Die Deutsche Luftwaffe wird als Tornado-Nachfolger für die sogenannte nukleare Teilhabe – zu der sich die Ampelregierung bereits bei Amtsantritt bekannt hat – F-35 Jets von Lockheed-Martin sowie für die NATO-Spezialrolle Elektronischer Kampf und Unterdrückung/Zerstörung feindlicher Luftabwehr eine künftige ECR-Version des Eurofighter erhalten.
Das wurde gestern von Seiten des Bundesministeriums der Verteidigung sowie des Inspekteurs der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, bekannt gegeben und ist unabhängig von den bereits bestelllten 38 Eurofightern als „Projekt Quadriga” zum Ersatz von Tranche-1-Jets zu verstehen. Noch 2018 hatte die damalige Verteidigungsministerin Urusla von der Leyen Luftwaffeninspekteur General Karl Müllner unmittelbar vor der ILA-Messe abgesetzt, weil er schon damals meinte, dass nur der F-35 dafür in Betracht käme. Nuklear-Zertifizierungen anderer Typen und die 6. Generation würden ihm betreffend Tornado-Nachfolge zeitlich nicht helfen, so Müllner damals. Erst am 27. Februar hatte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner bereits heute als „historisch” bezeichneten Rede zur russischen Invasion der Ukraine den F-35 explizit erwähnt.
Generalleutnant Ingo Gerhartz: „Auf Putins Aggression gibt es nur eine Antwort: Geschlossenheit in der NATO und glaubwürdige Abschreckung. Gerade deshalb ist die Entscheidung für den F-35 ohne Alternative. Der F-35 ist das modernste Kampfflugzeug weltweit, viele unserer europäischen Partner haben sich ebenfalls für dieses Flugzeug entschieden. Es stärkt unsere Fähigkeit, gemeinsam mit ihnen den NATO-Luftraum zu sichern und das Bündnis zu verteidigen. Mit dem F-35 beschaffen wir ein marktverfügbares Kampfflugzeug der 5. Generation. Auf dem Markt verfügbare Systeme sind beispielgebend für eine Beschleunigung der Modernisierung unserer Streitkräfte. Zusammen mit der Weiterentwicklung des Eurofighters für den Elektronischen Kampf machen wir einen wichtigen Schritt, um die Luftwaffe und damit die deutschen Streitkräfte für die Zukunft aufzustellen.”
Die Ankündigung des deutschen Tornado-Ersatzes hat Airbus nun den Weg geebnet, die 2019 erstmals vorgeschlagene Entwicklung der Eurofighter Electronic Combat Role (ECR)-Plattform offiziell zu starten. Mit der offiziellen Bekanntgabe, den künftigen Bedarf der Luftwaffe neben dem F-35A auch mit einem Eurofighter mit „elektronischer Kampfrolle” zu decken, hat Berlin Airbus DS effektiv grünes Licht für dessen Umsetzung gegeben. „Der Eurofighter wird auch für die Streitkräfte erhalten bleiben und für die elektronische Gefechtsrolle weiterentwickelt”, so verlautete die Bundeswehr. Airbus DS CEO Michael Schöllhorn fügte hinzu: „Dies ist eine wichtige Entscheidung der Bundeswehr, den Tornado in der Variante der elektronischen Kriegsführung durch neue Eurofighter-Jets zu ersetzen. Es ist eine entscheidende technologische Entwicklung, die die Rolle des Eurofighter als Rückgrat der deutschen Luftwaffen-Kampfflugzeugflotte bis 2060 stärken wird.”
Dazu muss aber angemerkt werden, dass Airbus (damals, 2019) einen ECR-Prototyp für frühestens 2026 angekündigt hat. Berücksichtigt man die bisherigen „Reifezeiten” solcher Großprojekte sowie die Bürokratie der deutschen Amtsseite, wird diese Spezialversion (siehe Grafiken) vielleicht nicht rechtzeitig zur Ablöse des Tornado zur Verfügung stehen – und gewiss zu Mehrkosten versus einer kleinen Stückzahl von vielleicht nur 15 Stück.
Airbus DS hat dennoch – nur Stunden später – die deutsche Regierung gedrängt, den zuvor angekündigten Plan ebenfalls zu bestätigen, zusätzliche Eurofighter-Kampfflugzeuge als Teil des umfassenderen Tornado-Ersatzbedarfs der Luftwaffe zu kaufen. Michael Schöllhorn sagte am 15. März, dass sein Unternehmen „diese Entscheidung ebenfalls braucht. Die meisten der 93 Tornados werden in der Rolle des konventionellen Jagdbombers eingesetzt und sollten ebenfalls durch einen Eurofighter Tranche 5 ersetzt werden (Anmerkung: als Tranche-4 wurden bislang die schon vor einem Jahr bestellten 38 Stück als Ersatz für Tranche-1 genannt, die Rede ist vom „Projekt Quadriga”). Diese Entscheidung brauchen wir jetzt auch. Das ist der Schlüssel, denn der Eurofighter ist die technologische Brücke zum künftigen FCAS, um mit unseren zukünftigen Partnern Frankreich und Spanien auf dem gleichen Niveau zu sein”, twitterte Schöllhorn.
Nun darf man auf eine Reaktion Frankreichs gespannt sein. In der Welt vor der Ukraine-Krise hatten Dassault-Manager bezüglich jenes FCAS im Falle eines deutschen F-35 noch einen Alleingang thematisiert …
Hier geht es zu weiteren Berichten rund um Lockheed-Martin.