Die israelische Luftwaffe hat auf ihrer Web-Plattform verlautet, dass sie eine ballistische Mittelstreckenrakete (MRBM) abgefangen hat, die „aus der Region des Roten Meeres” abgefeuert worden sei. Zum ersten Mal erfolgte demnach ein operatives Abfangen durch das israelische Fernverteidigungs-Raketenabwehrsystem Arrow III.

Das System wure in Israel bereits im Jänner 2017 in Betrieb genommen und ist ab 2025 auch für Deutschland geplant. Es wurde gemeinsam von Israel Aerospace Industries (IAI) und Boeing entwickelt (in Deutschland partnert IAI bei der Einführung mit MBDA) und ist in erster Linie dazu gedacht, Bedrohungen durch ballistische Raketen abzuwehren, insbesondere solche, die in sehr großen Höhen und mit extrem hohen Geschwindigkeiten fliegen.

Jemen’s Houthis feuern nach Norden
Gestartet wurde der abgefangene aber nicht benannte Flugkörper offenbar von den Kräften der vom Iran – selbst ein Produzent einer Vielzahl von Boden-Boden-Raketen – unterstützten Houthi-Miliz, im immerhin gut 1.600 Kilometer südlich gelegenen Jemen. Deren „Kriegseintritt” bestätigte ihr militärischer Sprecher, Brigadegeneral Bin Amer gegenüber dem Kanal Al-Mayadeen und in einer im dortigen Fernsehen übertragenen Erklärung. Die Angriffe würden „so lange fortgesetzt, bis die israelische Aggression” aufhöre, klar bezogen dabei auf den israelischen Gegenschlag gegen die Hamas im Gazastreifen. Man habe eine „große Anzahl von Drohnen und ballistischen Raketen in Richtung Israel abgefeuert”, die Operation sei bereits die dritte gewesen, die sich gegen Israel gerichtet habe, und es werde noch mehr geben.

Auslandseinsätze des Bundesheeres verlängert

@Times of Israel
Hier soll es sich um ein Bild des Arrow III-Abfangerfolgs handeln.

Auch die US-Marine fängt Flugkörper ab
Im Rahmen der ersten beiden Operationen wurden in der Vorwoche auch vom US-Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse USS Carney (DDG 64) Flugkörper abgeschossen. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte einen entsprechenden CNN-Bericht. Das im Roten Meer kreuzende Schiff hat demnach mittels Abfangraketen vom Typ Standard Missile 2 (SM-2) drei Raketen und mehrere Drohnen abgeschossen, die von dem von den Houthis kontrollierten Gebiet im Jemen aus gestartet worden seien. Ebenso wurden am 19. Oktober in einer neunstündigen Phase und ebenfalls durch DDG64 – sie gehört zur im östlichen Mittelmeer kreuzenden Trägerkampfgruppe um den neuen US-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford CVN-78 – sogar vier Marschflugkörper und fast 20 Drohnen neutralisiert. Wie Brigadegeneral Pat Ryder erklärte, waren das „erfolgreiche Demonstrationen” der integrierten Luft- und Raketenabwehrarchitektur, die die USA im Nahen Osten aufgebaut haben und bereit halten, um sie zum Schutz ihrer Interessen und Partner einzusetzen.

@Archiv
Ein Blick auf das iranische – auch von den Houthis eingesetzte – Arsenal an Quds-Marschflugkörper.

Die nun von israelischem Gebiet gestartete Arrow wurde auf Grund der vom Erkennungssystem der IDF-Luftwaffe – wohl ein sogenanntes Green Pine-Langstreckenradar – verfolgten Flugbahn der Houthi-Rakete gestartet und jene wurde „zum am besten geeigneten Einsatzzeitpunkt und am geeignetsten Einsatzort und außerhalb des Territoriums des Staates Israel” zerstört. Das bedeutet, dass das kinetische „Kill Vehicle” der Abfangrakete (Arrow trägt keinen Sprengkopf) das Ziel physisch und außerhalb der Erdatmosphäre (exo-atmosphärisch) in seiner mittleren Flugphase zerstört haben dürfte. Außerdem wurde erwähnt, dass am selben Morgen IDF-Flugzeuge gestartet wurden, nachdem ebenfalls im Gebiet des Roten Meeres eine nicht näher beschriebene Bedrohung aus der Luft entdeckt worden war und jene in der Gegend anfliegenden feindlichen Ziele wurden abgefangen.

Archiv
Aufnahmen der in Jordanien gefundenen Raketen-Überreste.

Überreste in Jordanien
Wie einem Eintrag auf „Clash Report on X” zu entnehmen ist, sind in Jordanien – das Land liegt am Flugweg vom Jemen in Richtung der südlichsten israelischen Stadt Eilat – Trümmer eines Marschflugkörpers der Houthi aufgetaucht. Dabei ist es aber unklar, ob jener abgeschossen wurde oder – 1.600 Kilometer sind die Reichweitengrenze der meisten Marschflugkörper – schlicht abgestürzt ist. Es scheint sich – Stichwort iranische Raketenrüstung – um eine Quds-3 oder eine ähnliche Variante zu handeln, eine iranische Konstruktion, die auf dem sowjetrussischen Kh-55 basiert, welcher konventionell bestückt oder als sogenannter „Decoy” auch im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt wird.

Erfolgreiche Tests in Hawaii
In der gleichen Woche der Abwehrerfolge hat die US-Raketenabwehragentur MDA übrigens bekannt gegeben, dass im Rahmen der komplexen Übung ‚Vigilant Wyvern„ ein Aegis-System auf der DDG-120 USS Carl M. Levin (bezeichnet als FTM-48) zeitgleich zwei ballistische Kurzstreckenraketen mit Standard Missile 3 Block IA (SM-3 Block IA), sowie zwei Anti-Schiffs-Marschflugkörper – China setzt in seiner Rivalität zur US-Marine stark auf diese Kategorie – mit zwei SM-2 Block IIIA erfolgreich getroffen hat.

Quelle@IDF, Archiv, Times of Israel