Mit einer spektakulären Befreiungsaktion beendeten israelische Sicherheitskräfte in der Nacht zum 4. Juli 1976 in Uganda die einwöchige Entführung eines Passagierflugzeugs der Air France durch palästinensische und deutsche Terroristen. Patrick Huber hat der Operation in seinem neuen Buch „Wie König Davids Söhne den Himmel eroberten” ein ganzen Kapitel gewidmet.

In der Nacht zum 4. Juli 1976 befreite ein israelisches Kommandounternehmen die in Uganda festgehaltenen jüdischen Geiseln und die französische Crew des zuvor von der Terrororganisation Volksfront zur Befreiung Palästinas entführten Air France Fluges AF 139. Die gesamte Befreiungsaktion war militärisch und fliegerisch dermaßen spektakulär, dass sie zuvor niemand für möglich gehalten hätte. Deshalb war das Überraschungsmoment auf der Seite der Israelis. Der jüdische Staat demonstrierte damit ‒ 31 Jahre nach dem Ende der Shoa ‒ der gesamten Welt eindrucksvoll seine Entschlossenheit, Stärke und Wehrbereitschaft, die selbst Kritikern der Vorgehensweise zumindest Respekt abnötigte.

Das Drama begann am 27. Juni 1976
Flug AF 139 sollte von Tel Aviv via Athen nach Paris fliegen. Die Cockpitbesatzung bestand aus Flugkapitän Michel Bacos († 2019), seinem Ersten Offizier sowie dem Flugingenieur. Eine Kabinenbesatzung von neun Stewards und Stewardessen komplettierte die Crew. An Bord des Airbus A300B4-203 mit der Kennung F-BVGG (c/n 019) befanden sich außerdem 246 Passagiere, insgesamt also 258 Menschen.

@Mike Freer
Ein Airbus A300 der Air France, ähnlich der entführten Maschine.

Kurz nach dem Start in der griechischen Hauptstadt Athen brachten vier mit Schusswaffen und Handgranaten bewaffnete Entführer die Maschine in ihre Gewalt. Zwei von ihnen waren palästinensische Terroristen, zwei weitere Deutsche: Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, Gründungsmitglieder der linksextremen revolutionären Zellen, einer deutschen Terrorgruppe.

Zunächst zwangen sie die Piloten und den Flugingenieur nach Bengasi (Libyen) zu fliegen, wo der Zweistrahler landete. Dort ließen die Terroristen die britische Jüdin Patricia Martell frei, nachdem die Frau geschickterweise Schwangerschaftskomplikationen vorgetäuscht hatte. Martell konnte dem israelischen Geheimdienst so erste wertvolle Informationen über die Entführer liefern.

Der A300 wurde betankt und hob nach sechs Stunden Bodenstandzeit wieder in Bengasi ab, wobei die Entführer den Piloten zunächst kein Flugziel nannten, den Flug aber schließlich zum Flughafen Entebbe in Uganda dirigierten, wo der Jet nach fünfstündigem Flug am Morgen des 28. Juni 1976 landete.

Der brutale ugandische Diktator Idi Amin ‒ der 1971 mit israelischer Hilfe an die Macht gekommen war, wenig später jedoch zum Gegner Israels wurde ‒ spielte ein doppeltes Spiel: Einerseits gab er gegenüber Israel und dem Westen vor, sich für die Freilassung der Geiseln einzusetzen, andererseits unterstützte er die Entführer und duldete es zumindest stillschweigend, dass sich nach der Landung des entführten Flugzeuges weitere palästinensische Terroristen dem ursprünglichen Terrorkommando anschlossen.

@Archiv
In seinem neuen Buch schreibt Patrick Huber nicht nur über die Operation Entebbe.

Die Geiseln wurden von den Terroristen in die alte Transithalle des Terminals gebracht. Anschließend selektierten die Entführer die jüdischen Passagiere (und solche, die sie aufgrund ihres Namens, zum Teil fälschlicherweise, dafür hielten) und ließen die übrigen  Geiseln frei. Als Geiseln blieben somit 94 Passagiere sowie die zwölf Besatzungsmitglieder übrig.

