Japan stellt im Haushaltsentwurf für das Finanzjahr 2025 erneut einen Rekord bei den Verteidigungsausgaben auf – den elften in Folge. Dies geschieht im Rahmen des Programms zur militärischen Stärkung, um auf die zunehmenden Bedrohungen in der Region durch die drei nuklear bewaffneten Nachbarn China, Nordkorea und Russland zu reagieren.

Trotz politischer Unsicherheiten, wie der seit November amtierenden Koalitions-Minderheitsregierung, setzt Tokio seinen Kurs konsequent fort. Am 27. Dezember genehmigte das Kabinett von Premierminister Ishiba Shigeru Verteidigungsausgaben in Höhe von 7,95 Billionen Yen (49,09 Milliarden Euro, angepasst an die Yen-Abwertung) für das ab April 2025 beginnende Haushaltsjahr.

Die Regierung in Tokio beschreibt die aktuelle Lage als „das härteste und komplexeste Sicherheitsumfeld seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs” und reagiert entsprechend mit einer verstärkten Aufrüstung.

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Einschließlich der von den US-Streitkräften bereitgestellten Mittel steigen die Verteidigungsausgaben im Vergleich zum laufenden Haushaltsjahr um 9,4 Prozent beziehungsweise 4,68 Milliarden Euro.

Der Haushaltsplan 2025, der voraussichtlich in den kommenden Monaten von der Zweikammer-Legislative verabschiedet wird, markiert das dritte Jahr des neuen Verteidigungsaufbauprogramms. Dieses sieht über einen Zeitraum von fünf Jahren bis zum Geschäftsjahr 2027 Verteidigungsausgaben in Höhe von insgesamt 266 Milliarden Euro vor.

©Militär Aktuell

Der Haushaltsplan sieht sieben Säulen zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeiten Japans vor:

  • „Stand-off-Verteidigungsfähigkeiten”, wie etwa die Massenproduktion von Langstreckenraketen;
  • „umfassende Luft- und Raketenabwehrfähigkeiten”, um auf immer vielfältigere und komplexere Bedrohungen aus der Luft, einschließlich Raketen diverser Art, zu reagieren;
  • „unbemannte Fähigkeiten zum Schutz von Vermögenswerten”, also der vermehrte der Einsatz von Drohnen;
  • „domänenübergreifende operationelle Fähigkeiten” im Weltraum, im Cyberspace und im elektromagnetischen Bereich;
  • „Befehls-, Kontroll- und nachrichtendienstliche Funktionen”;
  • „Manövrier- und Einsatzfähigkeit”, um Truppen und Nachschub an die Frontlinie eines Konflikts zu entsenden; und
  • „Nachhaltigkeit und Resilienz”.

Investitionen in die Luft- und Raketenabwehr

Als Teil der Abkehr von der jahrzehntelang strikt defensiven Ausrichtung veranschlagte das japanische Verteidigungsministerium rund 5,80 Milliarden Euro für die Entwicklung und Produktion einer neuen Generation selbst entwickelter Abstandsraketen. Diese sollen Gegenschlagsfähigkeiten gegen feindliche Stützpunkte ermöglichen und sind ein zentraler Bestandteil der im Dezember 2022 beschlossenen Langstreckenangriffsfähigkeit, wie sie in Japans neuer nationaler Sicherheitsstrategie festgelegt wurde.

Zusätzlich werden 1,75 Milliarden Euro in den Aufbau einer „Satellitenkonstellation” investiert. Diese soll aus einer Vielzahl kleiner Satelliten bestehen, die speziell zur Erkennung und Verfolgung von Zielen entwickelt wurden. Dieses System ist ein weiterer Baustein der Strategie, Gegenschlagsfähigkeiten gegen feindliche Angriffskapazitäten zu stärken.

Diese internationalen Einsätze plant das Bundesheer 2025

Erstmals werden im Geschäftsjahr 2025 auch 104 Millionen Euro für den Erwerb einer schiffsgestützten, verbesserten Variante der von Mitsubishi Heavy Industries (MHI) entwickelten Boden-Schiff-Rakete Typ 12 bereitgestellt. Diese Rakete, eine aufgerüstete Version des SSM Typ 12, bildet den Kern von Japans Gegenangriffsfähigkeit.

Zudem plant das Verteidigungsministerium, den Aegis-Zerstörer „Chokai” der Japan Maritime Self-Defense Force (JMSDF) mit der Fähigkeit auszustatten, Tomahawk-Marschflugkörper aus US-Produktion abzufeuern. Dafür werden 11,1 Millionen Euro bereitgestellt. Die Umrüstung soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Im Anschluss daran wird die JMSDF schrittweise alle acht Aegis-Zerstörer mit Tomahawk-Raketen ausstatten.

