Roberto Cingolani, der Chef des italienische Rüstungskonzern Leonardo (-> Österreich entscheidet sich für den Advanced Jet Trainer M-346FA von Leonardo), fordert eine intensivere Zusammenarbeit in der europäischen Rüstungsindustrie. „Wir wollen Allianzen in der europäischen Verteidigungsindustrie vorantreiben und europäische Giganten schaffen”, erklärte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Laut Cingolani seien die europäischen Unternehmen zwar groß, allerdings nicht groß genug, um mit der US-amerikanischen Konkurrenz mithalten zu können. Diese Größennachteile könnten allerdings durch Kooperationen kaschiert werden, so der Italiener weiter. Leonardo arbeite daher rund um das geplante italienische Panzerinvestitionsprogramm bereits intensiv mit Rheinmetall zusammen (-> Leonardo und Rheinmetall gründen Panzer Joint Venture), im Rahmen des britisch-italienisch-japanischen 6.-Generations-Kampfjets-Programms GCAP hat das Unternehmen zudem kürzlich ein Joint Venture mit BAE Systems und Mitsubishi Heavy Industrie gegründet (-> 6.-Generation-Kampfjet-Projekt GCAP auf Schiene).

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Ähnliche Zusammenschlüsse brauche es aber auch in vielen anderen Bereichen, so Cingolani im Interview. „Wir wollen Allianzen in der europäischen Verteidigungsindustrie vorantreiben.”

Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist laut dem Italiener die kürzlich erfolgte Installation des zweimaligen litauischen Ministerpräsidenten Andrius Kubilius als ersten EU-Minister für Verteidigung und Raumfahrt (-> EU: Verteidigungskommissar fordert Milliarden für Rüstung). Nun gehe es darum, die Ausgaben zu erhöhen, vor allem aber an der Effizienzschraube zu drehen: „Selbst wenn alle EU-Länder jetzt zwei, drei Prozent und mehr auf den Tisch legen würden, hätten wir damit noch nicht viel erreicht, wenn jeder nur an seine eigene Rüstung denkt”, so Cingoliani. „Dann geben wir viel Geld umsonst aus. Sie können in ein löchriges Fass noch so viel Wasser gießen, immer mehr und immer mehr – es läuft an allen Seiten eh wieder heraus. Wenn wir effizienter planen, brauchen wir vielleicht nicht einmal die zwei Prozent.”

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Cingolani weiter: „Die einzelnen Mitgliedsländer müssen stärker die europäische als ihre eigene nationale Verteidigung im Blick haben. Sie müssen davon überzeugt sein, dass ihre Interessen in der Welt nur europäisch vertreten werden können, nicht national. Das ist also eine Frage der Politik.”

Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung fordert der Leonardo-Chef dann eine „Europäisierung” der Verteidigungsinvestitionen: „Wir brauchen in Europa jetzt den nächsten Schritt: Einen Haushalt für die europäische Verteidigung. Zurzeit nimmt jede Regierung das Geld ihrer Steuerzahler. Wir müssen aber von einer Finanzierung durch die nationalen Haushalte auf einen europäischen Fonds umsteigen.”

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