Neuigkeiten im militärischen Medienrepertoire: Das Bundesheer ging vor wenigen Wochen mit seinem ersten Podcast live: „HEERgehört”. Militär Aktuell durfte dabei sein, als in in Zeltweg eine Folge über Piloten aufgenommen wurde.

Es ist heiß und wir stehen mitten auf dem Rollfeld des Fliegerhorsts Hinterstoisser in Zeltweg. Das Podcast-Team aus der Direktion Kommunikation im Verteidigungsministerium ist extra aus Wien angereist und möchte hier atmosphärische Tonaufnahmen machen. Sprich: Motorengeräusche, das Dröhnen von Triebwerken und Propellern. Was das Podcast-Team von Oberstleutnant Martin Leitner, Offizier für Öffentlichkeitsarbeit, der hier durchs Gelände führt, bekommt? Zwei Pilatus PC-7, die im Begriff sind zu landen. Eine Diamond Aircraft DA40, die den Propeller auf Hochtouren laufen lässt, und einen vorbeifahrenden Tanklastwagen. Wieso ein Lastwagen – der fliegt doch gar nicht? Weil der Brummi ausschließlich zur Betankung der Flieger unterwegs ist, erklärt Oberstleutnant Leitner schmunzelnd.

 

Bereits auf dem Rollfeld treffen wir auf die beiden Eurofighter-Piloten Hauptmann Dominik Riedl, Call Name „Otto”, und Oberstleutnant Jörg Sandhofer, Call Name „Sandy”. Die beiden werden dem Podcast-Team wenig später im Interview Rede und Antwort stehen – gemeinsam mit Hubschrauberpilotin Major Eva Berginc. Die Pilotin der Bell OH-58 Kiowa hat übrigens auch einen Call Name, auch wenn das bei den Hubschrauberfliegenden gar nicht so üblich sei, wie wir später erfahren. Er ist „Poison Ivy”.

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Was die drei Flugprofis im Podcast alles erzählen, möchten wir in unserer Story nicht vorwegnehmen. Sehr wohl verraten wollen wir jedoch, mit wem genau die Hörerinnen und Hörer es zu tun haben werden. Oberstleutnant Sandhofer war bereits mehr als zehn Jahre lang Draken geflogen, bevor er dann im Eurofighter Platz nehmen durfte. „Ich war einer der beiden ersten Eurofighter-Piloten des Bundesheeres”, erzählt er heute stolz. „Es ist eine mächtige Verantwortung, wenn einem das große Gerät übergeben wird.”

©Militär Aktuell

Mittlerweile lässt der Eurofighter-Pionier es ein bisschen ruhiger angehen, ist hauptsächlich als Lehrer am Simulator und am Schulflugzeug Pilatus PC-7 tätig. Das Fliegen des Kampfjets überlässt er immer mehr den jüngeren Kameraden, so zum Beispiel Hauptmann Riedl. „Wenn du in Nebellage losstartest, dann kommst du über den Wolken raus und die Sonne scheint dir ins Gesicht – das sind die Momente, die richtig gut sind”, schwärmt der junge Jetpilot. Und auch Major Berginc weiß die schönen Seiten ihres Jobs hervorzuheben: „Das Schöne am Hubschrauberfliegen im Gegensatz zum Flugzeug ist, dass man sich die Dinge ganz in Ruhe im Schwebeflug ansehen kann. Und eigentlich sind wir die wahren Heros, weil wir überall landen können”, lacht sie. Jedenfalls einig sind sich alle drei, dass der Pilotenberuf beim Bundesheer etwas ganz Besonderes ist. „Ein ziviler Linienpilot ist so etwas wie ein Buschauffeur, während wir die Formel-1-Piloten sind”, ist Oberstleutnant Sandhofer stolz.

Aufnahmen für den Bundesheer-Podcast HEERgehört – ©Matthias Heschl
Einen Podcast aufzunehmen bedarf nicht nur des richtigen Equipments, sondern auch jeder Menge Organisation. Die Projektverantwortliche Selina Lukas arbeitet unter anderem mit einer To-do-Liste, um strukturiert vorgehen zu können und alles Wichtige im Blick zu behalten.