Diese Selektion zur Aussonderung der Juden wurde von den beiden deutschen Terroristen Böse und Kuhlmann vorgenommen. Dabei konfrontierte ein Überlebender der Shoa den Deutschen Böse mit seiner eintätowierten Häftlingsnummer, um ihn an die Selektion der Nazis in den Konzentrationslagern zu erinnern. Böse meinte daraufhin, er sei kein Nazi, sondern ein Idealist. Doch hat nicht auch so mancher Nazi einst sein grausames Tun mit seinem vermeintlichen „Idealismus” zu rechtfertigen versucht?

Die freigelassenen Passagiere wurden am 30. Juni mit einer Sondermaschine von Air France von Entebbe nach Paris geflogen. Die gesamte französische Crew des Airbus hatte sich zuvor geweigert, die jüdischen Geiseln zu verlassen, obwohl die Terroristen die Besatzung freigelassen hätte. Später erhielt die Crew für ihr mutiges Verhalten hohe Auszeichnungen des französischen Staates sowie jüdischer Organisationen.

Seitens der Terroristen wurde nun für das Leben der Geiseln die Freilassung von 53 politischen Gefangenen in der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und Israel gefordert ‒ sowie fünf Millionen Dollar Lösegeld für den Airbus.

Militärisches Himmelfahrtskommando statt Verhandlungen zur Rettung der Geiseln
Am 1. Juli 1976 beschloss die israelische Regierung, dass sie den Forderungen der Terroristen nicht nachgeben würde und beauftragte die militärische Führung, eine Befreiungsaktion vorzubereiten. Israel kam dabei zugute, dass der Flughafen von Entebbe einige Jahre zuvor von israelischen Unternehmen errichtet worden war und man somit über die Pläne der Gebäude verfügte, die nun hilfreich waren. Außerdem hatte man zwischenzeitlich von weiteren freigelassenen Geiseln zusätzliche nützliche Informationen erhalten. Um sich auf die militärische Befreiungsaktion vorzubereiten, errichtete der Mossad ein Mock-up von Teilen des Terminalgebäudes. Dort trainierten die israelischen Kommandosoldaten den Zugriff.

@LTC David Konop, United States Army Africa (SETAF)
Luftbild des Terminals.

Parallel zu diesen Vorbereitungen versuchte der pensionierte israelische Offizier Baruch „Burka” Bar-Lev, der Idi Amin persönlich kannte, die Freilassung der weiterhin festgehaltenen jüdischen Geiseln zu erwirken ‒ vergeblich.

Und so starteten am Abend des 3. Juli ‒ am Schabbat ‒ in Sharm el Sheikh, das damals unter israelischer Kontrolle stand, vier Lockheed C-130 Hercules sowie zwei Boeing 707 der israelischen Luftwaffe und nahmen Kurs auf Uganda. Objektiv betrachtet war diese Mission der sprichwörtliche reine Wahnsinn, zumal schon der Start lebensgefährlich war, weil die Maschinen hoffnungslos überladen waren, wie sich der Pilot der Führungsmaschine, Joshua Shani, erinnert: „Als wir am Ende der Piste endlich abhoben, waren wir gerade einmal zwei Knoten über der Stall-Speed des Flugzeugs.”

An Bord der Hercules befanden sich Kommandosoldaten der ‒ damals offiziell noch gar nicht existierenden ‒ Spezialeinheit Sayeret Matkal, welche die eigentliche Befreiungsaktion durchführen sollten, Sanitätspersonal und Sicherungstruppen. Das Oberkommando der Operation Kadur hara’am, Hebräisch für „Donnerschlag”,  hatte Brigadegeneral Dan Shomron († 2008), der auch führend an der Planung beteiligt war.

Shomron war ein alter Haudegen der israelischen Streitkräfte, der am Sinai in einer Fallschirmjägerbrigade gedient hatte. Während des Sechstagekrieges (5. bis 10. Juni 1967) hatte er eine Aufklärungseinheit an der ägyptischen Front kommandiert und war der erste israelische Fallschirmjäger, der den Suezkanal erreichte. Für diese Leistung erhielt Shomron eine hohe Auszeichnung. Nach Ende der Kampfhandlungen erfolgte seine Versetzung zur Panzertruppe, wo er 1973 während des Jom Kippur Krieges eine Panzerdivision kommandierte. Zwei Jahre vor der Befreiungsaktion in Entebbe hatte der erfahrene Krieger das Kommando über die israelischen Infanterie- und Fallschirmjägerverbände erhalten.

