Anlässlich der Eröffnung der Wanderausstellung „Kulturgüterschutz” in St. Pölten sprach Patrick Huber für Militär Aktuell mit dem niederösterreichischen Militärkommandanten Brigadier Georg Härtinger und dem Kulturexperten des Militärkommandos Niederösterreich, Oberst der Miliz Philipp Loske.

Herr Brigadier Härtinger, wie kam es überhaupt zu dieser Ausstellung?
Härtinger: Der Herr Oberst des höheren militärfachlichen Dienstes Philipp Loske ist unser Verbindungsoffizier für den Bereich Kulturgüterschutz. Er hat maßgeblich an der Entwicklung dieser Wanderausstellung mitgearbeitet.

Welche Bedeutung hat der Kulturgüterschutz für das Bundesheer?
Härtinger: Die Materie des Kulturgüterschutzes und des kulturellen Erbes sind eng miteinander verbunden. Wir wollen daher auch eine Bewusstseinsbildung zu diesem Thema erreichen. Wir halten zudem regelmäßig Übungen in diesem Bereich ab.

Russland: 70 Prozent der Verluste durch FPV-Drohnen

Um was geht es bei diesen Übungen konkret?
Härtinger: Es wird beispielsweise darauf geachtet, wie überhaupt mit Kunstwerken umgegangen werden muss. Das reicht vom Aufschreiben einer Glasvitrine bis hin zum korrekten Abnehmen eines alarmgesicherten Gemäldes, um es dann ordnungsgemäß weiter zu versorgen.

Bleiben wir gleich bei diesem Beispiel: Auf was muss man denn beim Abnehmen eines Ölgemäldes beispielsweise achten?
Brigadier Härtinger gibt die Frage an seinen Experten, Oberst Loske weiter.

Loske: Ganz wichtig: Handschuhe tragen, damit man keine fettigen Fingerabdrücke darauf hinterlässt. Generell gilt, dass, wenn wir im zivilen Bereich im Assistenzeinsatz zur Kulturgüterrettung tätig sind, das immer in enger Absprache mit dem Eigentümer durchführen. Denn hier geht es letzten Endes auch um Haftungsfragen. Wir können auch auf einen großen Pool von zivilen Expertinnen und Experten verschiedener Fachbereiche wie zum Beispiel Restauratoren oder Archäologen zurückgreifen.

©Militär Aktuell

Gab es in letzter Zeit einen größeren Einsatz zur Rettung von Kulturgütern?
Loske: Bei JEDEM Katastrophenschutzeinsatz des Bundesheeres wird automatisch auch auf den Kulturgüterschutz geachtet. Nehmen wir zum Beispiel historische Kapellen oder auch Kunstwerke, die wir aus überfluteten Kellern in Sicherheit bringen.

Wird der Schutz von Kulturgütern von speziell ausgebildetem Heerespersonal vorgenommen oder ist grundsätzlich jeder Soldat dafür qualifiziert?
Härtinger: In sämtlichen Ausbildungen des Bundesheeres, angefangen beim Grundwehrdiener, wird das Thema behandelt. Bei der Offiziersausbildung gehen wir diesbezüglich natürlich in die Tiefe. Aber nein, es gibt keine spezielle Truppengattung dafür, im Anlassfall legt jeder Soldat mit Hand an.

Wie sieht das in der Praxis aus? Kommen dann Heeres-Lkw an einen Ereignisort und bringen Kulturgüter in die nächste Kaserne, wo sie gelagert werden bis die Gefahr gebannt ist?
Härtinger: Das kann man nicht pauschal sagen. Denn das hängt immer vom Einzelfall ab und wird vom Einsatzleiter individuell entschieden. Es gibt da keine vordefinierten Vorgehensweisen.

Hier geht es zu weiteren Bundesheer-Meldungen.

Quelle©Patrick Huber