Während die militärische Bekämpfung der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) als Quasi-Staat Erfolge zeigt, sind die Friedensgespräche zu Syrien abermals gescheitert. Die Schlacht um Aleppo tobt, Assad und Putin scheinen entschlossen zu sein, eine militärische Entscheidung zu erzwingen. Die Türkei wiederum ist bestrebt, nun endlich aktiv in das syrische Geschehen ein- zugreifen und die angestrebte Sicherheitszone einzurichten, während die Regierung im Irak letzte Vorkehrungen zur Erstürmung Mossuls trifft.
Dabei stellt sich immer drängender die Frage, was alles nach dem Niederringen des IS in Syrien und im Irak passieren wird. Es sind eigentlich mehrere Fragen, die sich hier aufdrängen, so beispielsweise, welche Absichten die Kurden im Nordirak verfolgen und damit verbunden die Frage nach der Zukunft des Irak. Werden die Kurden den enormen Gebietszuwachs halten können, vielleicht sogar die Unabhängigkeit ausrufen? Wie reagiert die unter starkem iranischem Einfluss stehende Regierung in Bagdad, die sich gerade in innere Kämpfe verstrickt, darauf? Wohin gehen dann die Tausenden Dschihadisten aus dem Ausland? Versuchen sie in ein anderes IS-Gebiet auszuweichen – etwa nach Libyen – oder kehren sie in ihre Herkunftsländer zurück, um dort den Kampf gegen die „ungläubigen Unterdrücker“ fortzusetzen? Welche Ziele verfolgt die Türkei bei ihrem militärischen Vorstoß auf syrisches Gebiet? Wo macht Ankara halt? Wie lange werden die Truppen bleiben? Und wie kann sich die Zukunft in einem in jeder Hinsicht zerstörten und entvölkerten Syrien darstellen?
Dieser Fragenkatalog ist keinesfalls erschöpfend – er weist nur darauf hin, dass es mittlerweile um wesentlich mehr als um das Assad-Regime geht, wenn man sich Gedanken über die Zukunft der Region macht. Folgt man der griechischen Mythologie, besteht noch Hoffnung – denn sie ist in der Box der Pandora geblieben.
Lesen Sie dazu auch die Analyse „Gibt es so etwas wie eine kurdische Einheit?” von IFK-Experte Walter Posch. Hier geht es außerdem zu weiteren Beiträgen von IFK-Leiter Brigadier Walter Feichtinger.