Wenige Minuten zuvor: Projektmanagerin Selina Lukas hat die Kopfhörer auf und gibt den Startschuss zum Interview. Von nun an ist alles hochprofessionell – nicht nur die Moderatorin Ute Axmann, sondern auch die beiden Piloten und die Pilotin. Sie sitzen zu viert an einem Tisch und unterhalten sich. Das Gespräch kommt nie ins Stocken, alle erzählen Spannendes aus ihrem Berufsalltag – ohne „Ähs”, „Ähms” und langweilige Anekdoten. Naturtalente? Bestimmt. Aber auch: „Ute hat bereits zahlreiche Vorgespräche mit allen dreien geführt und sie super gebrieft”, erklärt uns Projektleiterin Selina Lukas später. Außerdem haben alle drei Protagonisten bereits Medienerfahrung, zum Beispiel mit ORF-Interviews. „Das ist jedoch etwas ganz anderes, erklärt die erfahrene Moderatorin Ute Axmann im Gespräch mit Militär Aktuell. „Ein kurzer Sager vor der Kamera ist schnell erledigt, ein ausführliches Podcast-Gespräch braucht mehr Know-how und Vorbereitung.”

Die Frau weiß, wovon sie spricht: Axmann war nicht nur Pressesprecherin des Bundesheers, sondern davor auch lange Jahre im ORF tätig – im Fernsehen wie auch im Radio. Dabei stellt sie erhebliche Unterschiede zwischen den Formaten fest. „Der Vorteil des Genres Podcast gegenüber dem Radio ist, dass man sich viel Zeit nehmen kann, ein Thema zu behandeln. Beim Podcast gibt es genügend Zeit, um auch die Hintergründe zu beleuchten.” Und auch auf Rezipientenseite kommt ein Podcast anders an als eine Radiosendung: Die Zuhörer wählen den Podcast in der Regel bewusst aus und hören ihn viel aufmerksamer. „Das ist keine Nebenbei-Berieselung, wie es im Radio oft der Fall ist.”

Wie startet man so einen Podcast? Mit der Organisation und Koordinierung des Projekts wurde Selina Lukas betraut, Referentin in der Abteilung Eigene Medien. Von der Idee, die bereits vor Jahren geboren worden war, ging es erst mal weiter zur Namensfindung. Einst gab es den Titel „HEERgeschaut” für eine Videoreihe des Österreichischen Bundesheeres. „HEERgehört” war die naheliegende Weiterentwicklung. Über Instagram baten Selina Lukas und ihr Team nach Themenvorschlägen und fragten so auch ab, ob es denn überhaupt grundlegendes Interesse an einem Podcast über das Bundesheer gäbe. Die Reaktionen waren durchaus positiv, also beschloss man, der Sache eine Chance zu geben. Und dann ging eigentlich alles recht schnell. Die erste Sitzung zum Thema fand diesen Februar statt, die Themenliste stand im April fest. „Schon damals war klar, dass wir einen eigenen Podcast über die Fliegerei machen werden”, sagt Lukas. Eine Moderatorin und ein Moderator waren mit Ute Axmann und Marcel Taschwer schnell gefunden.

Mittels „Learning by doing” startete das Team dann in Folge eins. „So ein Podcast hat sehr viel mit Technik zu tun. Das hatte ich anfangs nicht so auf dem Schirm”, berichtet Lukas. YouTube-Erklärvideos und die Expertise von Menschen, die ihr Handwerk verstehen, seien am Anfang eine große Hilfe gewesen. Derzeit arbeitet das Team noch mit vorläufigem Equipment – professionelles Aufnahmegerät ist jedoch schon auf dem Weg. Im Rahmen des „Aufbauplans 2032+” wird neben Fahrzeugen, Bekleidung und Ausrüstung für die Soldaten (-> Interview mit Bundesheer-Planungschef Generalleutnant Bruno Hofbauer: „Wir machen gutes Tempo”) eben auch in Equipment für die Berichterstatter investiert.

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Stellt sich natürlich noch die Frage, was sich die Verantwortlichen im Ministerium vom neuen Format Podcast erhoffen. „Wir wollen den Menschen die enorme Bandbreite des Österreichischen Bundesheeres näherbringen und seine zahlreichen Experten zu Wort kommen lassen”, sagt Selina Lukas.

Für die Zukunft sind schon ein paar weitere Themen geplant. Eine Folge soll an der Heeresunteroffiziersakademie aufgenommen werden, eine weitere an der Theresianischen Militärakademie. Auch das Jagdkommando steht hoch im Kurs. Und was sonst noch kommt? Lassen wir uns überraschen. „Wir stecken noch in den Kinderschuhen und freuen uns über Feedback und Ideen unter podcast@bundesheer.at, bittet Projektverantwortliche Selina Lukas auch unsere Militär Aktuell-Leser um Anregungen.

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Quelle©Matthias Heschl