Zwar gibt es noch keinen unterschriebenen Vertrag, aber nach einem Statement der thailändischen Luftwaffe vom 27. August dürfte Saab für die Neuauflage seines Gripen nach Schweden und Brasilien (-> Saab-Serienmaschinen kommen in Brasilien an) einen dritten Kunden gewonnen haben.

Laut der RTAF-Erklärung hat das Auswahlkomitee der Luftwaffe unter RTAF-Kommandant Air Chief Marshal Phanphakdee Phattanakul „zehn Monate damit verbracht, alle Optionen abzuwägen”, bevor man sich für den JAS 39 Gripen E/F entschieden habe. Dieser sei in der Lage, „den Anforderungen der Militärdoktrin und der Strategie der Luftwaffe am besten gerecht zu werden”, wie es heißt. Die Auswahl des Gripen E/F dürfte zudem auch noch auf anderen Überlegungen, bis hin zu einer industriellen Zusammenarbeit bei der Aufarbeitung des Auftrags basieren.

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Saab klingt selbstbewusst

Es gibt aktuell zwar auch noch ein – durch ein „aggressives” Finanzierungsangebot unterstütztes – Angebot der USA über F-16 Block-70/72 (je nach Wunsch mit P&W oder GE-Triebwerk) von Lockheed Martin, dennoch sagte ein Saab-Sprecher gegenüber Reuters: „Ich kann bestätigen, dass die thailändische Luftwaffe ihren Wunsch mitgeteilt hat, Gripen-Kampfjets zu kaufen. Das ist natürlich sehr positiv für Saab und für Schweden, und wir freuen uns darauf, unsere Gespräche mit der Royal Thai Air Force und den Behörden über zukünftige Kampfflugzeugfähigkeiten für Thailand fortzusetzen. Der Gripen E/F bringt erhebliche Fortschritte in der Leistungsfähigkeit mit sich, die ihn im Vergleich zu seinem Vorgänger fast zu einem völlig neuen Flugzeug machen.”

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Thema war ein möglicher Deal mit Thailand auch schon beim Royal International Air Tattoo (RIAT, -> Highlights von RIAT und Farnborough Air Show) Ende Juli. Dort wurden mit Blick auf den Gripen E/F auch Gespräche mit den Philippinen bestätigt.

Die endgültige Entscheidung über den Kauf ist noch von der Genehmigung des thailändischen Kabinetts abhängig sowie von der Zustimmung des nächsten thailändischen Verteidigungsministers. Zuvor muss die neu gewählte Regierung unter der erst am 18. August gewählten Ministerpräsidentin und Milliardärin Paethongtarn Shinawatra (sie hält 21 Unternehmensanteile im Gesamtwert von rund 1,85 Milliarden Euro) noch ein vollständiges Kabinett bilden.

Beide Typen in älterer Ausführung im Dienst

Die RTAF hat ein Budget von rd. 19 Milliarden Baht (gut 500 Millionen Euro) für das Haushaltsjahr 2025, der Haushalt wurde im Juni in erster Lesung verabschiedet, die zweite und dritte Lesung sollen Anfang September stattfinden. Nach den bereits angekündigten RTAF-Plänen sollen die neuen Flugzeuge im Geschäftsjahr 2025 gekauft werden, die Auslieferung – und wohl auch die Zahlung – soll aber von 2028 bis 2034 gestreckt werden. Es ist aktuell unklar, wie viele Gripen E/F Thailand kaufen will, frühere Berichte deuteten auf einen sofortigen Bedarf von 12 bis 14 neuen Kampfflugzeugen hin. Darüber hinaus wird ab dem Geschäftsjahr 2037 nochmals eine ähnliche Anzahl von Flugzeugen benötigt, um weitere F-16 zu ersetzen.

Die RTAF kennt jedenfalls beide Muster und deren Vorgängervarianten. Derzeit sind elf Gripen (sieben einsitzige Gripen C und vier zweisitzige Grien D), die in zwei getrennten Chargen im Februar 2008 und November 2010 beschafft wurden, im Bestand. Diese Jets wurden kürzlich auf die neueste MS20-Konfiguration aufgerüstet und verfügen über die Fähigkeit zur Schiffsbekämpfung mit der RBS 15 Anti-Schiffsrakete ebenfalls von Saab. Die thailändischen Gripen sind zudem in ein nationales Datalink-System integriert, dem – auch von Schweden extra entwickelten – Link-T. Dieses verlinkt mit zwei Saab 340 Turboprop-Flugzeugen, die mit dem Erieye-Frühwarn- und Kontrollradar (AEW&C) ausgestattet sind. Im Jänner 2017 ging ein C-Einsitzer bei einem Unfall verloren.

©Militär Aktuell

Der US-Anteil der RTAF-Kampfflugzeugflotte setzt sich aktuell aus 36 einsitzigen F-16A und 14 zweisitzige F-16B zusammen. Einst waren im Rahmen von insgesamt vier FMS-Bestellungen zwischen 1988 und 2003 insgesamt 52 F-16A/B von den USA geliefert worden. Darunter 16 ADF aus Beständen der US Air Force (-> aktuelle Meldungen rund um die US-Streitkräfte). Dazu kamen 2005 sieben weitere F-16A/B, die von Singapur gespendet wurden.

Wenn es so kommt wie angekündigt, werden die neuen Gripen E/F zuerst die ältesten F-16 aus 1988 ersetzen, die von der 102 Squadron in Korat betrieben werden. Noch älter sind 31 einsitzige F-5E und drei zweisitzige F-5F Tiger II. Jene sind von Elbit und Rafael modernisiert worden.

Kein chinesischer Zugriff

Thailand unterhält gute Beziehungen zu den USA – aber auch mit der Volksrepublik China. Die wurden in den vergangenen Jahren durchaus „innig”, man hat – im Gegensatz zu einigen anderen asiatischen Staaten – keine territorialen Streitigkeiten mit Peking. Somit gibt es eine tiefere militärische Zusammenarbeit, einschließlich gemeinsamer Luftübungen und verstärkter Waffentransfers – zuletzt „Falcon Strike 2024” in diesem Monat, mit J-10 in Udorn. Dabei ist es von den USA untersagt, mit F-16 und F-5 an Übungen mit dem chinesischen Militär teilzunehmen. Diese Einschränkung gilt aber nicht für die Gripen.

Quelle©Georg Mader