Der einstrahlige türkische Jet-Trainer Hürjet von Turkish Aerospace Industries (TAI) befindet sich zwar noch in der Entwicklung, kurz vor Weihnachten unterzeichnete die spanische Luftwaffe aber trotzdem die Beschaffung von 24 Maschinen. Bei der noch immer offenen Nachfolge der bereits 2020 abgestellten Saab 105OE des Bundesheeres spielt der Hochdecker aber keine Rolle.

Die Luftstreitkräfte bewerteten den Überschalljet mit Nachbrenner als „zu nah am Primärsystem” (Eurofighter). Zudem war der Hürjet gemäß Vorhabensabsicht zur Trainer-Beschaffung vom Mai 2023 noch nicht im Einsatz und lediglich in Form von zwei Prototypen verfügbar. Der zweite Prototyp absolvierte dann erst am 12. November 2023 seinen Erstflug und nun folgte am 20. Dezember ein erstes Memorandum of Understanding (MoU) für den Export des Hürjet durch den Hersteller TAI.

SF-5M Freedom Trainer der spanischen Luftwaffe – ©Georg Mader
Aktuell setzt die spanische Luftwaffe bei der Pilotenausbildung auf SF-5M Freedom Trainer.

Die spanische Luftwaffe (Ejército del Aire) plant, mit dem türkischen Trainer bis 2028 ihre veraltete Flotte von 19 SF-5M Freedom Trainer in Talavera La Real zu ersetzen. Entscheidend für die Typenwahl war die Evaluierung des ersten Prototyps auf der Luftwaffenbasis Torrejón nahe Madrid am 28. Juli. Später reiste dann auch eine spanische Delegation zu TAI bei Ankara, um die Fähigkeiten des Hürjet weiter zu prüfen. Mitentscheidend dürfte zudem die Beteiligung des spanischen Luft- und Raumfahrtunternehmens Artificial aus Cádiz am Hürjet-Projekt sein. Das Unternehmen erhielt am 3. April einen zweistufigen Vertrag im Wert von gut 2,5 Millionen Euro zur Herstellung aktiver und passiver Flugsteuerungskomponenten und dürfte im Zuge der nun erfolgten Beschaffung wohl weiter am Programm partizipieren.

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Haluk Gorgun, der Minister für die türkische Verteidigungsindustrie (SSB), hob die Bedeutung des Abkommens hervor: „Wir intensivieren weiterhin die Zusammenarbeit mit unseren Verbündeten in der Verteidigungsindustrie und teilen unsere nationalen und inländischen Technologien mit befreundeten Ländern. Heute erleben wir mit Stolz einen weiteren historischen Meilenstein. Das unterzeichnete Memorandum of Understanding (MoU) zwischen der SSB und unserem langjährigen NATO-Verbündeten Spanien bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit im Projekt ‚Jet Training Aircraft’. Es unterstreicht die Vision der Türkei, unabhängige Technologien zu entwickeln, und steht für die enge Partnerschaft mit befreundeten und verbündeten Staaten. Mein Dank gilt den engagierten Teams der SSB, von TAI sowie unserem Botschafter in Madrid und dem Militärattaché der türkischen Streitkräfte in Spanien, die zu diesem Erfolg beigetragen haben.”

 

Blick ins Hürjet-Cockpit – ©TAI
Blick ins Hürjet-Cockpit.

Bislang unbestätigten Berichten zufolge soll Spanien der türkischen Luftwaffe im Gegenzug für die 24 Hürjets sechs A400M-Transportflugzeuge (-> Der A400M kämpft weiter mit Problemen) aus eigener Produktion angeboten haben. Diese Flugzeuge sind noch zu bauen, werden von der spanischen Luftwaffe eigentlich nicht benötigt und könnten von der Türkei zur schon länger geplanten Aufstockung ihrer derzeit aus zehn Maschinen bestehenden A400M-Flotte verwendet werden. Ein solcher Mix aus lokaler Wertschöpfung und einem potenziellen Tauschgeschäft könnte – auch wenn er Finanztransaktionen nicht vollständig ersetzt – für beide Parteien von Vorteil sein.

TAI plant die Serienproduktion des Hürjet im Jahr 2025 zu starten, wobei die ersten Auslieferungen für den Zeitraum 2025 bis 2026 vorgesehen sind. Die türkische Luftwaffe hat zunächst vier Hürjets bestellt und plant in einer zweiten Tranche den Kauf von zwölf weiteren Flugzeugen. Die ersten vier Maschinen sollen gleich zu Produktionsbeginn 2025 bis 2026 ausgeliefert werden, die zwölf Block-1-Varianten dann bis 2028 folgen.

Das Kunstflugteam „Turkish Stars”, das aktuell F-5A/B einsetzt, wird zwölf Hürjets erhalten, insgesamt sollen im Land schrittweise 60 veraltete F-5/T-38 mit dem neuen Trainer ersetzt werden.

TAI hat bereits eine Vereinbarung mit GE Aerospace über die Lieferung von 100 F404-GE-102-Turbofan-Triebwerken für den Hürjet geschlossen. Am 21. Oktober absolvierte der erste Prototyp einen ersten erfolgreichen Überschallflug von 38 Minuten, gefolgt vom Jungfernflug des zweiten Prototyps am 12. November. Letzterer, bereits als leichtes Kampfflugzeug für die THK konfiguriert, soll ab 2026 ausgeliefert werden.

Auch die türkische Marine zeigt großes Interesse an einer maritimen Variante des Hürjet, die als Ergänzung zu geplanten UCAV wie Anka (-> Stealth-Kampfdrohne Anka-3 in der Luft) und Kizilelma auf einem zukünftigen „echten” Flugzeugträger (mit der „TCG Anadolu” hat die türkische Marine aktuell „nur” einen Drohnenträger im Bestand) dienen könnte.

Quelle©Georg Mader, TAI