In Wien wurde gestern wieder der renommierte Arik-Brauer-Publizistikpreis verliehen. Der Award wird einmal jährlich vom Wiener Nahost-Thinktank Mena-Watch für fundierte Beiträge zur öffentlichen Debatte vergeben, die den Nahen Osten aus einer fairen und realitätsbezogenen Perspektive betrachten. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden von einer unabhängigen internationalen Jury bestimmt, ausgezeichnet wurde der israelische Armeesprecher Arye Shalicar.
Nicht nur auf den Straßen, auch in vielen Medien herrschen teilweise mehr oder weniger offener Antisemitismus und eine sehr subjektive Darstellung von Israels Verteidigungskrieg gegen den Terror, die mitunter sogar (unbewusst) Narrative der Islamisten verbreitet, indem Journalisten einfach Hamas-Behauptungen, etwa bei angeblichen Opferzahlen, übernehmen. Der Verein Mena-Watch hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, das politische Geschehen im Nahen Osten und in Nordafrika genau zu beobachten und objektiv journalistisch zu betrachten. In dieser Eigenschaft vergibt die Organisation seit 2021 den Arik-Brauer-Publizistikpreis, benannt nach dem großen österreichisch-jüdischen Künstler Arik Brauer (* 4. Jänner 1929 in Wien; † 24. Jänner 2021 in Wien), der die Skulptur erst wenige Tage vor seinem Tod fertiggestellt hat.
Bei der gestrigen Veranstaltung in Wien wurde neben Herta Müller (Literaturnobelpreisträgerin), Rebecca Schönenbach (Terrorismusexpertin), Michael Wolffsohn (deutsch-israelischer Historiker und Militärexperte) auch der Sprecher der Israelischen Verteidigungskräfte, Arye Sharuz Shalicar, mit dem Militär Aktuell kürzlich ein ausführliches Interview über Israels Kampf gegen den Terror führen konnte, ausgezeichnet. Shalicar erhielt den Preis in der Kategorie Sonderpreis für sein publizistisches Wirken. Durch den Abend führten Danielle Spera und Mena-Watch Chefredakteur Erwin Javor, zu den Laudatoren gehörte unter anderem Islam- und Terrorismusexperte Ahmad Mansour.
„Ich glaube, dass vor dem 7. Oktober viele Juden die Welt sehr naiv wahrgenommen haben.“
Arye Sharuz Shalicar, IDF-Sprecher
Die Laudatio auf Arye Shalicar hielt der bekannte österreichische Journalist Stefan Kaltenbrunner. Shalicar selbst sagte in seiner Dankesrede unter anderem: „Die Frage, die ich mir nach dem 7. Oktober 2023 stelle ist, ob der Rest der Welt uns (Anmerkung: Israel) so sieht wie den Rest der Welt. Und ich glaube, dass vor dem 7. Oktober viele Juden die Welt sehr naiv wahrgenommen haben. Ich hab’ nie geträumt, ich war nie ein Träumer. Ich wusste, dass das Leben für Juden und den Staat Israel eine Herausforderung ist, wegen meiner Vergangenheit in Berlin. Da hab’ ich gewisse Tendenzen entdeckt. Denn im Endeffekt ist die Frage immer: Was macht Israel falsch? Was müsste Israel richtig oder richtiger machen, um gemocht zu werden, um akzeptiert zu werden, um so wie alle anderen behandelt zu werden.”
Shalicar weiter: „Was mir auffällt ist, dass es da zwei verschiedene Herangehensweisen gibt, von großen Teilen der Welt. Die eine ist, dass man uns sehr gerne Ratschläge gibt und uns so lenken möchte, wie man es selbst gerne hätte. Wenn man es dann nicht so macht wie gewünscht, dann kommt das schlecht an. Die andere Herangehensweise ist, dass Israel eigentlich ein Störfaktor ist. Und es spielt absolut keine Rolle, was Israel tut, wie es Israel tut, sondern, dass Israel da ist, ist für viele ein Störfaktor.”
Militär Aktuell bat Arye Shalicar nach der Preisverleihung zum Interview:
Herr Shalicar, was bedeutet dieser Preis für Sie?
Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich einer von vier Empfängern dieses Preises bin. Das ist für mich eine große Ehre. Ich habe in meinem Leben noch nie eine Auszeichnung erhalten. Das gibt mir persönlich auch Energie, dass ich weiß und sehe, dass es da draußen auch Menschen gibt, die meinen Einsatz wahrnehmen.
Für welche Funktion beziehungsweise Tätigkeit genau haben Sie diesen Preis erhalten?
Für meine publizistischen Tätigkeiten und ich denke, dass damit nicht nur meine Bücher, sondern auch mein Einsatz auf Social Media, ausgezeichnet wurden. Ich bin auf verschiedenen Plattformen aktiv und habe einen eigenen Podcast. Ich war den Großteil des vergangenen Jahres als Sprecher der israelischen Armee eingezogen und meine Tätigkeit wurde offenbar auch hier in Wien wahrgenommen.
Sie haben gerade Ihren Podcast erwähnt. Wie ist es überhaupt dazu gekommen?
Ungefähr eine Woche nach Kriegsbeginn hat ein Freund in Israel mich gebeten, einen Podcast zu starten. Ich hab’ gesagt, ich habe keine Zeit. Er ließ nicht locker und meinte, das sei wichtig, das ist mittlerweile wie Social Media und wenn Du da nicht bist, erreichst Du viele Menschen nicht. Schließlich hat er mich überredet, dort jeden Tag, anfangs zumindest, ein kurzes operatives Update zu geben und der Podcast ist tatsächlich auf sehr viel Gehör gestoßen in Österreich, Deutschland und der Schweiz, aber auch in Israel. Selbst in den USA oder Südamerika wird der Podcast von Deutschsprachigen gerne gehört.
Bekommen Sie auch Rückmeldungen von Leuten, die sagen, dass sie durch Ihren Podcast jetzt ein anderes Bild von Israel und seinem Überlebenskampf gegen den islamistischen Terror haben
Absolut. Ich kriege sehr viel Feedback von Menschen, die grundsätzlich positiv Israel gegenüber eingestellt sind. Aber es gibt auch Menschen, die mir geschrieben haben, dass ich sie mit meinem Podcast quasi abgeholt habe, und dass sie Israel jetzt besser verstehen und den Terror jetzt erst sehen.
Herr Shalicar, vielen Dank für das Gespräch.
Sehr gerne.
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