Major Roland Kobenz ist technischer Offizier und leitender Militärluftfahrttechniker. Wir haben ihn im Vorfeld zur „Airpower 2024” in Zeltweg getroffen und mit ihm über seinen Werdegang und die geplante Anschaffung des Jet-Trainers (-> Bundesheer prüft Angebot für M-346FA von Leonardo) gesprochen – und was ihn derzeit noch beschäftigt.

Herr Major, wie wird man leitender Militärluftfahrttechniker?
Ich habe die HTL gemacht, danach wollte ich unbedingt fliegen. Also ging ich zum Bundesheer. Leider hat es bei der Testung aber nicht ganz zum Piloten gereicht. Ich habe daraufhin einen Ministerreport an den damaligen Verteidigungsminister Doskozil geschrieben und ihm mitgeteilt, dass ich fliegen möchte und schon eine Vorbildung zum Techniker habe. Er beschloss dann, dass ich mich zum technischen Offizier, also zum Fliegertechniker, ausbilden lassen kann. Sechs Jahre lang durfte ich danach in der Hercules in ganz Europa mitfliegen, von 2016 bis 2020 war ich in der Fliegerwerft fürs Triebwerk zuständig. Seit 2020 bin ich in meiner jetzigen Position als Leitung der Luftfahrttechnik.

„Wozu es gut wäre, einen Jet-Trainer in Österreich zu haben? Um Ausbildungskosten zu sparen. Der Pilot lernt dann also das taktische Fliegen, die Verfahren und das Handling. Sprich: Alles, was die Computer im Eurofighter können, kann der Pilot auch in einem anderen Flugzeug lernen.”

Major Roland Kobenz, leitender Militärluftfahrttechniker.

Was beschäftigt Sie aktuell?
Uns alle beschäftigen im Moment die Pläne der Frau Minister. Es geht darum, wo wir uns bis 2032 hin orientieren sollen. Vor allem, wann und wie der Jet-Trainer kommen soll. Damit verbunden ist viel an personeller Planung und Infrastruktur. In puncto Infrastruktur sprechen wir von der Tankstelle über den Turm und die Tankfahrzeuge bis hin zum Standort für die neue Halle, in der der Trainer stehen wird und wo der Simulator stehen soll. All das gilt nicht nur für Zeltweg, sondern auch für Hörsching.

Für den Laien erklärt: Was genau ist der Jet-Trainer und wieso braucht ihn das Bundesheer?
Klar ist: Unsere Piloten müssen die Ausbildung für den Eurofighter irgendwo erwerben. In Österreich haben wir die Ressource Jet-Fliegen bis dato nicht, daher müssen wir unsere Piloten nach Italien schicken und dort Trainingsstunden kaufen. Der Jet-Trainer ist mehr oder weniger ein Schulflugzeug mit Düsenantrieb. Auf ihm können wir verschiedene Ausbildungen abbilden: von einer Geschwindigkeit von 200 Knoten – das, was die PC-7 darstellt – bis zum Eurofighter. Wozu es gut wäre, einen Jet-Trainer in Österreich zu haben? Um Ausbildungskosten zu sparen. Der Pilot lernt dann also das taktische Fliegen, die Verfahren und das Handling. Sprich: Alles, was die Computer im Eurofighter können, kann der Pilot auch in einem anderen Flugzeug lernen. Der große Unterschied ist dann nur: Der Eurofighter fliegt schneller als der Schall. Das kann der Jet-Trainer nicht.

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Welches Modell wird Österreich als Jet-Trainer bekommen?
Wir gehen davon aus, dass es ein italienischer Aermacchi M-346 sein wird. Es gibt auch Flugzeuge aus Tschechien und Korea, aber der M-346 ist der von uns favorisierte Trainer. Aber die Entscheidung darüber liegt im Kabinett. (Anmerkung der Redaktion: Derzeit prüft das Verteidigungsministerium ein Angebot über besagte Aermacchi M-346 von Leonardo).

Wenn Sie sich etwas wünschen könnten, was wäre das?
Den Regelbetrieb stets gut durchführen zu können. Dass man den handelnden Akteuren auf dem Boden auch das Zugeständnis macht, gewisse Entscheidungen treffen zu können. Und langfristige Entscheidungen nicht oftmals auf die lange Bank zu schieben. Oft werden Überlegungen angestellt, die sich nachher wieder überlegen lassen, die sich diskutieren und zerreden lassen. Unsere Tankstelle hier in Zeltweg zum Beispiel wurde vor dem Draken gebaut. Wir hatten 24 Stück, aber nur 12 waren damals hier. Jetzt haben wir mit 15 Stück Eurofighter, der PC-7, den Schulfliegern und Hubschraubern viel mehr Betrieb als damals in den 1980er-Jahren. Dafür ist die Tankstelle nicht ausgelegt. Sie sollte schon seit drei Jahren neu gebaut sein. Aber es wird zu viel über Kleinigkeiten diskutiert, daher hat es bisher keine Erneuerung gegeben. Ich wünsche mir weniger Diskussionen und dafür schnellere Entscheidungen.

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Quelle©Matthias Heschl