Die Firma Ulbrichts stellt neben Emblemen für Autos auch ballistische Helme für Polizei und Militär her. Das High-Tech-Unternehmen mit Sitz im oberösterreichischen Schwanenstadt hat sich dabei dem hohen Schutzstandard VPAM verschrieben und beliefert neben der österreichischen Polizei auch den Großteil der Polizei-Spezialeinsatzkräfte Europas.

Die Exportquote liegt bei 90 Prozent und Ulbrichts bewegt sich mit 300 Mitarbeitern wieder in Richtung 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Ein Gespräch mit VP Marketing & Communications Thomas Poandl.

Herr Poandl, was macht den VPAM-Standard so besonders?
Die Abkürzung steht für „Vereinigung der Prüfstellen für angriffshemmende Materialien”. Am Beispiel des Beschusses durch ein 9-Millimeter-Projektil bedeutet das: Helme mit dem niedrigeren Standard NIJ stoppen zwar das Projektil, aber nur Helme mit dem VPAM HVN2009-Standard stoppen es derart, dass die auf die Schädeldecke einwirkende Restenergieübertragung unter 25 Joule beträgt. Über dieser Schwelle gehen Verletzungen mitunter tödlich aus, darunter nicht. Je nach Helm und Zusatzequipment, wie etwa dem Stirnschild Fortis, ist auch echter Schutz (Stoppen und Traumaschutz) bis Kaliber 7,62-Millimeter (.308 NATO) gegeben.

@Ulbrichts
Mit dem neuen Optio will Ulbrichts verstärkt auch am Militärmarkt Fuß fassen.

Warum sind Ulbrichts-Helme vor allem bei der Polizei im Einsatz und nicht beim Militär?
Das hat mit der Vergangenheit zu tun. Früher waren die Bedrohungen für Soldaten primär Splitter. Bei der Polizei waren und sind es Projektile. Das hat sich aber durch neue Bedrohungsbilder verändert und der Schutz gegen Projektile, sowohl von Pistolen, als auch von Langwaffen, ist da und dort notwendig. Während Polizisten den Helm nur bei speziellen Einsätzen tragen, haben ihn Soldaten ständig auf. Daher setzen Armeen bei der Beschaffung oft auf leichte Helme. Denn mehr Schutz bedeutet auch mehr Gewicht. Die Parameter eines Helmes kann man sich im Dreieck aus Schutz-Gewicht-Ergonomie vorstellen. Langfristig denke ich, muss es zu einem Umdenken bei der geforderten Schutzwirkung von Helmen kommen und Armeen auch auf höhere Standards umschwenken. Menschenleben – egal ob Polizei oder Militär – sollten gleichermaßen geschützt werden.

„Menschenleben – egal ob Polizei oder Militär – sollten gleichermaßen geschützt werden.“

Sie möchten doch künftig auch das Österreichische Bundesheer (-> hier geht es zu aktuellen Bundesheer-Meldungen) sowie andere Armeen beliefern. Welche Strategie haben Sie dazu?
Seit Anfang 2023 haben wir das Helmmodell Optio und Optio+ auf dem Markt. Es bietet höchsten Schutz gemäß VPAM HVN2009-Standard, aber ist in der leichtesten Variante (High Cut) mit einem Gewicht von 1,25 Kilo ohne Accessoires konkurrenzfähig zu anderen Anbietern mit niedrigerem Schutz-Standard wie zum Beispiel dem gängigen NIJ IIIA-Standard für militärische Helme. Österreich ist ein hartes Pflaster. Das Österreichische Bundesheer wäre schon ein Enabler für das internationale Geschäft. Bei der letzten Ausschreibung für Helme konnten wir aufgrund der Vorgaben in Sachen Helmgewicht aber nicht mitbieten.

„Wir müssen Fähigkeitslücken schließen“

Welche Helme fragen Kunden derzeit besonders nach?
Auf Messen merken wir immer mehr, dass die ästhetischen Aspekte des Helmes wichtiger werden. Helmträger blicken oft nach dem Aufsetzen gleich in den Spiegel. Inspiriert durch Hollywood-Filme sind der Coolnessfaktor sowie geringes Gewicht beim Tragen ein Thema. In Sachen Form geht das in Richtung High-Cut, also weit hochgezogene Form. Daneben existiert aber noch die Kundengruppe – besonders Sondereinsatzkräfte – denen Aussehen und Gewicht egal sind, denn sie möchten höchstmöglichen Schutz.

Stichwort Ukraine-Krieg und steigende Rüstungsausgaben in vielen Ländern: Profitieren Sie davon?
Nein, denn wir sind ja sehr Polizei-lastig. Und hohe Ausgaben bei der Landesverteidigung führen immer zu einem Rückgang bei den Ausgaben für die innere Sicherheit. Lange Zeit lag der Fokus durch Terroranschläge auf der inneren Sicherheit. Dies hat sich nun verändert, jedoch bietet unsere neue Produktpalette eine Antwort für Beschaffungen beider Ressorts.

Hier geht es zu den anderen Beiträgen unserer Serie „5 Fragen an”.

Quelle@Ulbrichts