Durch die rapide zunehmende Anzahl neuer Satelliten im Weltall ist die unabhängige Erstellung eines Weltraumlagebildes nicht nur für die Bundeswehr von besonderer Bedeutung. Satellitenkommunikation und -navigation sowie Erdbeobachtungsdaten sind über die militärische Nutzung hinaus auch für viele zivile Lebensbereiche inzwischen unerlässlich und zählen daher zur kritischen Infrastruktur. Vor diesem Hintergrund ist die fortwährende Erfassung und Verfolgung dieser Weltraumobjekte unverzichtbar und wurde im Rahmen der zivil-militärischen Sicherheitsvorsorge dem Weltraumkommando der Bundeswehr (WRKdoBw) zugeordnet.

Der kürzlich durch die Präsidentin des Beschaffungsamtes der Bundeswehr, Annette Lehnigk-Emden, unterzeichnete Vertrag sichert die Beschaffung eines marktverfügbaren Radars zur Weltraumüberwachung und versetzt das WRKdoBw zukünftig in die Lage, einen erheblichen Anteil der Satelliten, sowie auch passive Objekte wie Weltraumschrott, präzise zu detektieren und ihre Bahnen kontinuierlich zu verfolgen.

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Anlässlich der Vertragsunterzeichnung stellt die Präsidentin des Beschaffungsamtes, Annette Lehnigk-Emden, heraus: „Dieses Projekt hat das klare Potential, auf Basis der hier unter Vertrag genommenen marktverfügbaren Technologie, uns, der Bundeswehr, und der Bundesrepublik Deutschland in Europa eine Vorreiterrolle bei der Fähigkeit zur Weltraumüberwachung zu sichern.”

Das neue Radar ist ein wesentliches Teilprojekt des künftigen Systems zur Weltraumüberwachung und wird für den permanenten Betrieb zur Detektion und Bahnverfolgung von Objekten im Low Earth Orbit (LEO) beschafft; also zur wetter- und tageszeitunabhängigen Erfassung von Umlaufbahnen mit 200 bis 2.000 Kilometern Höhe über der Erde. Der Bereich der LEO ist von herausgehobener Bedeutung, da über 90 Prozent der aktiven Satelliten in diesem Bereich fliegen. Die gesammelten Daten werden in Zukunft in das Weltraumlagezentrum in Uedem eingespeist und dort zusammen mit anderen Daten zu einer Gesamtlage des erdnahen Weltraums verarbeitet.

Im Zuge der nationalen Sicherheitsstrategie, deren Ziele unter anderem die Erweiterung der eigenen Weltraumlagefähigkeiten beinhaltet, leistet die Bundeswehr damit zukünftig auch einen wesentlichen Beitrag zur kollektiven Verteidigungsfähigkeit der NATO.

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Das Lagezentrum bewertet dabei neben Risiken durch Weltraumschrott und möglichen Wiedereintritten von Weltraumobjekten auch die Einflüsse des Weltraumwetters, ausgelöst durch die Aktivitäten der Sonne. Dazu werden Objekte im erdnahen Weltraum überwacht und bei Bedarf aufgeklärt, um einen verlässlichen und eindeutigen nationalen Objektkatalog zu erstellen. Auf Basis dieser Ergebnisse können beispielsweise valide Kollisionsprognosen einhergehend mit der rechtzeitigen Einleitung von Ausweichmanövern unabhängig sichergestellt werden. Auch Bundes- und Landesbehörden sowie Satellitenbetreiber können in die Lage versetzt werden, auf Weltraumereignisse frühzeitig zu reagieren.

Der zivile Anteil des ressortgemeinsamen Lagezentrums wird vom Raumfahrtmanagement im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gestellt.

Ein weiteres Weltraumüberwachungsradar zur Erhöhung der Datenaktualität und -qualität für einen Standort im Ausland ist optional im Vertrag verankert. Damit kann die Bundeswehr ihre Weltraumaktivitäten und -fähigkeiten mit dem Ziel der Realisierung einer möglichst vollumfänglichen Weltraumüberwachung weiter ausbauen.

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Quelle©Bundeswehr/Heyn