Konkret setzte sich die rund 100 Mann starke Truppe wie folgt zusammen: Die eigentliche Kommandoeinheit der Sayeret Matkal war 29 Mann stark und stand unter dem Kommando von Oberstleutnant Yonatan Nethanyahu (nachdem dieser im Kampf gefallen war, übernahm Major Muki Betser das Kommando). Ergänzt wurde sie durch die Sicherungstruppe, die sich wiederum in drei Gruppen aufteilte: Die erste Gruppe bestand aus Fallschirmjägern unter dem Kommando von Oberst Matan Vilnai. Sie war verantwortlich dafür, das Rollfeld, die Rollwege und die Piste für den Abflug zu sichern. Die zweite Gruppe unter dem Kommando von Oberst Uri Sagi bestand aus Angehörigen der Golani Brigade. Sie sicherte die C-130 Hercules am Boden ab und deckte die Evakuierung der befreiten Geiseln, bis diese die Flugzeuge bestiegen hatten. Außerdem bestand ihre Aufgabe darin, bei Bedarf als generelle Kampfreserve zur Verfügung zu stehen. Die dritte Gruppe unter dem Kommando von Major Shaul Mofaz gehörte ebenfalls der Sayeret Matkal an und war verantwortlich für die Zerstörung ugandischer Flugzeuge auf dem Boden sowie die Bekämpfung neu eintreffender ugandischer Verstärkung.

Mit Karte, Kompass und Stoppuhr im Tiefflug durch die Nacht ins Feindesland
Um nicht vom ägyptischen Radar beziehungsweise den Radarstationen im Sudan und/oder Saudi Arabien erfasst zu werden, flog die Formation unter Einhaltung von Funkstille teils nur zehn Meter über dem Boden beziehungsweise der Wasseroberfläche dem Ziel entgegen ‒ und das bei pechschwarzer Nacht, nur nach Karte und Stoppuhr, denn GPS-Systeme gab es 1976 noch nicht in den völlig analog instrumentierten Cockpits der Hercules. Aus heutiger Sicht unvorstellbar …

@Avishai Teicher
Gedenkstein zur Operation Entebbe in Tel Aviv.

„Ich hatte als Pilot der Führungsmaschine keinen Sichtkontakt zu den anderen drei Flugzeugen, aber ihre Piloten überholten mich von Zeit und Zeit und ließen sich dann wieder zurückfallen. So wusste ich, dass sie noch da waren”, erinnerte sich Pilot Shani später einmal.

Westlich von Dschibuti flogen die Maschinen in den äthiopischen Luftraum ein und dann weiter nach Kenia. Nordöstlich von Nairobi ging die Formation auf Westkurs und überflog in Uganda den Viktoriasee, ehe sie zum Anflug auf Entebbe ansetzte.

Dabei war zunächst noch nicht einmal klar, ob die Maschinen überhaupt bis Entebbe fliegen würden, denn beim Start gab es noch gar kein politisches „Go” für die Durchführung dieses gewagten Kommandounternehmens. Erst in der Luft erhielten die Einheiten schließlich via Funk die Nachricht, dass das israelische Parlament den Befreiungsplan endgültig gebilligt hatte. Nun gab es kein Zurück mehr. Die Maschinen würden gegen Mitternacht ankommen.

Als erste Maschine landete, nach rund achtstündigem Flug, die Lead-Hercules, gesteuert vom damals 29-jährigen Joshua Shani, nachdem sich die Crew als vermeintliche Linienmaschine aus London bei der Flugsicherung identifiziert hatte. Bereits in der Luft waren die Klappen zum Laderaum geöffnet worden. Dem rollenden Flugzeug entstiegen Kommandosoldaten und postierten Lichter entlang der Piste für die übrigen drei Hercules-Maschinen, falls der Tower die Landebahnbefeuerung abschalten sollte. Diese Flugzeuge sollten sieben Minuten später landen. Während eine Boeing 707, der fliegende Kommandostand mit dem Oberkommandierenden, General Yekutiel Adam († 1982), an Bord, bei Entebbe in sicherer Höhe kreiste, war die zweite 707 (das Sanitätsflugzeug) in Nairobi gelandet.

