Die Kriege in Bergkarabach, in der Ukraine und in Israel beweisen: Die militärische Bedeutung von Drohnen ist enorm. Die unbemannten Flugsysteme nehmen mit ihrer erschreckenden Effizienz wohl auch in Zukunft eine dominante Rolle auf Schlachtfeldern ein – außer es gelingt, sie rascher aufzuspüren und abzuwehren. Ein Blick in die Zukunft von Stephan Kraschansky, Geschäftsführer des Österreich-Ablegers des deutschen Drohnendetektions- und -abwehrspezialisten Aaronia.
Von Aufklärungsmissionen über taktische Angriffe bis hin zu Attacken zur „Demoralisierung” der Bevölkerung sind „Unmanned Aerial Systems” (UAS) heute ein unverzichtbarer Bestandteil aller Kriegsparteien. Die Notwendigkeit, effektive Abwehrsysteme zu schaffen und bestehende Abwehrsysteme weiterzuentwickeln und zu aktualisieren ist infolgedessen groß. Dies gilt insbesondere für die sogenannten NATO Class I UAS auf dem ukrainischen Schlachtfeld. Also Drohnen, die zu klein und agil sind, um sie mit herkömmlichen Flugabwehrsystemen zu erkennen und zu bekämpfen.
Die effektive Abwehr von Drohnen setzt zunächst deren möglichst frühzeitige Erkennung voraus, sodass hier ein Mix aus Sensoren zur Frequenzüberwachung inklusive Peilung, Radaren und elektrooptischen Systemen eingesetzt wird. Die Qualität – und hier vor allem die Fähigkeit, möglichst wenig falsch positive Detektionen zu erlangen – ist aktuell und auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung.
„Über den Erfolg
entscheidet die schnellere
Implementierung und bessere
taktische Anwendung technischer Neuerungen.“
Bedrohungen wie russische Aufklärungsdrohnen vom Typ Orlan oder die iranische Kamikazedrohne Shahed haben vor allem aufgrund ihrer vielfach zivilen Ziele mannigfaltige mediale Aufmerksamkeit erlangt. Weniger im Blickpunkt, aber aufgrund ihrer schieren Anzahl und kostengünstigen Herstellung nicht minder gefährlich sind die derzeit äußerst erfolgreich eingesetzten FPV-Drohnen, welche mit bis zu 200 km/h, erstaunlicher Präzision und durchaus kampfkräftig manuell ins Ziel geflogen werden. Die Schwierigkeit der Erkennung liegt dabei nicht nur in der extrem kleinen Bauweise der Drohnen, ihren dementsprechend kleinen Radarquerschnitten und ihrem enormen Tempo, sondern auch in der Nutzung von agilen, analogen Funkverbindungen, welche in Verbindung mit den entsprechenden Protokollen derzeit nur äußerst schwer zu detektieren sind. Der allgemeine Trend zur Nutzung „unkonventioneller” Frequenzbereiche – also außerhalb der Standardbänder wie 2,4 oder 5,8 Gigahertz – erschwert die Detektion und Abwehr mit herkömmlichen Systemen nochmals.
Eine weitere Bedrohungsklasse stellt zunehmend „Loitering Munition” wie die Zala Lancet-Drohne dar, welche mit Reichweiten von bis zu 40 Kilometer und einem Gefechtskopf zwischen einem und drei Kilogramm bewaffnet ist. Die Lancet zeichnet sich darüber hinaus durch ein komplexes und äußerst breites RF-Telemetrie-/Video-Signal aus, welches herkömmliche Drohnendetektionssysteme in der Gesamtheit nicht erfassen können.
Auf Basis dieser Beispiele erscheint die zukünftige Entwicklung der Drohnentechnologie und der entsprechenden Gegenmaßnahmen als logische Fortsetzung bereits bewährter Technologien. Hier sei die Weiterentwicklung von Funkprotokollen genannt, um einerseits die Reichweite der Steuerung zu erhöhen, aber andererseits auch die Auffindbarkeit dieser Signale zu minimieren. Darüber hinaus wird auch die Implementierung von künstlicher Intelligenz vor allem zu Navigationszwecken der Drohnen und zur Freund-Feind-Klassifizierung in den nächsten Jahren eine immens wichtige Rolle spielen. Als wichtigster Grundsatz gilt gerade aber in der sich rasant weiterentwickelnden Welt der Drohnenkriegsführung – die grundlegenden physikalischen Gesetze sind unveränderlich: Über Erfolg und Misserfolg entscheidet die schnellere Implementierung und bessere taktische Anwendung von technischen Neuerungen.