Am 18. April 2003 hat Polen mit Hersteller Lockheed Martin für 48 F-16C/D Block-52 Kampfflugzeuge um rund 3,5 Milliarden Euro unterschrieben und war damit das erste Land des ehemaligen Warschauer Pakts, welches auf die Fighting Falcon umstieg. Nun sollen die Maschinen umfassend modernisiert werden.
Nach der Bestellung landeten von 2006 bis 2009 die 36 F-16C sowie zwölf Doppelsitzer F-16D auf den Basen Poznan und Lask. Sie waren seitdem unter anderem wiederholt nördlich beim Baltic Air Policing im Einsatz und nahmen vielerorts an Airshows und multinationalen Übungen teil, zuletzt vor einigen Wochen im griechischen Andravida (-> Militär Aktuell bei NATO-Übung „Ramstein-Flag 2024”). Die Flotte ist noch vollzählig vorhanden und nun hat man in der polnischen Luftwaffe (Sily Powietrzne) entschieden, sie – wie übrigens auch die griechischen und türkischen Falcons – auf den neuesten technischen Standard F-16V (Viper Midlife Upgrade) zu heben, was sie – soweit möglich – auf jenen der zurzeit zum Beispiel für die Slowakei (-> Lockheed: Erste F-16 an die Slowakei ausgebildet) oder Bulgarien neu gebauten Block-70/72-Standard bringt.
Herzstücke sind neues Radar und EloKa-Kits
Die wichtigsten Baugruppen des Programms sind 58 Sets vom AN/APG-80 des VAE F-16E/F Block 60 abstammende AN/APG-83 Active Electronically Scanned Array (AESA) Scalable Agile Beam Radars (SABR) (48 installiert, 10 als Reserve) von Northrop-Grumman, 73 AN/ALQ-257 Integrated Viper Electronic Warfare Suites (IVEWS) von RTX sowie 73 AN/ALQ-254V(1) Viper Shield advanced EW-kits (oder Equivalent), davon 63 installiert, 10 in Reserve) von L3-Harris. Daneben noch weitere Avionik-Upgrades und technischer Support, Software und Wartungsausrüstung.
Allerdings wirft das genannte Volumen dieses Auftrags – 6,7 Milliarden Euro und damit das Doppelte der einstigen Beschaffungssumme der gesamten Flotte – in polnischen Medien Fragen auf. Dabei wird allerdings oft übersehen, dass die vom US-Außenamt genehmigten DSCA-Ankündigungen stets eine maximale „Einkaufsliste” darstellen. Oft sind es dann – siehe die slowakischen F-16/70 – nur die Hälfte der dort aufgeführten Volumina.
Bald die stärksten Streitkräfte Europas
Es war seit einigen Jahren – unter anderem bei einem Eurofighter-Event in Paris 2023 – in der Fachwelt Thema, dass Warschau zu seinen bestellten 32 F-35A (-> Polens F-35A heißen Husarz) um 4,2 Milliarden Euro die 2026 bis 2030 zulaufen sollen sowie den 48 koreanischen FA-50, nochmals extra Eurofighter oder F-15EX speziell für die air-to-air-Rolle plant. Ob diese Pläne jetzt angesichts der F-16-MLU-Modernisierung angehalten sind oder unabhängig davon trotzdem weiterverfolgt werden, ist im Moment nicht klar. Fix ist hingegen: Die polnischen MiG-29 gingen beziehungsweise gehen an die Ukraine.
Auch unabhängig vom Kampfjet-Bereich unternimmt Polen seit mehreren Jahren gewaltige Anstrengungen, um seine gesamten Streitkräfte zu erweitern und zu modernisieren. Oberst Markus Reisner sieht sie vor diesem Hintergrund bereits auf bestem Wege, bald das stärkste Militär Europas zu stellen. Das Budget dafür stieg von 9,2 Milliarden Euro (1,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, BIP) im Jahr 2016 auf 36,8 Milliarden Euro und fast 4,2 Prozent des BIP in diesem Jahr. Für Warschau – 1939 zur Hälfte von der UdSSR annektiert und ausgelöscht und von 1945 bis 1991 unter sowjetischer Herrschaft – ist dies eine breit akzeptierte Reaktion auf die russische Bedrohung an der Ostgrenze der NATO, welche Moskau von Abenteuern auf polnischem Territorium abschrecken soll. Und das – auch eine Erfahrung aus 1939 – ohne sich übermäßig auf den Schutz von Verbündeten verlassen zu müssen.