Das Bundesheer startet ins Drohnenzeitalter. Bevor mit Ende des Jahres aber die ersten gefechtstechnischen Drohnen zulaufen, bildet die Heerestruppenschule Dutzende Drohnenbediener aus. Militär Aktuell war bei der Ausbildung in Wiener Neustadt mit dabei.
Lokalaugenschein am Flugfeld West in Wiener Neustadt. Im nordwestlichsten Teil des auch zivil genutzten Militärareals – und damit direkt vis-à-vis der Flugfeld-Kaserne – hat normalerweise der Modellflugclub Wiener Neustadt sein Zuhause. Heute und in den nächsten Tagen wird das Areal aber nur vom Bundesheer genutzt. Und vom Wind. Eine frische Brise bläst über das Gelände, die rund 20 Soldaten hier sind in dicke Jacken und Hauben gehüllt, in mehreren Gruppen stehen sie wenige Meter abseits eines Schotterweges. Während in ihrem Rücken ein Helikopter über das ebenfalls direkt am Flugfeld gelegene Hauptquartier des Einsatzkommandos Cobra zieht, versuchen sie dem Wind zum Trotz ihre Drohnen in die Luft zu bekommen – durchaus erfolgreich.
Mit dem für diese Art von Kleindrohnen so charakteristischen Surren hebt die extra für die Ausbildung beschaffte DJI (-> Bundesheer trainiert mit Übungsdrohnen), die als österreichisches Militärluftfahrzeug gekennzeichnet ist, langsam ab. Oberstabswachtmeister David Frühwirth vom Jägerbataillon 19 aus Güssing ist an der Fernbedienung, mit viel Fingerspitzengefühl lässt er die Drohne Meter für Meter nach oben steigen, dann in der Position verharren, anschließend fliegt er Achter und Kreise. „Das geht heute schon ganz gut, deutlich präziser als am Anfang”, sagt er. „In den ersten Tagen hier waren meine Achter eher Kreise und die Kreise eckig und viel zu langgestreckt.”
Insgesamt zwei Wochen dauert die in Wiener Neustadt von der Heerestruppenschule durchgeführte Ausbildung. Neben der Praxis gehört dazu auch jede Menge Theorie, Rechtliches und Allgemeines. „Man bewegt sich schließlich im zivilen Luftraum, da gilt es einige Regeln zu beachten”, sagt Ilhan Simsek. Der Unteroffizier des Aufklärungs- und Artilleriebataillons 3 hat sich schon sehr früh für die Drohnenausbildung interessiert, bereits vor einem Jahr seine Ausbildung zum Drohnenbediener gemacht. Heute ist er selbst Fluglehrer und das Hantieren mit den kleinen Fluggeräten macht ihm sichtlich Spaß. „Es gibt für mich nichts Schöneres”, sagt er im Gespräch mit Militär Aktuell. „Als ich gehört habe, dass das Bundesheer Freiwillige für die Ausbildung zum Drohnenbediener und weiter zum Fluglehrer sucht, war für mich sofort klar, dass ich da dabei sein will – mein Traum war es schließlich schon immer, zu fliegen.”
Am Ende der laufenden Ausbildung in Wiener Neustadt wird das Bundesheer über 20 neue Drohnenbediener verfügen. In den kommenden Monaten werden diese dann zu Ausbildnern weiterausgebildet, anschließend sollen sie innerhalb ihrer Bataillone ihr Können im Schneeballsystem weitergeben. „Ziel ist es, dass wir so innerhalb kürzester Zeit mehrere Hundert Drohnenbediener bekommen”, so Oberstleutnant Hartmuth Ziegler, der an der Heerestruppenschule die gesamte Ausbildung verantwortet – und diese mehrere Hundert Drohnenbediener wird das Bundesheer auch bald schon brauchen.
„Ziel ist es, dass wir
innerhalb kürzester Zeit
mehrere Hundert
Drohnenbediener
ausbilden.“Oberstleutnant Hartmuth Ziegler
Läuft alles glatt, soll die Typenentscheidung für die gewünschten gefechtstechnischen Drohnen – es handelt sich dabei um schnell einsetzbare Kleinstdrohnen für Aufklärungs- und Überwachungsaufgaben mit wenig Gewicht und nur geringer Reichweite – noch heuer fallen. Bereits mit Jahresende könnten dann die ersten der voraussichtlich zunächst beschafften 300 bis 500 Systeme zulaufen, so Oberstleutnant Ziegler.
Diese Systeme sollen zunächst in der Aufklärung im Nahbereich sowie für die Eigensicherung auf Ebene des Zuges (Jäger/Panzer/Panzergrenadier), auf Ebene der Gruppe im Bereich der Aufklärung und für spezielle Aufgaben im Bereich der Militärpolizei, der ABC-Abwehrtruppe oder der Pioniertruppe eingesetzt werden. Später sollen weitere Einsatzbereiche hinzukommen – und auch weitere und größere Drohnen. „Da tut sich in der Beschaffung momentan einiges”, so Oberstleutnant Ziegler, der vor Jahren auch schon federführend die Einführung der Tracker-Drohne begleitet hat. „Der Tracker war von Anfang an als Versuchsträger gedacht und hat dementsprechend seine Rolle auch gut erfüllt. Wir konnten damit wertvolle Erfahrungen sammeln, die uns jetzt bei den nächsten Schritten in der Drohnenwelt sehr helfen.”
Zurück auf das Flugfeld in Wiener Neustadt, wo Wachtmeister Simsek seinen Flugschülern zufrieden zunickt. „Gut gemacht”, sagt er, „Zeit, wieder zurück in die Flugfeld-Kaserne zu verlegen.” Dort, in der Heimat des Jagdkommandos, hat die Heerestruppenschule für die Zeit der Ausbildung der Drohnenbediener Quartier bezogen. Die Ausbildung geht mit dem nächsten Theorieblock weiter. „Das ist schon anstrengend”, sagt Oberstabswachtmeister David Frühwirth. Spaß mache die Ausbildung aber trotzdem. „Das ist nicht nur für mich, sondern für das ganze Bundesheer ein völlig neues Feld und ich freue mich einfach extrem, dass ich da dabei sein darf. Das macht richtig Spaß.”
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