Nachdem anfangs beim Zulauf der neuen AW169-Helikopter des Bundesheeres alles nach Plan lief, kam es zuletzt zu leichten Verzögerungen. Verantwortlich dafür sind vor allem Lieferschwierigkeiten beim US-amerikanischen Triebwerkshersteller Pratt & Whitney. Trotz dieser Herausforderung stehen nun allerdings zwei weitere AW169 von Hersteller Leonardo kurz vor der Übergabe an das Bundesheer.

Bei Pratt & Whitney machte zuletzt vor allem die PW1000G-Triebwerkserie Probleme. Dabei handelt es sich auch um ein Schlüsselprodukt für die Airbus A320-Familie. Mikroskopisch kleine Keramikpartikel beeinträchtigten während des pulvermetallurgischen Herstellungsprozesses die Festigkeit der Rotorscheiben. Dadurch müssen nun allerdings mindestens 3.000 dieser Triebwerke untersucht und bei Bedarf repariert werden. Diese Problematik sorgt bei Pratt & Whitney nicht nur Engpässe in der Produktion, sondern verschärft auch den bereits bestehenden globalen Titanmangel weiter – ein Material, das heutzutage nahezu jedes Luftfahrzeug benötigt, einschließlich der AW169 Lion.

Neuer AW169 des Bundesheeres – ©Oscar Bernardi
CSX82175 fliegt seit Ende November. Die Maschine mit der Seriennummer 72038 wird beim Bundesheer die Kennung 5M-IG erhalten.

Dazu kommt, dass die „Military Advanced”-Version, von der Österreich 24 Stück bekommt, offenbar nicht parallel zur „B”-Version, von der Österreich zwölf Stück erhält, montiert werden kann. Der Einbau der zusätzlichen Militärtechnik, Waffenleitrechner, Selbstschutz sowie einer umfangreichen Kommunikationsanlage, die verschlüsselt auch via Satellit Highspeed-Daten übertragen kann, würde die AW169-Zivilproduktion ins Stocken bringen. Um hier für Entlastung zu sorgen, wird seitens Leonardo offenbar über eine eigene Fertigungsstraße nachgedacht.

Erschwerend kommt hinzu, dass nun auch noch der Generalunternehmer für das Simulatorgebäude am Fliegerhorst Leopold Figl – Flugplatz General Pabisch in Langenlebarn bei Tulln in Insolvenz ist. Der zweigeschoßige Bau auf 800 Quadratmeter wird mit mehreren Simulatoren ausgestattet und soll als künftiger Dreh- und Angelpunkt der Hubschrauberausbildung beim Bundesheer dienen.

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Genug zu tun jedenfalls, um das Programm auf Schiene zu halten. Da trifft es sich gut, dass mit den ausgelieferten Hubschraubern problemlos und fleißig geflogen werden kann. Im Flottenschnitt ist jede Maschine rund 21 Stunden im Monat in der Luft. Das ginge definitiv nicht mit einem Luftfahrzeug, das Probleme bereitet.

Unabhängig davon mehren sich die Anzeichen, dass Österreichs AW169 Lion-Flotte jetzt doch bald wieder weiter wächst. Denn in Italien wurden jüngst die Seriennummern 72038 und 72039 im Flug fotografiert. Und das kann nur heißen, dass die Tests für die Abnahme, die sogenannte Güteprüfung läuft. Das ist der letzte große Schritt beim Hersteller, bevor das Luftfahrzeug, verbrieft fehlerfrei und voll funktionsfähig, an den Kunden übergeben wird.

Neuer AW169 des Bundesheeres – ©Oscar Bernardi
Die Seriennummer 72039 trägt derzeit die Kennung CSX82178. Die Maschine flog erstmals Mitte Dezember und wird beim Bundesheer als 5M-IH in Dienst gestellt.

Noch mehr Infos rund um die neuen AW169 – und auch zu den alten und neuen Black Hawks – des Bundesheeres finden sich übrigens im großen „Luftstreitkräfte-Themenschwerpunkt” in der neuen Ausgabe von Militär Aktuell (-> Zum Abo). Neben einem ausführlichen Interview mit Air Chief Generalmajor Gerfried Promberger haben Georg Mader und Martin Rosenkranz dafür auch mit Oberst des Generalstabsdienstes Reinhard Zmug, „Helikopterpapst” in der Luftzeugabteilung des Verteidigungsministeriums, gesprochen. Und soviel darf verraten werden, auch das erste Bild der bewaffneten „MA-Version” der Bundesheer AW169 findet sich im neuen Heft.

Die Fotos wurden uns mit freundlicher Genehmigung von Oscar Bernardi aus seiner AW169-Facebook-Gruppe zur Verfügung gestellt.

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Quelle©Oscar Bernardi