Indien ist bislang nicht groß als Rüstungsexporteur in Erscheinung getreten, zuletzt zog Hindustan Aeronautics Limited (HAL) mit seinem Kampfjet Tejas (-> Indien will 97 weitere Maschinen kaufen) in Malaysia und Argentinien (-> Buenos Aires kauft nun gebrauchte F-16 aus Dänemark) den Kürzeren. Die Brahmos Corporation hingegen konnte nun den Verkauf ihres gleichnamigen Lenkflugkörpers an die Philippinen abschließen.
Der bereits vor zwei Jahren vertraglich fixierte Rüstungsdeal fand in indischen Medien breite Berücksichtigung, was wohl auch mit den anhaltenden regionalen Rivalitäten mit China zu tun haben dürfte. Mit ihren rund 300 Kilometern Reichweite stellen die Bramhos-Marschflugkörper in Händen der Philippinen schließlich eine Bedrohung für Peking und dessen Besitzansprüche im Südchinesischen Meer dar. Unter anderem liegt mit Mischief-Reef auch einer der künstlich aufgeschütteten chinesischen Militärinsel-Stützpunkte nun in Reichweite der mit indischen C-17 und angemieteten russischen Il-76 an Manila gelieferten drei Brahmos-Batterien mit ihren je drei Startgeräten. Zur Anzahl der gelieferten Flugkörper wurden keine Angaben gemacht.
Groß, stark & schnell
Die indische Rüstungsforschungs- und Entwicklungsbehörde DRDO bewirbt den 2,8 Mach flotten Brahmos als „schnellsten Marschflugkörper der Welt”. Der Brahmos ist mit 8,4 Metern Länge und einem Gefechtsgewicht von drei Tonnen aber auch einer der mächtigsten.
Brahmos (der Name kombiniert die Anfangsbuchstaben der beiden Flüsse Brahmaputra und Moskwa) wurde als Gemeinschaftsentwicklung zwischen der DRDO (50,5 Prozent) und dem russischen Flugkörperhersteller NPO Maschinostrojenija (49,5 Prozent) entwickelt. Das für die Realisierung verantwortliche Joint Venture heißt Brahmos Corporation.
Entwurfsbasis war der russische Seezielflugkörper R-800 Jakhont. Erste Tests fanden im Juni 2001 statt, die Produktion begann dann 2004. Anfänglich existierten nur land- beziehungsweise küstengestützte Varianten sowie Startgeräte auf indischen Schiffen. 2012 wurde dann die Entwicklung und Lieferung von 200 Stück einer Luft-Boden-Version für rund 1,5 Milliarden Euro beauftragt. Sie wurden in 40 speziell zum Tragen der schweren Last mittig zwischen den Triebwerken adaptierten Su-30MKI integriert und erreichten 2020 die Freigabe zum Einsatz. Diese Version ist etwas leichter und kürzer, hat aber – weil ja bereits mit etlichen hundert km/h unterwegs – dieselbe Reichweite wie die Boden-Boden/Schiff-Varianten. Versionen mit größerer Reichweite sowie eine leichtere Brahmos-NG für den Tejas sind momentan in der Erprobung.
Gespräch mit dem Brahmos-Direktor
Im Jahr 2019 hat Militär Aktuell in Abu Dhabi mit dem Direktor des Joint Venture, Praveen Pathak, ein ausführliches Gespräch über Status und Ausblick des Systems geführt. Demnach waren die Philippinen schon damals an Brahmos interessiert, zudem erhielten auch Delegationen aus Südkorea, Algerien, Griechenland, Malaysia, Thailand, Ägypten, Singapur, Venezuela, den VAE, Chile, Südafrika und Vietnam Briefings über das System. Erstexportkunde wurde aber Manila, das Gesamtvolumen beträgt rund 350 Millionen Euro.