Mit FR innovations bieten die Unternehmer Mario Fuchs und Gerald Reichl ein breit aufgestelltes Kursprogramm für Sicherheitsthemen sowie zukunftsweisende Produktenwicklungen. Militär Aktuell sprach mit Mario Fuchs über seinen Zugang zu Sicherheitsaspekten und den Lösungen, die FR innovations bietet.
Wer steckt hinter FR innovations?
Mein Werdegang ist von 20 Jahren in der Bundespolizei geprägt. Davon habe ich 17 Jahre Erfahrung in Sondereinheiten. Angefangen in der Polizeischule in Wien, nach den ersten Monaten im Dienst ging es rasch zur Sondereinheit WEGA nach Wien und dem Einsatzkommando Cobra. Der Wechsel zum Sektor Graz (entstanden aus dem MEK – Mobiles Einsatzkommando Graz) geschah aus familiären Gründen – die Arbeit in einer Sondereinheit ist sehr zeitintensiv. Nach dem Attentat in Wien 2021 wurden fast bundesweit SIG geschaffen – Schnelle Interventionsgruppen. Dort durfte ich in der Arbeitsgruppe taktisches Vorgehen mitarbeiten. Seit etwa sechs Jahren bin ich nun vermehrt in der Ausbildung der Spezialkräfte tätig.
Mit der langjährigen Erfahrung des Co-Geschäftsführers Gerald Reichl in der Unternehmensführung und unserer gemeinsamen Freundschaft seit 20 Jahren haben wir dann 2019 FR innovations gegründet. Mein Geschäftspartner bezeichnet sich selbst scherzhalber als „Buchmacher“. Er kümmert sich um die administrativen Aufgaben und überwacht von der Produktentwicklung, Patentanmeldung und der Produktion bis zum Kontakt mit Partnerbetrieben alle Schritte.
Wie kam es zur Gründung von FR innovations?
Die Grundidee für FR innovations kam durch meine Erfahrung als taktischer Schießtrainer. Es bestand das Problem, dass es unter anderem für die Streifenpolizisten zu wenig räumliche Möglichkeiten für eine qualifizierte Schießausbildung gab. So begannen wir mit Hilfe der TU Graz und der FH Campus 02 an der Arbeit eines Rückstoßsimulators, der das Training örtlich unabhängiger machen sollte. Mit dem Lieferengpass zu Beginn der 2020er-Jahre und der gleichzeitigen Tätigkeit in der SIG musste das Projekt vorerst auf Eis gelegt werden. Aber das hatte auch seine guten Seiten, denn in der SIG sollte ein Waffenlicht angeschafft werden und so hatte ich die Gelegenheit, sehr viele Produkte namhafter Hersteller zu testen. Daraus erwuchs die Erkenntnis, dass keines dieser Produkte die Herausforderungen befriedigen konnte, die ich als Anwender von ihnen verlange. Das war der Startschuss für die Entwicklung unserer zweiten Idee, der DCL Medusa, die wir in Kürze vorstellen werden. Man darf auf die Präsentation bei der Enforce Tac 2025 gespannt sein.
„Alles, was vor der Waffe passiert, wird aufgezeichnet und kann sowohl live im Stream als auch im Nachhinein angeschaut werden. Damit verbinden wir die Funktionen, die eine Bodycam im behördlichen Bereich hat, mit einem echten taktischen Nutzen im Einsatz.“
Welche Besonderheiten wird das DCL Medusa haben?
Zunächst ist zu sagen: Das neue Produkt ist in erster Linie ein Dokumentationstool. Dieses ist für Zivilisten und Behörden in gleicher Weise geeignet, wobei sich natürlich die Ausführungsvarianten und Anwendungsmöglichkeiten für Zivilisten und Behörden unterscheiden. Zum Marktstart werden wir uns an die Waffenanwender richten, Folgemärkte werden Feuerwehr und Rettung sein, wo beispielsweise die Telemedizin immer mehr gefragt ist. Je nach Konfiguration kann es aber auch in der Land- und Forstwirtschaft Anwendung finden.
In der ersten Ausführung für Waffenanwender ist das Besondere, dass die verbaute Hardware wie Licht, Kamera und Laser auch mittels App gesteuert werden können. Alles, was vor der Waffe passiert, wird aufgezeichnet und kann sowohl live im Stream als auch im Nachhinein angeschaut werden. Damit verbinden wir die Funktionen, die eine Bodycam im behördlichen Bereich hat, mit einem echten taktischen Nutzen im Einsatz. Im Vergleich zur Bodycam hat das DCL Medusa den Vorteil, dass die Dokumentation genau dort erfolgt, wo etwas passiert, nämlich vor der gezogenen Waffe. Es wird also nichts verdeckt, was in einer juristischen Nachbearbeitung des Falls wichtig ist. Zugleich wird aber im Bereich behördlicher Sondereinheiten die Taktik nicht dokumentiert, denn die gezogene Waffe zielt niemals auf den eigenen Kollegen. Ein Sicherheitsaspekt der für den Selbstschutz der jeweiligen Einheiten absolut wichtig ist.
Aus taktischer Sicht ist eine Besonderheit, dass mit dem Modul uneinsichtige Situationen sicher aufgeklärt werden können, z.B. um eine Ecke. Wir erproben aktuell auch schon viele weitere Innovationen im Testbetrieb, wie beispielsweise die Positionsmarkierung und die Kopplung an Drohnen.
FR innovations ist aber nicht nur in der Produktentwicklung tätig, sondern bietet auch Sicherheitstrainings, oder?
