In dieser Serie werfen wir alle zwei Wochen einen Blick auf 5 aktuelle Konflikte, Krisen und Ereignisse weltweit. Dieses Mal im Fokus: Israel erwartet Gegenschlag des Iran nach Ermordung des Hamas-Führers Haniyeh. Nach den Franzosen ziehen nun auch die USA aus Niger ab und die Türkei entwickelt ein neues Luftverteidigungssystem.
Ereignis #1: Hamas-Führer Ismail Haniyeh ermordet
Am 31. Juli wurde Ismail Haniyeh, einer der ranghöchsten Hamas-Führer, im Iran ermordet. Haniyeh befand sich in Teheran, um an der Amtseinführung des neu gewählten iranischen Präsidenten teilzunehmen. Der 62-Jährige leitete die politischen Operationen der Gruppe vom Exil in Katar aus. Iran und Hamas beschuldigen Israel, für die Tötung Haniyehs verantwortlich zu sein. Als Reaktion auf den Anschlag hat der Iran einen direkten Angriff auf Israel angekündigt.
Haniyehs Ermordung werde den Krieg in Gaza wahrscheinlich verlängern, zitiert die New York Times die Analystin Tahani Mustafa. Haniyeh habe zwar den bewaffneten Widerstand befürwortet, gehörte aber gleichzeitig zu den gemäßigten Kräften, die der Meinung waren, dass Versöhnung und Diplomatie der bessere Weg seien.
Im Mai erklärte der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, er werde einen Haftbefehl gegen israelische und Hamas-Führer einreichen, darunter Haniyeh, dem er Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorwirft.
Ereignis #2: Ukraine erhält F-16 Kampfjets
Vergangene Woche erhielt die Ukraine die erste Lieferung von F-16 Kampfflugzeugen. Insgesamt haben Belgien, Dänemark, die Niederlande und Norwegen der Ukraine zusammen mehr als 80 dieser Kampfjets aus amerikanischer Produktion zugesagt, wie Forbes berichtet.
In den kommenden Monaten werden weitere F-16 erwartet. Ob die Kampfjets die entscheidende Wende an der Front bringen können, ist jedoch fraglich. Laut New York Times absolvieren derzeit rund 20 ukrainische Piloten Ausbildungsprogramme in den USA und Europa und werden voraussichtlich noch in diesem Jahr einsatzbereit sein.
Ein weitere Herausforderung sind die gezielten Angriffe Russlands auf ukrainische Luftwaffenstützpunkte, um die Wirkung der Flugzeuge zu begrenzen, noch bevor sie in den Kampf eingreifen. „Die F-16-Lieferung dürfte daher die Gesamtlage an der Front nicht verändern”, sagt der Experte für Sicherheitspolitik Wolfgang Richter in unserem „5-Fragen-an”-Interview zum Thema.
Ereignis #3: USA ziehen aus Niger ab
Wie The Washington Post berichtet, zog sich das US-Militär am Montag von seinem Stützpunkt in der Nähe der Stadt Agadez, Niger, zurück. Damit endete eine mehr als zwei Jahrzehnte andauernde Sicherheitskooperation mit dem westafrikanischen Land. Dem Abzug gingen monatelange erfolglose Verhandlungen mit der nigrischen Militärregierung voran, die vor einem Jahr durch einen Staatsstreich an die Macht kam.
Für die USA bedeutet das Ende der Mission eine strategische Niederlage, weil dadurch der Kampf gegen den Terrorismus in der Region geschwächt wird. Andere Länder in der Sahel haben ebenfalls ihre Beziehungen zu westlichen Staaten abgebrochen. Insbesondere die ehemalige Kolonialmacht Frankreich verlor stark an Einfluss in Westafrika.
Einige dieser Staaten kooperieren stattdessen mit Russland, das seinen Einfluss in Afrika mithilfe des paramilitärischen Afrika Corps ständig ausbaut.
Ereignis #4: Waffenruhe im Kongo
Am 4. August unterzeichneten die Demokratische Republik Kongo und Ruwanda ein Waffenstillstandsabkommen. Zweieinhalb Jahre dauerte der Konflikt zwischen der kongolesischen Armee und den von Ruwanda unterstützten M23-Rebellen in der Provinz Nord-Kivu.
Die östliche Provinz ist bekannt für ihre riesigen Mineralienvorkommen wie Kupfer, Gold, Diamanten und eines der größten und reinsten unerschlossenen Kobaltvorkommen der Welt. Laut Schätzungen humanitärer Organisationen wurden durch die Kämpfe in Nord-Kivu mehr als 1,7 Millionen Menschen vertrieben. Die Zahl der durch verschiedene Konflikte im Kongo vertriebenen Menschen hat damit den Rekordwert von 7,2 Millionen erreicht.
Analysten stehen dem neuen Abkommen allerdings skeptisch gegenüber, da frühere Waffenstillstände zwischen beiden Ländern nie länger als ein paar Wochen eingehalten wurden.
Ereignis #5: Türkei entwickelt ein neues Luftverteidigungssystem
Wie der Standard berichtet, will die Türkei ein mehrschichtiges Luftverteidigungssystem namens „Stahlkuppel” entwickeln. Es ziele darauf ab, mehrschichtige Verteidigungssysteme, Sensoren und Waffen in einem Netzwerk zu integrieren, das durch Künstliche Intelligenz unterstützt wird.
Die türkische Verteidigungsindustrie hat in den vergangenen zehn Jahren einen Boom erlebt (-> Türkischer Stealth-Kampfjet Kaan erneut in der Luft). Laut dem Nahost-Blog Sada hatte die Türkei im Jahr 2010 nur ein Unternehmen auf der Liste der hundert weltweit führenden Verteidigungsunternehmen. Gegenwärtig sind es sieben Unternehmen – mehr als Israel, Russland, Schweden und Japan zusammen.
Gleichzeitig wuchs die türkische Rüstungsindustrie von knapp einer Milliarde Euro im Jahr 2002 auf rund zehn Milliarden Euro im Jahr 2020. Im Jahr 2023 entfielen rund fünf Milliarden Euro auf Exporte, was die Türkei zum vierzehntgrößten Rüstungsexporteur weltweit macht.
Durch die wachsende Rüstungsindustrie, zu der etwa die Produktion von Drohnen, Panzern, Helikoptern und Kampfjets zählt, verschafft Ankara sich einen größeren außenpolitischen Handlungsspielraum, da die Türkei dadurch weniger von Waffenimporten abhängig ist.
Hier geht es zu „5 Sichten auf die Welt #007”: Was war? Was ist? Was wird?
Themen: 50 Jahre geteiltes Zypern, der Internationale Gerichtshof ruft Israel auf, sich aus den besetzten Gebieten zurückzuziehen und Moskau nutzt inhaftierte vermeintliche Spione, um russische Gefangene im Westen freizupressen.