Unsere fünf Fragen gehen diesmal an Ulf Laessing, Leiter der Regionalprogrammes Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Wir haben den Afrika-Experten zur Frage interviewt, was der Sturz Assads für Russlands Operationen in Afrika bedeutet.

Herr Laessing, welche Rolle spielte der syrische Luftwaffenstützpunkt Hmeimim für Russlands Operationen in Afrika?
Alle russischen Militäroperationen in Afrika gehen über Hmeimim, weil die Transportflugzeuge dort tanken müssen. Es wäre zu weit aus Russland direkt nach Mali oder Niger zu fliegen. Ohne Hmeimim kann Russland seine Afrika-Operation daher nicht fortsetzen.

Tanner: „Wir bleiben so lange, wie es notwendig ist!“

Welcher Stützpunkt käme als Alternative in Frage, um als logistische Drehscheibe zwischen Russland und Afrika zu dienen?
Russland bemüht sich seit Jahren um Stützpunkte in Ost-Libyen und Sudan. Beide Optionen sind nicht sehr realistisch. Ost-Libyens Machthaber Khalifa Haftar ist nicht zuverlässig und sprunghaft. Russland müsste ihm massive Waffenlieferungen zusagen, um eine Marinebasis eröffnen zu können. Dies Kann Wladimir Putin nicht wegen des Ukraine-Krieges (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg).

Wie realistisch sehen Sie die Möglichkeit, dass Russland sich mit den neuen Machthabern in Syrien arrangiert und den Luftwaffenstützpunkt und den Flottenstützpunkt in Tartus behalten kann?
Russland bemüht sich um eine Vereinbarung mit den neuen Machthabern. Hauptproblem ist, dass Syrien vermutlich Instabilität sehen wird. Zumindest zeigt dies die Erfahrung nach dem Sturz Gaddafis in Libyen. In dem Fall könnte Russland die Flottenbasis und Hmeimim aus Sicherheitsgründen nicht in dem Umfang betreiben wie bisher. In Port Sudan einen Stützpunkt zu eröffnen wäre ebenso schwierig. Der Sudan befindet sich im Krieg und es ist ungewiss, wie er ausgehen wird. Es gab Gerüchte, wonach der Hafen an die paramilitärischen Rapid Support Forces fallen könnte. Es macht daher für Russland wenig Sinn zu investieren, solange nicht klar ist, wer den Bürgerkrieg gewinnt.

„Assads Sturz wird am Image Russlands kratzen.“

Wie schätzen Sie allgemein die derzeitigen Erfolge des russischen „Afrika-Korps” ein? Im September etwa konnten die Söldner einen Terroranschlag in Malis Hauptstadt Bamako nicht verhindern.
Das Afrika-Korps hat wenig bewirkt, weil es zahlenmäßig viel kleiner ist als die ebenfalls erfolglosen Streitkräfte der französische Armee, die Paris in den Sahel geschickt hat. Die Konflikte im Sahel benötigen auch eine politische Lösung, keine rein militärische. Die Brutalität der Russen gegen die Zivilbevölkerung bringt den Dschihadisten zudem neuen Zulauf.

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Könnte der Umstand, dass Moskau Assad nicht an der Macht halten konnte, sich negativ auf Putins Bild in Zentralafrika auswirken?
Assads Sturz wird am Image Russlands kratzen. Es gab jüngst militärische Rückschläge Wagners in Mali und Russlands Nicht-Eingreifen, um Assad zu retten, wird Moskaus Reputation schaden.

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