Am letzten Tag des Jahres 2024 hat eine Magura V5-Marinedrohne der Spezialeinheit „Gruppe 13” des ukrainischen Verteidigungsnachrichtendienstes einen russischen Hubschrauber vom Typ Mi-8 abgeschossen (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg).

Das veröffentlichte Video des Gefechts zeigt, wie die Magura V5 von einem Hubschrauber mit Bordwaffen beschossen wird. Die Einschläge der Projektile sind deutlich zu erkennen. Trotz des Angriffs konnte die Magura V5 dann den Hubschrauber allerdings erfolgreich mit einer R-73 SeeDragon-Rakete anvisieren und abschießen. Das Gefecht ereignete sich nahe Kap Tarkhankut, am nordwestlichen Ende der von Russland besetzten Halbinsel Krim.

Die Crew des Hubschraubers dürfte im Zuge des Abschusses gefallen sein. Der bekannte russische Luftwaffenblogger „Fighterbomber” beklagt jedenfalls den Verlust „der besten Crew” seit 2022.

Die Magura V5 ist eine Überwasser-Drohne – entwickelt und eingesetzt vom ukrainischen Militär. Gegenüber dem Vorgänger Sea Baby ist die Magura V5 – benannt nach der Göttin des Krieges und des Sieges aus der slawischen Mythologie – kleiner und wendiger.

Neben langsam fahrenden und ankernden Schiffen kann Magura V5 auch gegen Kriegsschiffe auf hoher See und in Fahrt eingesetzt werden. Als Alternative zum Ladungsträger, der als eine Art Überwasser-Torpedo in Schiffe gelenkt wird, kann Magura V5 unter anderem eben auch mit Kurzstrecken-Fliegerabwehr-Lenkwaffen ausgerüstet werden.

Russland sichert bereits seit längerer Zeit seine Seewege mit Hubschraubern und Flugzeugen vor den ukrainischen Überwasser-Drohnen. Die Ausrüstung der Magura V5 mit der R-73 wurde erstmals im Mai 2024 bekannt. Seither wurde die Falle mit der Fliegerabwehr-Lenkwaffe von der Ukraine bereits mehrmals versucht. Die Bemühungen blieben aber bislang erfolglos, die Russen stets Sieger im Gefecht.

Der Einsatz vom 31. Dezember 2024 markiert ein Novum in der Kriegsgeschichte: Zum ersten Mal hat ein unbemanntes Wasserfahrzeug ein Luftfahrzeug abgeschossen.

Die eingesetzte R-73 SeeDragon-Rakete ist offenbar eine speziell für die extremen Bedingungen auf See angepasste Version der infrarotgelenkten Wympel R-73 (NATO-Code: AA-11 Archer). Mit einem Gewicht von etwa 110 Kilogramm ist sie vergleichbar mit westlichen Raketen wie der AIM-9X Sidewinder oder der Iris-T von Diehl Defence.

Magura V5 mit zerbrochener R-73 – ©Archiv
Diese Magura V5 mit zerbrochener R-73 wurde nach verlorenem Gefecht als Treibgut an die russisch besetzte Krimküste geschwemmt.

Bereits Mitte der 1980er-Jahre war die R-73 die erste hoch agile Kurzstrecken-Fliegerabwehr-Lenkwaffe mit großem Erfassungsbereich und ihren westlichen Gegenstücken in allen Bereichen überlegen. Die Ukraine verfügte zu Beginn des Krieges über einen umfangreichen Bestand an R-73-Raketen.

Magura-V5-Drohnen wurden zuletzt auch als Trägersysteme für FPV-Drohnen eingesetzt, wodurch sie sowohl See- als auch Landziele effektiv angreifen können. Im Sommer erfolgten zudem Angriffe auf Öl- und Gasplattformen des Unternehmens Tschornomornaftogaz, ebenfalls unter Einsatz von Magura-V5-Drohnen. Diese Plattformen, ehemals im Besitz der Ukraine, wurden nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 von prorussischen Besatzungsbehörden beschlagnahmt. Das russische Militär nutzt die Anlagen seither für die Überwachung des See- und Luftraums.

Hier geht es zu unserem Drohnen-Themenbereich mit allen aktuellen News zum Thema.

Quelle©Archiv