Heftige Feuergefechte 
Unmittelbar nach der Landung entluden die israelischen Soldaten einen schwarzen Mercedes und zwei Land Rover aus den Hercules. Damit wollten die Israelis die ugandischen Wachen überlisten und die Ankunft von Diktator Idi Amin am Flughafen vortäuschen. Der Plan scheiterte allerdings, als ugandische Soldaten die Fahrzeuge anhalten wollten und von den Israelis erschossen wurden. Daraufhin setzten die israelischen Kommandos den Sturm auf das Terminal zu Fuß fort und wurden sofort in wilde Feuergefechte mit ugandischen Militärs verwickelt. Dabei fiel Oberstleutnant Yonatan Netanyahu ‒ ein Bruder des späteren und auch heute aktuellen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu.

Nachdem das Kommando der Sayeret Matkal in das Terminal-Gebäude eingedrungen war, forderten die Soldaten alle Geiseln auf Hebräisch und Englisch auf, sich hinzulegen: „Stay down! Stay down! We are Israeli soldiers!”

Der Äthiopienfeldzug und die „Abyssinian campaign medal”

Die drei jüdischen Geiseln Jean-Jacques Maimoni (19), Pasco Cohen (52) und Ida Borochovitch (56) befolgten diese Anweisung teilweise nicht und starben zusammen mit allen sieben anwesenden Terroristen im Kugelhagel.

Eine weitere Geisel, Dora Bloch (75), die sich zum Zeitpunkt der Befreiungsaktion im Krankenhaus befand, wurde später auf persönliche Anweisung von Diktator Idi Amin ermordet. Ihre Leiche wurde erst nach dem Ende von Amins Diktatur entdeckt und nach Israel überstellt, wo sie die letzte Ruhe fand.

Laut Aussagen von Ilan Hartuv (* 1927 ‒ † 2013), einem Sohn von Dora Bloch, habe der deutsche Terrorist Wilfried Böse seine Waffe bei Beginn des Gefechtes zunächst auf die Geiseln gerichtet, sei jedoch „rasch zur Vernunft” gekommen und hätte die Menschen dann aufgefordert, „in Deckung” zu gehen. Unmittelbar darauf erschossen israelische Soldaten den Terroristen.

Zwischenzeitlich lieferten sich auch die israelischen Sicherungstruppen aus den anderen drei Hercules ein heftiges Feuergefecht mit den ugandischen Streitkräften und zerstörten am Boden befindliche MiG’s der ugandischen Luftwaffe, damit diese Jets die Israelis beim Rückflug nicht verfolgen und abschießen konnten.

Anschließend war geplant, die Hercules für den Rückflug nach Israel mittels Handpumpen aufzutanken. Doch inmitten des Gefechts erhielten die Piloten die Nachricht, dass Kenia einer Zwischenlandung der Flugzeuge in Nairobi zugestimmt hatte, wodurch dieses riskante und zeitraubende Manöver entfallen konnte.

Flug in die Freiheit 
Als die vier Hercules nach rund einer Stunde am Boden mit 102 lebend befreiten Geiseln an Bord schließlich Richtung Nairobi abhoben, waren elf MiG 17 beziehungsweise MiG 21 der ugandischen Luftwaffe zerstört und etwa 45 ugandische Soldaten tot. Die Israelis hatten einige Verwundete (darunter ein junger Fallschirmjäger, der zeitlebens querschnittsgelähmt blieb) und den Verlust von Oberstleutnant Yonatan Netanyahu zu beklagen.

@Government Press Office (Israel)
Rückkehr der befreiten Geiseln.

