Die „Ostende”, das erste Minenabwehrschiff des belgisch-niederländischen rMCM-Programms (Programm zum Ersatz von Minenabwehrmaßnahmen), das für die belgische Marine bestimmt ist, hat Mitte Juli seine erste Seeerprobungskampagne begonnen. Dabei soll die Leistung des Schiffs vor seiner Auslieferung im Sommer 2025 auf See getestet werden. Das rMCM-Programm wird von Belgium Naval & Robotics geleitet – einem von der Naval Group und Exail gebildeten Konsortium – an dem Kership (ein Gemeinschaftsunternehmen von Piriou und Naval Group) als industrieller Hauptauftragnehmer beteiligt ist.

Bei dieser ersten Seeerprobung werden die Systeme des Schiffes, insbesondere die Antriebs- und Navigationssysteme, auf den Prüfstand gestellt. Anschließend werden weitere Testkampagnen folgen, um auch alle anderen Systeme zu prüfen. Clémence Picard-Destelan, Bordmanagerin der Naval Group für diese Testkampagne, erklärte: „Diese erste Testkampagne eines Serienschiffs ist ein technisch sehr wichtiger und symbolisch sehr starker Moment: Es ist das erste Mal, dass ein Schiff dieses Typs in See sticht.”

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Sieben Schiffe im Bau

Die „Oostende” lief am 29. März 2023 vom Stapel, gefolgt von dem zweiten Schiff der Serie, der „Vlissingen” für die Königlich Niederländische Marine, am 19. Oktober 2023 und der „Tournai” am 24. Juni dieses Jahres. Das vierte Schiff der Serie, die „Scheveningen”, soll noch im Dezember folgen. Insgesamt befinden sich sieben der zwölf Schiffe der Serie derzeit im Bau und in verschiedenen Stadien der Fertigstellung. Die Auslieferung der „Ostende” ist für den nächsten Sommer in Zeebrügge, Belgien, geplant. Die anderen Schiffe werden dann gestaffelt bis Mitte der 2030er-Jahre übergeben.

Das rMCM-Programm wurde 2019 ins Leben gerufen. Die Naval Group ist dabei für die Schiffskonstruktion, die Gesamtintegration, die Tests und die Inbetriebnahme des Missionssystems verantwortlich. Die Schiffe werden von Piriou unter der industriellen Projektleitung von Kership gebaut und montiert. Exail ist für das Missionssystem der Drohnen zuständig. Die meisten dieser Drohnen werden lokal in Belgien hergestellt und gewartet.

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Technische Daten und Ausstattung

Die Minenbekämpfungsschiffe sind mehr als 80 Meter lang und haben eine Breite von 17 Meter. Trotz einer Verdrängung von 2.800 Tonnen kann das Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von 15,3 Knoten (etwa 28 km/h) erreichen. Es bietet Platz für eine Besatzung von 63 Personen und hat eine Reichweite von mehr als 3.500 Seemeilen (rund 6.500 Kilometer). Erstmals werden sich an Bord eines Minenbekämpfungsschiffes Überwasserdrohnen, Unterwasserdrohnen und Luftdrohnen befinden. So gehören zwei unbemannte Exail Inspector 125 (Überwasserdrohne), drei autonome A-18 (Unterwasserdrohne) und zwei unbemannte UMS Skeldar V200 zu der Ausstattung der Schiffe. Zusätzlich sind auch ein Heckkran von 15 Tonnen und ein Brückenkran von drei Tonnen installiert.

Die Minenabwehrschiffe werden ein vollständig robotisiertes System zum Aufspüren, Klassifizieren, Identifizieren und Neutralisieren von Minen einsetzen. Sie können Unterwasserexplosionen standhalten und haben sehr geringe akustische, elektrische und magnetische Signaturen. Zudem stellen die Schiffe eine Veränderung bei der Minenbekämpfung dar, bei der das Schiff, die Schiffsführung und das Minenbekämpfungspersonal in einem Abstand zur Gefahr bleiben (Stand-off). Mit dieser Lösung kann das verminte Gebiet zehnmal schneller bekämpft werden als mit herkömmlichen Mitteln.

Quelle©Naval Group