Für die Beschaffung von zwei weiteren mit dem Aegis-System ausgestatteten Schiffen (ASEVs) werden 534 Millionen Euro bereitgestellt. Diese Ausgaben umfassen auch die Kosten für die Vorbereitung und Durchführung verschiedener Tests, darunter Demonstrationstests. Das erste ASEV soll im Geschäftsjahr 2027 und das zweite im darauffolgenden Jahr in Dienst gestellt werden. Die ASEVs dienen als Ersatz für die ursprünglich geplanten, aber im Juni 2020 unter der Regierung von Abe Shinzo abgesagten landgestützten Aegis Ashore-Systeme zur ballistischen Raketenabwehr (BMD). Die Absage erfolgte aus Sorge, dass herabfallende Komponenten von Raketen oder Abfangraketen dicht besiedelte Gebiete in Japan gefährden könnten.

Zusätzlich werden 3,31 Milliarden Euro in die Stärkung der integrierten Luft- und Raketenabwehr (IAMD) investiert. Dieses System zielt darauf ab, auf Bedrohungen durch Hyperschallwaffen zu reagieren, die von China, Nordkorea und Russland entwickelt wurden oder bereits im Einsatz sind, wie beispielsweise die russische Kinschal-Rakete.

GCAP-Programm von Italien, Großbritannien und Japan – ©Georg Mader
Japan arbeitet im GCAP-Programm gemeinsam mit Italien und Großbritannien an der Entwicklung eines Kampfjets der 6. Generation.

Investitionen in die Luftstreitkräfte

Die Acquisition, Technology, and Logistics Agency (ATLA) des japanischen Verteidigungsministeriums erhält zusätzliche 681 Millionen Euro, um das GCAP-Kampfflugzeugprogramm der nächsten Generation in Zusammenarbeit mit dem Vereinigten Königreich und Italien voranzutreiben (-> 6.-Generation-Kampfjet-Programm GCAP auf Schiene). Ab dem Geschäftsjahr 2025 sollen die Konstruktionsarbeiten, einschließlich der Entwicklung von Flugzeugzellen und Triebwerken, in der neu gegründeten GCAP International Government Organization (GIGO) in Reading, Großbritannien, zentralisiert werden. Diese trilaterale Organisation wurde von den drei Partnerländern ins Leben gerufen, um das Projekt effizient zu koordinieren.

ATLA sicherte sich zudem 36,4 Millionen Euro für die Entwicklung einer neuen Mittelstrecken-Luft-Luft-Lenkrakete, die in das Kampfflugzeug der nächsten Generation integriert werden soll. Dieses Flugzeug ist als Nachfolger des F-2-Kampfflugzeugs vorgesehen, einer für die Schiffsbekämpfung optimierten Version der F-16 (-> 50 Jahre F-16 und kein Ende in Sicht).

Zusätzlich werden der JASDF 857 Millionen Euro für den Erwerb von acht weiteren Lockheed Martin F-35A und 410 Millionen Euro für drei zusätzliche F-35B bereitgestellt. Via Foreign Military Sale beschafft Tokio zudem um maximal 3,55 Milliarden Euro bis zu 1.200 AMRAAM-Lenkflugkörper in der Konfiguration AIM-120D-3 und AIM-120C-8.

Lenkwaffenzerstörer „Teruzuki” – ©Georg Mader
Die japanische Marine plant zahlreiche Investitionen – weiterhin fester Bestandteil der Flotte wird der Lenkwaffenzerstörer „Teruzuki” sein.

Investitionen in die Marine

Die geplanten Investitionen sehen zudem knapp zwei Milliarden Euro für den Bau von drei neuen Mehrzweckfregatten vor, die als „New FFM” (Future Multi-Mission Frigate) bezeichnet werden. Das Verteidigungsministerium plant insgesamt den Erwerb von zwölf neuen FFM, die die Fregatten der Mogami-Klasse ablösen sollen. Die „New FFM” wird mit einer Normverdrängung von 4.800 Tonnen deutlich größer und schwerer sein als die Mogami-Klasse, die rund 3.900 Tonnen verdrängt. Trotz ihrer Größe wird die Besatzung der neuen Fregatten mit nur 90 Mann genauso klein sein wie bei der Mogami-Klasse, was eine hohe Effizienz bei der Bedienung des Schiffes erwarten lässt. Laut Verteidigungsministerium soll die „New FFM”-Klasse mit Langstreckenraketen, verbesserten U-Boot-Abwehrfähigkeiten und erweiterten Kapazitäten für eine Vielzahl maritimer Operationen ausgestattet werden.

Für die Umrüstung der beiden Hubschrauberträger der Izumo-Klasse, „JS Izumo” und „JS Kaga”, stellt das Verteidigungsministerium außerdem 11,1 Millionen Euro bereit. Ziel ist es, die Schiffe zu vollwertigen Flugzeugträgern umzurüsten, die den Einsatz von F-35B-Kampfflugzeugen ermöglichen. Der Umbau der „JS Kaga” begann bereits 2023, während die „JS Izumo” im Rahmen der zweiten Modifikation einen Bug mit einer pointierten statt einer quadratischen Form erhalten wird.

Zusätzlich wurden 256 Millionen Euro für den Kauf von zwei unbemannten MQ-9B Sea Guardian-Patrouillendrohnen und entsprechender Bodenkontrollausrüstung sowie 24,7 Millionen Euro für sechs kleinere UAV bereitgestellt, die ebenfalls von Schiffen aus eingesetzt werden sollen.

Quelle©Georg Mader