Die in Guntramsdorf bei Wien angesiedelte Drone Passion GmbH konzentriert sich neben Foto- und Filmaufnahmen sowie visuellen Bestands- und Schadensaufnahmen im Industriebereich mit eigenen Drohnen auch auf den Defence-Markt. Da umfasst das Portfolio insbesondere tragbare Anti UAV-Systeme, wie Geschäftsführer Patrick Esser erklärt.
Herr Esser, wie kam es zur Gründung von Drone Passion?
Die ersten Ideen zu einer gemeinsamen Firma wuchsen 2018, im Jahr darauf war es dann so weit. Dabei hat sich für uns die Kombination aus Industrieerfahrung und Expertise im Personenschutz als optimal erwiesen. Wir sind dadurch breit aufgestellt und können beispielsweise bei unseren Kunden aus dem Behörden- und Militärbereich mit unserer Erfahrung aus dem Industriebereich neue Möglichkeiten aufzeigen und natürlich auch umgekehrt. Wir haben gesehen, dass die „großen” stationären Systeme von sehr vielen internationalen Lieferanten angeboten werden, deshalb haben wir uns um kleine mobile und tragbare Systeme gekümmert, mit denen wir fast einzigartig sind.
Sie haben kürzlich auf der IDEX zwei tragbare Komponenten präsentiert, zum Detektieren und zum Jammen. Wie funktioniert das?
Diese beiden Systeme gehören zusammen zu den kleinsten und mobilsten Anti-UAV-Systemen auf dem Markt. Der Detektor scannt die gängigen Funkbänder nach Anzeichen auf Kommunikation zwischen einer Drohne und deren Fernsteuerung. Wenn dabei eine Drohne erkannt wird, stört der Störsender automatisch die detektierte Frequenz.
„Mit unseren tragbaren Systemen, welche etwa die Größe eines Funkgerätes haben, können wir Drohnen in bis zu drei Kilometern Entfernung detektieren.“
Wie kompliziert ist das Erfassen dieser Drohnenlenkungssignale und deren Störung? Und auf welche Distanzen funktioniert das?
Von der Hardwareseite her ist es recht einfach. Es kommt hierbei aber sehr auf die Software an, welche die Daten verarbeitet. Je besser die Software, desto besser werden die diversen Drohnentypen detektiert. Mit unseren tragbaren Systemen, welche etwa die Größe eines Funkgerätes haben, können wir Drohnen in bis zu drei Kilometern Entfernung detektieren. Mit den größeren Systemen, welche stationär eingesetzt werden oder auf Fahrzeugen beziehungsweise Schiffen, sind wir in der Lage, Drohnen in bis zu 25 Kilometern Entfernung zu detektieren.
Braucht es für einen wirksamen Schutz beide Systeme? Oder hilft auch bereits ein System?
Ja, natürlich können die Systeme auch einzeln angeschafft werden und das kommt vor allem bei privaten Sicherheitsfirmen oder im Bereich der kritischen Infrastruktur auch oft vor. Durch die Software mit ihren offenen Schnittstellen können unsere Systeme jederzeit ganz leicht „Plug and Play“ erweitert werden, oder bei Bedarf, wie bei einem Großevent, auch mehrere Systeme zu einem großen System verbunden werden.
Gibt es Beschaffungspläne beziehungsweise Kontakte zu unserem Bundesheer? Und falls nein, ist das ein Problem im Marketing, wenn die eigene Armee meine Systeme nicht nutzt?
Es gibt Kontakte zum Bundesheer (-> hier geht es zu aktuellen Bundesheer-Meldungen) und natürlich wäre es aus Marketingsicht von Vorteil, wenn österreichische Systeme auch vom österreichischen Heer verwendet werden. Wir hoffen, dass sich bei der derzeitigen Beschaffungswelle noch etwas für uns ergibt.
Welche Schlüsse zieht eine Spezialfirma wie eure aus dem „War of Drones” in der Ukraine?
Da wir uns im Gegensatz zu anderen Firmen schon vor dem Krieg in der Ukraine mit diesen Systemen befasst haben, haben wir auch gesehen, wie stiefmütterlich dieses Thema zuvor behandelt wurde, egal in welchen Bereichen. Nun ist glaube ich vielen klar geworden, was mit Drohnen möglich ist, und wie wichtig es ist diese zuverlässig zu erkennen und abzuwehren. Bei den eigenen Drohnen fehlt aber trotzdem vielfach noch das Bewusstsein für den Datenschutz. Behörden oder das Militär würden nie Waffen, Fahrzeuge oder andere Ausrüstungsgegenstände verwenden, bei welchen von externer Seite Standortdaten, Systemzustände und andere wichtige Informationen ausgelesen werden können. Bei den in Österreich eingesetzten chinesischen Drohnen ist aber genau das der Fall.
„Der krieg in der ukraine zeigt, wie wichtig es ist, drohnen zuverlässig zu erkennen und abzuwehren.“
Was ist die letzte Neuerung aus eurem Haus?
Wir bringen gerade unsere eigenen und in Österreich entwickelten Anti-UAV-Systeme auf den Markt. Zudem sind wir der exklusive Vertriebspartner für die DACH-Region für Behörden- und Militärdrohnen, die komplett in der EU hergestellt werden – inklusive explosiver Payload. Diese können beispielsweise auch zur Absicherung von Camps eingesetzt werden oder auch komplett RF-silent fliegen. Dadurch werden sie nicht von Detektionssystemen erkannt – oder vom eigenen System gestört.