Wie Militär Aktuell bereits vor einigen Monaten berichtete, hat der portugiesische Ministerrat am 4. Juli in einem Entschließungs-Kommuniqué beschlossen, technische Gespräche über den Erwerb von A-29N Super Tucano von Embraer aufzunehmen. Nun konnten die Gespräche erfolgreich abgeschlossen werden – Portugal kauft insgesamt zwölf Stück des Turboprop-Kampftrainers.

In einer offiziellen Erklärung heißt es: „Die Beschaffung wird zu einer starken Beteiligung der portugiesischen Industrie auf technologischer Ebene führen.” Damit ist wohl das OGMA-Werk in Alverca gemeint (Embraer halten davon 65 Prozent), im Vertrag inkludiert sind auch dortige Trainings- sowie Wartungsleistungen und Logistikunterstützungsdienste von Embraer, sowie die Konstruktion und Entwicklung der NATO-spezifischen Konfiguration (daher der Buchstabe „N” in der Typenbezeichnung).

Zwei A-29 Super Tucano im Formationsflug – ©FAB
Die Super Tucano ist in der Standardversion aktuell bei 15 Luftstreitkräften im Einsatz – natürlich auch im Herstellerland Brasilien.

In weiterer Zukunft soll OGMA denn auch der „Hub” für etwaige weitere NATO- und EU-Nutzerländer sein, sollten sich solche – woran EMBRAER arbeitet – hinzukommen. Meldungen über eine Produktionslinie bei OGMA sind hingegen – zumindest zum heutigen Zeitpunkt – unzutreffend.

Der Prozess der „NATOfizierung” ähnelt dem Verfahren bei der C-390M, einem von Embraer in Brasilien gefertigten Transportflugzeug, für das sich bekanntlich in einem gemeinsamen Beschaffungsprozess mit den Niederlanden auch das Österreichische Bundesheer entschieden hat. Nach der Produktion werden in Europa Modifikationen vorgenommen, um die Maschine an die spezifischen Anforderungen von Bündnissen wie der NATO und der EU anzupassen. Dabei geht es beispielsweise um Allianz-Kommunikationssysteme, die entsprechenden Anpassungen dürfen nicht in Brasilien erfolgen. Für das Nicht-NATO-Mitglied Österreich übernimmt diese Arbeiten bei der C-390M die Firma Fokker in den Niederlanden.

©Militär Aktuell

Das Comeback von Maschinengewehren in den Tragflächen

Die A-29 Super Tucano ist ein vielseitiges, kosteneffizientes System, das speziell für Einsätze in Umgebungen mit geringer Luftgegner-Bedrohung entwickelt wurde. Sie kann eine breite Palette von Waffen tragen, darunter präzisionsgelenkte Munition. Laut Hersteller hat sich Portugal entschieden, die Flugzeuge mit zwei überschweren Maschinengewehren des Kalibers .50 (12,7 Millimeter) in den Tragflächen auszustatten. Das vollständig integrierte Waffenmanagementsystem (SMS) soll fünf NATO-Standard-Außenlaststationen verwalten und bietet Flexibilität für bis zu 160 Außenlastkombinationen. Es ist jedoch zu beachten, dass die Waffen separat vom Kunden beschafft werden müssen.

Cockpit der A-29 Super Tucano – ©Georg Mader
Blick in das Cockpit der A-29 Super Tucano im Embraer-Werk in Gavião Peixoto.

Aktuell ist die A-29 (ohne NATO-Zertifizierung) bereits in 15 Ländern im Einsatz. Ihr robustes Design ist speziell auf Langlebigkeit und Einsätze unter rauen Bedingungen ausgelegt, wobei der Wartungsaufwand gering bleibt. Die Maschine kann auf unbefestigten Start- und Landebahnen betrieben werden und bietet dank aktiver und passiver Schutzsysteme, wie Radarwarnempfänger, Raketenannäherungswarner und automatisierten Täuschkörperwerfern, eine hohe Überlebensfähigkeit.

Die intuitive Steuerung ermöglicht es den Piloten, sich vollständig auf die Mission zu konzentrieren, während gepanzerte Cockpitseiten und ein geschützter Motorraum zusätzlichen Schutz bieten. Zu den modernen Bordsystemen zählen ein Gimbal mit elektrooptischen und Infrarotsensoren, ein integrierter Lasermarkierer für präzise Luftnahunterstützung sowie sichere taktische Kommunikations- und Navigationssysteme.

Elbit: Selbstschutzsysteme für Bundesheer C-390M

Im Frühjahr 2023 besuchten Vertreter der LZA-Abteilung der Rüstungsdirektion im Rahmen der LAAD-Verteidigungsmesse (-> Eindrücke von der LAAD Defence & Security 2023) das Embraer-Werk in Gavião Peixoto (Bundesstaat São Paulo). Dort wurde ihnen – ebenso wie dem Autor – neben der Produktionslinie der C-390M auch die Fertigung der A-29 Super Tucano präsentiert. Diese Vorführung stieß offenbar auf Interesse – wohl auch bereits mit Blick auf einen möglichen Nachfolger der auch bereits in die Jahre gekommenen PC-7-Flugzeuge des Bundesheeres.

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Quelle©Embraer