Richtig. Aufgrund meiner Erfahrungen bei der Polizei wurde ich immer wieder auf Schulungen zu Sicherheitsthemen für Privatpersonen angesprochen. Beispielsweise herrscht weiterhin großes Interesse am richtigen Einsatz von Pfeffersprays. So boten wir ab 2022 mit der FR Sicherheitsakademie unsere ersten Sicherheitstrainings an. Nach den ersten Erfahrungen lernten wir, uns noch mehr an den Wünschen der Kunden zu orientieren und haben die Programme immer weiter angepasst und verbessert. Neben Privatpersonen nehmen mittlerweile zahlreiche namhafte Unternehmen diese Fortbildungsmöglichkeiten – auch in Folgekursen – in Anspruch.
Dabei geht es um ein breites Spektrum an Sicherheitsthemen. Von der Erstellung oder einer unabhängigen Bewertung von Sicherheitskonzepten, vorbeugenden bis hin zu deeskalierenden Maßnahmen, Gesprächsführung und dem richtigen Selbstschutz, wie z.B. mit einem Pfefferspray. Wir gehen exakt auf die Kundenwünsche ein – Angestellte in Tankstellen oder Apotheken sehen sich mit anderen Sicherheitsaspekten oder Gefahrensituationen konfrontiert als jene in Anwaltskanzleien. Die Kurse finden daher idealerweise in den gewohnten Räumlichkeiten selbst statt. Das hat einen viel größeren Lerneffekt.
„Vor allem ist uns wichtig, eine Sensibilität zu entwickeln, eine geschulte Aufmerksamkeit kann davor bewahren überhaupt in eine Gefahrensituation zu kommen.“
Seit langem sehr gefragt ist unser Interaktivkurs. Es handelt sich hier um ein Szenarientraining, bei dem die Anwendung des Selbstschutzes in realen, nachgestellten Situationen geübt wird. Dabei wird, in einer von Profis kontrollierten Umgebung, das Beurteilen und das richtige Agieren sowie der Umgang mit Selbstschutzmitteln in einer Stresssituation so realistisch wie möglich erlernt. Die Erfahrung einer solchen Situation am eigenen Körper, auch wenn gestellt, ist hier die beste Schule und kommt bei den Teilnehmern sehr gut an. Zusätzlich vermitteln wir rechtliches Wissen, wann Selbstschutz gerechtfertigt ist und wann nicht, sowie mentale Aspekte, wie zielgerichtete Aufmerksamkeit, das richtige Auftreten und Kommunizieren und viele andere essenzielle Punkte auch, um in einer potenziellen Gefahrensituation richtig reagieren zu können. Ausgenommen sind Kampftechniken. Aus meiner dienstlichen und privaten Erfahrung betrachtet – ich mache seit meinem achten Lebensjahr Kampfsport – weiß ich, dass es nicht zielführend ist, Ungeübten in wenigen Tagen oder gar Stunden Selbstverteidigungstechniken beizubringen. Wir wollen kein falsches Selbstbewusstsein vermitteln. Kampfkunst sollte in einer entsprechenden Schule gelernt und laufend trainiert werden. Ein Selbstschutzmittel wie beispielsweise ein Pfefferspray wirkt hingegen auf eine größere Distanz und die Anwendung ist leichter zu vermitteln. Natürlich ist auch er kein 100-prozentinger Schutz.
Welche Angebote wird es künftig bei den Kursen geben?
Wir arbeiten aktuell sehr intensiv an unserem Portal für Online-Kurse. Nach einer Umfrage bei unseren Kunden und Newsletter-Abonnenten haben wir Wunschthemen erhoben. Für jene Inhalte, die man auch online vermitteln kann, haben wir ein spezielles Programm entwickelt. Es wird kurze Videoserien geben, Hintergrundwissen und Übungsaufgaben. Es geht uns darum, dass Lektionen praxisnah und alltagstauglich vermittelt werden. Vor allem ist uns wichtig, eine Sensibilität zu entwickeln, eine geschulte Aufmerksamkeit kann davor bewahren überhaupt in eine Gefahrensituation zu kommen, und – nicht überall lauern Gefahren, so dass man nur mehr in Angst lebt. Aber gerade Opfer von Verbrechen berichten immer wieder, dass sich ihr Bauchgefühl in der Situation rührte. Somit soll man einerseits auf sein Bauchgefühl hören, andererseits ist aber auch die zielgerichtete Aufmerksamkeit zu schulen.
Eine gute Schulung ist somit essenziell. Als Beispiel möchte ich hier den oft beliebten Pfefferspray erwähnen. Gerade wenn es um diese Selbstschutzmittel geht, ist eine gute Beratung wichtig, die verschiedenen Modelle unterscheiden sich hier oft wesentlich in Funktion, Handhabung und Einsatzbereich. Zusätzlich zu meiner polizeilichen Erfahrung haben wir hier große Erfahrungswerte durch Testungen und Erprobungen verschiedenster Selbstschutzmittel. Als weiteres Beispiel möchte ich hier eine Gaspistole als Selbstschutzmittel erwähnen. Bei der Verteidigung mit einer solchen ergibt sich ganz schnell ein anderes Bild für Außenstehende – sei es als Passant oder eben auch aus Sicht der Polizei. Man wird dann schnell selbst als Täter interpretiert. Daher ist Selbstschutzmittel nicht gleich Selbstschutzmittel. Hier bieten wir neben entsprechender Information auch das entsprechende Training.
Zur Website von FR innovations: fr-sicherheitsakademie.com
Hier geht es zu den anderen Beiträgen unserer Serie „5 Fragen an”.