Am 6. und 7. September ist es wieder so weit: Am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg findet mit der „Airpower 2024” das größte Flugshow-Spektakel Mitteleuropas statt. Ruhig soll an den beiden Tagen nur die An- und Abreise der erwarteten 300.000 Besucher verlaufen – dank eines ausgeklügelten Verkehrskonzepts. Ein Ausblick.
Wie ist das eigentlich, wenn sich an nur zwei Tagen halb Österreich auf den Weg in eine kleine Ortschaft macht? Wenn so wie am 6. und 7. September voraussichtlich 300.000 Besucher mit Pkw, Bussen und Bahn in die nur 7.114 Einwohner zählende Stadtgemeinde Zeltweg drängen, um dort am Fliegerhorst Hinterstoisser bei der „Airpower 2024” mit dabei zu sein?
Oberst Peter Braun lächelt. Der Offizier ist beim Militärkommando Steiermark für den Logistikbereich zuständig. Er ist aber auch für das Verkehrskonzept der Mega-Flugshow verantwortlich und damit erster Ansprechpartner, wenn es um Fragen zur Organisation der An- und Abreise der vielen „Airpower”-Fans geht. „150.000 Besucher täglich sicher und geordnet in den Trichter Murtal zu bekommen – und von dort auch wieder nach Hause – ist eine Herausforderung, die eigentlich kaum zu schaffen ist”, sagt er gleich zu Beginn unseres Gesprächs. Eigentlich. Tatsächlich arbeiten Oberst Braun und sein Team schon seit Juni des Vorjahres unermüdlich daran, das Unmögliche möglich zu machen. Ihr Plan ist komplex, aber so viel vorweg: Es geht darin um Busverbindungen aus dem ganzen Land. Um Sonderzüge. Um ein überarbeitetes Parkplatzkonzept, Entlastungsbahnhöfe, viele Shuttlebusse und ein neues Lagezentrum. Und ja, auch wenn es sich zunächst widersprüchlich anhört: Es geht auch um eine Abrundung der Luftschau mit vielen Side-Events und begleitenden Veranstaltungen.
„Unser Vorteil ist, dass wir vieles von dem, was sich im neuen Verkehrskonzept findet, schon bei der letzten ,Airpower 2022’ implementieren konnten”, sagt Oberst Braun. „Und das Meiste hat damals auch schon sehr gut funktioniert.” Das meiste – nicht alles: Am Bahnhof Zeltweg kam es zu Überlastungen insbesondere bei der Abreise. Viele Autofahrer konnten ihre vorab gebuchten Parkplätze nicht erreichen, hatten zu alternativen Stellplätzen aber keine Zufahrt. Es mangelte an Zubringerbussen von den entfernter gelegenen Parkflächen und die Fahrbahnränder der Bundesstraße durch Zeltweg waren mit Reisebussen vollgeparkt, was den Verkehr auch nicht unbedingt flüssiger machte. „Wir haben alle negativen Rückmeldungen kritisch betrachtet, unsere Lehren daraus gezogen und Verbesserungen umgesetzt”, sagt Braun. „Nur in wenigen Bereichen ging es dabei um Grundsätzliches, in den meisten Fällen um kleinere Nachbesserungen, um Details.”
Was das konkret bedeutet? Was soll heuer besser funktionieren als noch vor zwei Jahren? Beispielsweise die Anreise mit den Sonderzügen. Ab Villach, Salzburg, Linz und Wien wird es heuer an beiden Veranstaltungstagen (2022 nur am Samstag) direkte Eisenbahnverbindungen zur Veranstaltung geben. Diese werden aber nicht wie vor zwei Jahren bis nach Zeltweg geführt, sondern halten heuer schon davor in Knittelfeld (die beiden Züge aus Linz und Wien) und Judenburg (Salzburg und Villach). Von dort bringen Dutzende Shuttlebusse die Besucher weiter zum Fliegerhorst. „Wir entlasten damit den Bahnhof Zeltweg”, sagt Oberst Braun. „Die Haltestelle dort ist für ,nur’ 4.000 bis 5.000 Besucher pro Stunde ausgelegt, die Reduktion um die Reisenden aus den Sonderzügen sollte deutlich zu spüren sein und vor Ort auch die Aus- und Zustiege aus und in die anderen Züge beschleunigen.”
Viel versprechen sich Braun und sein Team auch von einer Neuregelung der Parkplatzzuweisungen. Konkreter: Von der Streichung der Zuweisungen. „Vor zwei Jahren haben wir erstmals Parkplatztickets im Vorverkauf angeboten, was sehr gut angenommen wurde und was wir auch heuer wieder machen und weiter forcieren werden”, so Braun. „Allerdings waren die Tickets damals bestimmten Parkflächen zugeordnet, was sich dann während der Veranstaltung als Problem herausgestellt hat.” Kamen beispielsweise Autofahrer aufgrund von Staus, Umleitungen oder aus anderen Gründen auf anderem Weg nach Zeltweg als ursprünglich geplant, konnten sie keine der dort angebotenen, möglicherweise sogar noch freien Stellflächen nutzen. Stattdessen legten sie unnötige Kilometer zurück, um zu „ihrem” ursprünglich gebuchten Parkplatz zu gelangen, verstärkten damit aber ungewollt den Verkehr in der gesamten Region. „Heuer wird es diese Zuweisung daher nicht mehr geben”, so Braun. Mit einer Ausnahme: den Parkplatz Kraubath im Nordosten von Zeltweg. „Dort hat das mit den Parkplatzzuweisungen sehr gut funktioniert”, sagt Oberst Braun, „aber wie für all die anderen Stellflächen gilt auch für dort, dass wir die Zahl der Shuttlezüge und Shuttlebusse zur Veranstaltungsfläche erhöhen.”
Wie schon 2022 soll es heuer auch wieder Busverbindungen aus dem ganzen Land in Richtung Zeltweg geben, die Zahl der Busse wird dabei nochmals erhöht. Und auch auf mögliche Verkehrseinschränkugen etwa durch Unfälle oder Staus möchte man heuer schneller reagieren. Erstmals wird es daher ein gemeinsames Lagezentrum von Bundesheer, Polizei, Asfinag, Bezirksverwaltung und ÖBB direkt am Fliegerhorst geben. „Im Fall der Fälle können wir uns vor Ort rasch absprechen und blitzschnell auf Herausforderungen reagieren”, so Oberst Braun.
Und was hat es nun mit dem ominösen Rahmenprogramm auf sich? Wie sollen ausgerechnet noch mehr Events und Veranstaltungen zur Entspannung der An- und Abreisesituation beitragen? Oberst Braun lächelt wieder. „Es geht darum, dass wir mit diesen zusätzlichen Veranstaltungen den Besucherabstrom besser aufteilen”, erklärt er. „Jeder Besucher, der nach dem Ende des Displays länger vor Ort bleibt, um etwa bei einer der zahlreichen Veranstaltungen in der Region vorbeizuschauen oder beim geplanten Freiluftkino in unserem Zuseherbereich, hilft uns dabei, Verkehrsspitzen abzuflachen, die Herausforderung der An- und Abreise zu bewältigen.” Und das Unmögliche möglich zu machen: 150.000 Besucher täglich sicher und geordnet in den Trichter Murtal zu bekommen – und von dort auch wieder nach Hause.
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