In Nairobi wurden die verwundeten Geiseln und Soldaten medizinisch versorgt und in das Sanitätsflugzeug vom Typ Boeing 707 umgeladen, ehe die vier Hercules und die zwei 707 nach Israel zurückkehrten. Dort empfingen jubelnde Massen die Geiseln und ihre Befreier.

Internationale Kritik an Israel 
Fast schon beißreflexartig wurde auf internationaler Ebene von einigen Staaten das Vorgehen Israels, mit dem die bis heute einzige Demokratie nach westlichem Vorbild im Nahen Osten, das Leben ihrer Bürger gerettet hatte, kritisiert. Im UN-Sicherheitsrat etwa verlangten die afroarabischen und sozialistischen Staaten eine Sondersitzung wegen der „Verletzung der Souveränität Ugandas”. Der damalige Generalsekretär der UN, Kurt Waldheim († 2007), verurteilte die israelische Militäroperation dann persönlich auch als „ernste Verletzung der Souveränität eines Mitgliedsstaates”, begrüßte gleichzeitig jedoch den erfolgreichen Ausgang der Geiselbefreiung. Auch Japan kritisierte Israel, wohingegen die meisten westlichen Staaten ‒ darunter die Bundesrepublik Deutschland ‒ den israelischen Befreiungsschlag zumindest stillschweigend tolerierten. Und so fand die von afrikanischen Staaten geforderte Verurteilung Israels im UN-Sicherheitsrat schließlich zumindest keine Mehrheit.

Der deutsche Jurist Ulrich Beyerlin († 2015) meinte, dass das Vorgehen Israels mangels eines bewaffneten Angriffs Ugandas gegen Israel nicht vom Recht zur Selbstverteidigung im Kriegsfall gedeckt gewesen sei. Allerdings blieben sowohl Beyerlin als auch sämtliche anderen Kritiker der Aktion die Antwort auf die Frage schuldig, was mit den jüdischen und französischen Geiseln in den Händen von antisemitischen palästinensischen und deutschen Terroristen, die von einem menschenverachtenden Diktator unterstützt wurden, wohl geschehen wäre, hätte Israel nicht diese Sonderform der „Selbstverteidigung” für sich in Anspruch genommen.

Israels UN-Botschafter Chaim Herzog († 1997) stellte daher vor dem UN-Sicherheitsrat auch klar: „We come with a simple message to the Council: we are proud of what we have done because we have demonstrated to the world that in a small country, in Israel’s circumstances, with which the members of this Council are by now all too familiar, the dignity of man, human life and human freedom constitute the highest values. We are proud not only because we have saved the lives of over a hundred innocent
people ‒ men, women and children ‒ but because of the significance of our act for the cause of human freedom.”

Deutsche Übersetzung: „Wir treten mit einer einfachen Botschaft an den Sicherheitsrat: Wir sind stolz auf das, was wir getan haben, weil wir der Welt gezeigt haben, dass in einem kleinen Land, in der Situation Israels, die den Mitgliedern dieses Rates nun allzu bekannt ist, die menschliche Würde, menschliches Leben und die Freiheit der Menschen höchste Werte darstellen. Wir sind nicht nur stolz, weil wir das Leben von über hundert
Unschuldigen – Männern, Frauen und Kindern – gerettet haben, sondern aufgrund der Bedeutung unserer Tat für das Anliegen der Freiheit der Menschen.”

Die Operation „Donnerschlag” war zudem auch ein wichtiges Signal des jungen Staates Israel an den internationalen Terrorismus sowie alle Antisemiten und sendete eine klare Botschaft: „Wir schützen unsere Bürger vor Euch, und zwar überall auf der Welt!” Zu Ehren des gefallenen Yonatan Netanyahu wurde die Operation nachträglich in Operation „Yonatan” umbenannt.

