von Leonardos Werksflugplatz Caselle bei Turin im Nordwesten Italiens.

Die beiden Flugzeuge KT001 und KT002 waren – wenig überrraschend – beides Zweisitzer, sie trugen volle KAF-Kokarden mit einem grau getönten Luftwaffenwappen und einer farbigen kuwaitischen Flagge am Heck, aber mit italienischen experimentellen Seriennummern: CSX55243 am KT001 und CSX55244 am KT002. Kuwaitische Seriennummern wurden noch nicht gesichtet.

@KAFDas kuwaitische Interesse am Eurofighter entstand im Jahr 2012, als zwei Maschinen der italienischen Luftwaffe aus dem Geschwader 4° Stormo zur Evaluierung nach Kuwait entsandt wurden. Alenia Aermacchi übernahm dann auch gemäß der Arbeitsteilung im Konsortium die Führung der Kampagne für Kuwait. Im September 2015 folgte eine Absichtserklärung, und im April 2016 wurde mit Finmeccanica (jetzt Leonardo) ein Vertrag über 8,7 Milliarden US-Dollar (7,5 Milliarden Euro) unterzeichnet. Dazu gehörten die zugehörige Infrastruktur auf dem Luftwaffenstützpunkt Ali Al-Salem, die Erstausbildung von sieben KAF-Fluglehrern, Logistik und ein Dreijahrespaket an Unterstützungsleistungen mit Option auf weitere fünf Jahre. Der erste Endmontage für Kuwait begann im Oktober 2018 und jene ersten sieben Piloten schlossen am 5. Juli 2020 ihre Ausbildung der italienischen Luftwaffe in Lecce-Galatina ab. Kuwait sollte ursprünglich bereits ab dem vierten Quartal 2020 seine ersten Eurofighter erhalten und die Auslieferung sollte 2023 abgeschlossen sein. Nun heißt es, dass die ersten Auslieferungen noch in diesem Jahr erfolgen sollen.

@LeonardoPremiere fürs neue AESA-Radar
Kuwait wurde damit nach den vier Erzeugerländern, Österreich, Saudi-Arabien und Oman der achte Kunde des Eurofighter Typhoon und der dritte Kunde in der Golfregion. Später unterzeichnete auch Katar einen Vertrag in Höhe von 6,8 Milliarden US-Dollar (5,8 Milliarden Euro). Wenn sie in Dienst gestellt werden, werden aber die KAF-Typhoons die fortschrittlichsten ihrer Art sein. Die Maschinen werden die ersten mit dem völlig neuen Standard Phase-3-Enhancements-Package-b (P3Eb) sein und ebenso die ersten mit der initialen Serienversion des elektronisch strahlschwenkenden Captor-E AESA-Radars, jetzt bezeichnet als ECRS Mk.0. Das ECRS Mk.0-Radar bietet laut Hersteller deutlich mehr Leistung als konkurrierende AESA-Radarsysteme, weil der fortschrittliche und als Ganzes schwenkbare Antennen-Repositioner ein viel breiteres Sichtfeld bietet, welches die gesamte vordere Hemisphäre abdeckt.

Zwei aufsteigende Fähigkeitsstandards
Der kuwaitische Indienststellungsstandard (Kuwaiti Entry Into Service EIS) stellt die erste Phase von P3Eb dar und umfasst eben das neue AESA-Radar, den Sniper Advanced Targeting Pod mit Downlink, VOR-Navigationsfunktion und einen P5 ACMI-Pod zur Abbildung von Echtzeit-Ergebnissen für die Luft-Luft-Lenkwaffen IRIS-T und AMRAAM C7. Im EIS ist auch eine anfängliche Meteor-Langstreckenflugkörper-Übungsfähigkeit enthalten. Diese kuwaitische Konfiguration wurde in Italien mit dem Typhoon Serientestflugzeug ISPA-6 entwickelt und getestet, das am 23. Dezember 2019 erstmals flog. Zu den anfänglich möglichen Waffen gehören auch eine Reihe von Freifallbomben (Mk 82, 83 und 84). Später – dazu gibt es noch keine offiziellen Zeitangaben – wird ein „KAF Enhanced-Standard” mit einem verbesserten E-Scan-Radar ECRS Mk.2, voller Meteor-Fähigkeit, präzisionsgelenkten GBU-31 JDAM-Bomben, Enhanced Sniper-Pod (mit Full-Range-Fähigkeit) und einer P5 ACMI-Pod-Verbesserung eingeführt werden.

@AMI
Erfolgreicher Abschluss: Vor etwas mehr als einem Jahr schlossen sieben kuwaitische Piloten in Lecce-Galatin ihre Ausbildung am Eurofighter ab.

Das endgültige Leistungspaket für Kuwait wird auch die Integration von MBDA Storm Shadow‘Marschflugkörpern und Brimstone Luft-Boden-Raketen umfassen. Storm Shadow wird eine Langstrecken-Abstandsangriffsfähigkeit bieten, welche angeblich die USA mit den ebenfalls bestellten 28 F/A-18E/F Super Hornet (22 + 6) nicht bereitstellen wollten. Beide Typen werden die 39 F/A-18C/D Legacy-Hornets ersetzen, welche Kuwait nach dem 2. Golfkrieg beschaffte und für die sich im Mai angeblich bereits Tunesien interessierte (Militär Aktuell berichtete).

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Quelle@KAF, Leonardo, AMI