Nachdem der britische Verteidigungsminister Luke Pollard im Juli auf der International Airshow in Farnborough ein klares Bekenntnis zum GCAP-Kampfjetprojekt der 6. Generation (GCAP = Global Combat Air Systems) vermied, kursierten Gerüchte über ein mögliches Ende des Gemeinschaftsprojekts von Großbritannien, Italien und Japan. Jetzt haben die Regierungschefs der drei Länder jedoch ihre Entschlossenheit bekräftigt, das Rüstungsvorhaben gemeinsam voranzutreiben.

GCAP-Konzept auf der Farnborough Airshow – ©Georg Mader
GCAP-Konzept auf der Farnborough Airshow.

Am Rande des G20-Gipfels in Rio de Janeiro erklärten Keir Starmer, Giorgia Meloni und Shigeru Ishiba, wie „wichtig es ist, dass das Projekt weiterhin zügig voranschreitet”, und bekräftigten ihre „gemeinsame Absicht, die laufende Zusammenarbeit weiter zu stärken”. Man hat sogar eine Ausweitung des etwa Mitte des nächsten Jahrzehnts in Dienst zu stellenden bemannten Hauptelements des GCAP – von den Briten bislang Tempest genannt – auf weitere Länder diskutiert. Dabei dürfte es sich um Saudi-Arabien handeln, dessen vor allem finanzielle Beteiligung im Projekt wohl höchst willkommen wäre. Generalmajor Hamed Alamri, Chef der Joint Chiefs of Staff und Chair des Committee of Future Capabilities der Luftstreitkräfte des Landes (RSAF) bekräftigte, dass man „ein vollwertiger Partner auf Augenhöhe” sein wolle

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Bereits Ende November hatte die Financial Times berichtet, dass Premierminister Keir Starmer der Fortsetzung der Finanzierung des GCAP-Programms zugestimmt habe – eine Entscheidung, die der für nächstes Jahr geplanten strategischen Verteidigungsüberprüfung (SDR) vorgreift. Damit sollen vor allem die Bedenken der anderen Partner ausgeräumt werden. Sowohl das italienische als auch das japanische Parlament haben die GCAP-Konvention inzwischen offiziell ratifiziert. Vor wenigen Tagen bestätigte Abgeordneter John Healey im Verteidigungsausschuss des Unterhauses, dass das Programm die Unterstützung aller Minister genießt, einschließlich der des Premierministers.

Cockpit-in-Helmet-Demonstrator – ©Georg Mader
Auch dieser Cockpit-in-Helmet-Demonstrator des GCAP war im Sommer in Farnborough zu sehen.

Industrielles Joint-Venture unterschrieben und Projektorganisation fixiert

Am 13. Dezember unterzeichnen die Partner nun als neuerlichen Willensbeweis einen Joint-Venture-Vertrag zwischen BAE Systems, Mitsubishi Heavy Industries und Leonardo. Das Gemeinschaftsunternehmen, genannt „GIGO”, soll angeblich der Struktur des Panavia-Projekts ähneln, das einst den Tornado hervorbrachte. Das Programmbüro wird in Reading, westlich von London am M4-Korridor, angesiedelt sein und bietet eine günstige Anbindung an den Flughafen Heathrow.

Damit zeigt sich, dass das GCAP-Projekt „trotz” einer Labour-Regierung gut voranschreitet. Damit scheint im Gegensatz zum kontinentalen FCAS/SCAF-Projekt (Frankreich, Deutschland, Spanien) der Weg geebnet, um 2025 nach Abschluss der Systemanforderungsprüfung in die volle Design- und Entwicklungsphase einzutreten. Dabei sind jedoch keine Designänderungen zugunsten saudischer Interessen vorgesehen – hier zeigen die Partner eine klare Linie.

Tanner: „Wir bleiben so lange, wie es notwendig ist!“

Im Gegensatz zum frühen, rein britischen Tempest-Mockup setzt das aktuelle GCAP-Design auf einen massiven Deltaflügel mit erhöhter Spannweite. Dieses Konzept bietet mehr internes Volumen und verbesserte Aerodynamik – bei einer Länge von fast 22 Metern, ähnlich der F-111. Zudem ist eine optionale zweisitzige Version vorgesehen.

Die Gesamtkosten des ganz klar auch auf den Export ausgelegten Projekts belaufen sich auf Dutzende Milliarden Euro. In Farnborough bezifferte Leonardo die Gesamtausgaben für die drei beteiligten Staaten auf etwa 45 Milliarden Euro, was auf Basis der bisherigen Zusagen realistisch erscheint. Italien plant 8,8 Milliarden Euro ein, während Großbritannien bis 2015 bereits knapp 2,5 Milliarden Euro investierte und 2023 weitere 12 Milliarden rund 14,5 Milliarden Euro für das Projekt vorsah.

Quelle©Georg Mader