Der 2CV: Ein sehr unübliches Militärfahrzeug

Der ugandische Diktator Idi Amin ließ als Rache für seine Demütigung durch die Israelis nicht nur die jüdische Geisel Dora Bloch im Spital töten, sondern auch mehrere hundert im Land lebende Kenianer. Im Oktober 1978 ließ Idi Amin dann Tansania überfallen ‒ der Anfang vom Ende seiner Terrorherrschaft. Nachdem nämlich tansanische Truppen im Frühjahr 1979 die ungandische Hauptstadt Kampala einnahmen, floh Amin zunächst nach Libyen, später in den Irak und wurde schließlich in Saudi Arabien aufgenommen, wo er in einer fürstlichen Villa residierte. Dort starb der Diktator, der während seiner Herrschaft 300.000 bis 400.000 Menschen ermorden ließ, im Jahr 2003, ohne jemals für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Jene Boeing 707-131 (4X-JYD), die bei der Operation als fliegender Kommandostand diente, ist heute übrigens im israelischen Luftwaffenmuseum in Hatzerim zu besichtigen.

Am 31. Dezember 1980 verübten palästinensische Terroristen einen Bombenanschlag auf das „The Norfolk Hotel” in Nairobi, das einem Mitglied der lokalen jüdischen Gemeinschaft gehörte. Dabei starben 20 Menschen verschiedener Nationen, 87 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Es gilt als gesichert, dass die Terroristen sich damit für die Unterstützung Kenias bei der Befreiung der jüdischen Geiseln vier Jahre zuvor rächen wollten.

Gedenken an Ereignisse
Die Ereignisse rund um die Entführung von Flug AF 139 und die Befreiung der Geiseln durch israelische Kommandosoldaten wurden zwischen 1976 und 2018 mehrfach als Spielfilm verfilmt. Zudem existieren zahlreiche TV-Dokumentationen zum Thema. Die bekanntesten Verfilmungen sind „Unternehmen Entebbe” von 1976 mit Richard Dreyfuss, Anthony Hopkins, Burt Lancaster und Elizabeth Taylor, die unter der Regie von Marvin J. Chomsky spielten, sowie „… die keine Gnade kennen” von 1977. Hier spielen unter der Regie von Irvin Kershner internationale Größen wie Peter Finch, Horst Buchholz, Charles Bronson oder Yaphet Kotto. Letzterer war übrigens der im New Yorker Stadtteil Harlem geborene Sohn eines aus Kamerun stammenden afrikanischen Juden und übernahm im Film die Rolle von Idi Amin.

Im August des Jahres 2012 gedachten Uganda sowie Israel gemeinsam des Anschlags und hielten eine Zeremonie am Fuß des alten Towers des Flughafens ab. In dessen Nähe war Yonatan Netanyahu bei der Befreiung der Geiseln gefallen. Beide Staaten bekräftigten während der Zeremonie ihre Verpflichtung, „den Terrorismus zu bekämpfen”.

Israelische und ugandische Vertreter legten Kränze zum Gedenken an die Todesopfer beider Seiten nieder und hielten eine Schweigeminute ab. Dabei wehten die Flaggen Israels und Ugandas Seite an Seite. Eine Gedenktafel am Tower erinnert heute an die dramatischen Ereignisse des Jahres 1976. Auch in Tel Aviv existiert ein Mahnmal.

@LTC David Konop, United States Army Africa (SETAF)
Die Einschusslöcher auf dem Tower, die auch heute noch zu sehen sind.

Auf den Tag genau 40 Jahre nach der Befreiungsaktion besuchte der damalige und auch aktuell wieder amtierende israelische Premierminister Benjamin Netanyahu, der Bruder des gefallenen israelischen Kommandosoldaten Yonatan Netanyahu, mit einer israelischen Delegation Entebbe.

Noch heute sind auf dem alten Tower in Entebbe jene Narben sichtbar, die die Geschosse der Israelis während des Feuergefechts in den Beton gerissen haben.

Yonatan Netanyahu (30) wurde auf dem Nationalfriedhof am Herzlberg in Jerusalem zur letzten Ruhe gebettet. Und auch in den USA (wo er geboren wurde und Teile seiner Kindheit sowie Jugend verbrachte) erinnern mehrere Gedenkstätten an diesen außergewöhnlichen Soldaten, der das ultimative Opfer gebracht hat, um den internationalen Terrorismus zu bekämpfen und sein Volk zu schützen.

Quelle@LTC David Konop, United States Army Africa (SETAF); SSGT CHRIS U. PUTMAN; Government Press Office (Israel); Mike Freer; Avishai Teicher