Zeitgleich mit dem EU-Rüstungsgipfel in Paris am 6. März wurde ein Vorschlag für einen europäischen Luftschutzplan für die Ukraine nach einem Waffenstillstand präsentiert (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg). Ziel ist es, russische Luft- und Raketenangriffe zu verhindern oder abzuschrecken – eine angesichts der zahlreichen russischen Drohnenangriffe nachvollziehbare Idee. Allerdings sorgt der Name der Initiative für Verwirrung: „Sky Shield”.

Die Namensgleichheit mit dem deutsch geführten European Sky Shield Initiative (ESSI), an dem mehrere europäische Staaten beteiligt sind, könnte auch in Österreich zu Missverständnissen oder gezielten politischen Fehlinterpretationen führen.

Eine „europäische Luftwaffe” für die Ukraine?

Das Konzept (-> Download) stammt von einer Gruppe ehemaliger hochrangiger NATO-Kommandeure – darunter US-General Philip Breedlove (ehemaliger SACEUR), Militärexperten, RAF-Planer sowie Politiker wie der ehemalige polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski oder der ehemalige litauische Premier Gabrielius Landsbergis.

Geplant ist der Einsatz von rund 120 Kampfflugzeugen, um den Luftraum vor russischen Angriffen auf Kiew und die Westukraine zu schützen – ohne eine direkte Eskalation mit Moskau zu riskieren.

Die Schutzzone soll:

  • drei aktive ukrainische Atomkraftwerke,
  • die Städte Odessa und Lwiw,
  • aber nicht die Frontlinie oder den Osten der Ukraine umfassen.

Laut den Initiatoren könnte dieses Konzept eine größere militärische, politische und sozioökonomische Wirkung haben als 10.000 europäische Bodentruppen.

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Unabhängig von der NATO – aber mit großer Wirkung?

Das geplante System wäre eine von Europa geführte Luftschutzzone, losgelöst von der NATO, und soll russische Marschflugkörper- und Drohnenangriffe auf Städte und Infrastruktur abwehren und als Teil eines „Waffenstillstands am Himmel” fungieren, den Wolodymyr Selenskyj kürzlich vorgeschlagen hat.

Schon vor Kriegsbeginn 2022 gab es in westlichen politischen Kreisen Bedenken, dass eine Flugverbotszone NATO-Kampfflugzeuge direkt in einen Konflikt mit Russland bringen könnte. Die Gefahr einer Eskalation wäre enorm, falls ein Flugzeug von einer der beiden Seiten abgeschossen würde.

Die Initiatoren des neuen Sky Shield betonen jedoch: Es soll erst nach einem offiziellen Ende der Feindseligkeiten umgesetzt werden. Das Risiko für die Piloten sei gering, da Russland seit 2022 keine Kampfjets mehr über die Frontlinien hinaus fliegen lässt und der Sicherheitsabstand zu russischen Luftstreitkräften würde mehr als 200 km betragen.

©Militär Aktuell

Politische Verwirrung vorprogrammiert?

In Österreich ist zu erwarten, dass dieses neue „Sky Shield“ in der öffentlichen Debatte bewusst oder unbewusst mit dem bestehenden bodengestützten ESSI (European Sky Shield Initiative) verwechselt wird. Kritiker könnten daraus ein Konstrukt ableiten wie: „Unsere Flugzeuge müssen jetzt in die Ukraine, weil Österreich ja beim ‚Sky Shield‘ dabei ist.”

Diese Verwechslungsgefahr könnte gezielt für politische oder mediale Narrative genutzt werden – obwohl es sich hier um zwei völlig unterschiedliche Projekte handelt.

Quelle©Bundeswehr/Kröncke