Brave1, der ukrainische Verteidigungstechnologie-Cluster, hat Anfang April den größten Test unbemannter Bodenfahrzeuge (UGV) des Landes durchgeführt. Mehr als 70 bodengestützte Roboterplattformen von 50 ukrainischen Herstellern wurden in einem koordinierten Feldversuch erprobt – darunter auch das neue Unex UGV.

Der Test umfasste die Bewältigung einer 10 Kilometer langen Strecke unter extremen Bedingungen, darunter elektronische Kriegsführungsmaßnahmen mit variablen Störfrequenzen sowie eine vorab unbekannte Route. Die Ergebnisse übertrafen laut Brave1 die Erwartungen. Die meisten der teilnehmenden Fahrzeuge absolvierten die Strecke erfolgreich und bestätigten ihre Fähigkeit, schwere Nutzlasten über lange Distanzen zu transportieren.

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Unex UGV

Ein Fahrzeug, das diese Erprobung offenbar erfolgreich bestanden hat, ist das Unex UGV, welches am 17. April vom ukrainischen Verteidigungsministerium für den Einsatz bei den ukrainischen Streitkräften zugelassen wurde.

Die selbstfahrende Plattform ist auf einem speziellen Fahrgestell aufgebaut, das außergewöhnliche Mobilität unter schwierigsten Bedingungen bietet. Die Plattform bewegt sich problemlos über Wasser, Sümpfe, Morast, Moor, Sand, Schnee, schwierige Oberflächen wie Geröll und auch über Eis.

©Militär Aktuell

Grundlage für diese Beweglichkeit sind 71 Zoll hohe (1,8 Meter) Extrem-Niederdruck-Reifen und ein niedriger Schwerpunkt zwischen den Achsen.

Das UNEX UGV soll resistent gegen elektronische Kriegsführungssysteme sein, verfügt über ein zuverlässiges Funksteuerungssystem, einen programmierbaren Autopiloten und leistungsstarke Batterien. Es kann in mehreren Modifikationen hergestellt werden – mit einem Kampfmodul, einem System zur elektronischen Kriegsführung sowie für Logistik-, Evakuierungs- und Minenräumungsaufgaben.

Unex UGV – ©Archiv
Auf der Herstellerseite werden die Ausmaße des Fahrzeugs mit 3,8 Metern Länge, 2,5 Metern Breite und 1,9 Metern Höhe angegeben. Die Bodenfreiheit dürfte somit etwa 60 bis 70 Zentimeter betragen. Das Eigengewicht wird mit 2.300 Kilogramm, die mögliche Nutzlast mit 1.700 Kilogramm angegeben.

Das Fahrzeug verfügt über eine Anlage, welche die Reifen binnen 60 Sekunden vollständig mit Luft füllen kann. Batterien mit einer Kapazität von 78 kWh und einem Gewicht von 340 Kilogramm treiben zwei Elektromotoren mit einer Leistung von jeweils 32,7 kW an. Die Lebensdauer der Batterien beträgt fünf Stunden. Es dauert etwa sechs Stunden, um die Batterien vollständig aufzuladen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h.

Spezialfahrzeuge für extremes Gelände

Das Unex UGV ist stark von anderen All-Terrain-Fahrzeugen abgeleitet. Zu nennen ist hier vor allem das Rheinmetall Mission Master XT UGV (Video). Es wiegt 2.217 Kilogramm, kann Nutzlasten bis zu 1.000 Kilogramm transportieren, bis zu 750 Kilometer weit mit einer Tankfüllung fahren und mit Lithium-Batterien bis zu sechs Stunden lautlose Überwachungsmissionen durchführen.

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Ähnlich in der Auslegung, jedoch bemannt, sind Fahrzeuge wie der Sherp Pro XT (Video), der Argo Centaur XT (Video) sowie das Ator N1200 Kapidhwaja (Video), das bei der indischen Armee im Einsatz ist.

Das zugrunde liegende Design stammt vom russischen Fahrzeugentwickler Alexei Garagashyan (Video). Vladimir Shkolnik, einer der reichsten Ukrainer, erwarb eines dieser ATV und die Rechte daran. 2014 wurde in Russland Sherp LLC gegründet. Nach der russischen Invasion (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) kündigte die Ukraine die Zusammenarbeit auf und entzog die Lizenzen.

Die genannten Fahrzeuge erreichen auf der Straße etwa 40 km/h und im Wasser etwa 4 km/h. Sie schaffen eine Steigfähigkeit von 70 Prozent und können bei einer Seitenneigung von bis zu 30 Prozent gefahren werden. Als Antrieb dient ein Generator-Dieselmotor mit hohem Drehmoment (zum Beispiel Doosan D18).

Unex UGV – ©Archiv
Laut Hersteller sollen noch heuer 15 Unex UGV an die ukrainischen Streitkräfte übergeben werden.

Ukraine steigert Produktion von Bodenrobotern

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hat das ukrainische Verteidigungsministerium eigenen Angaben zufolge fast 80 bodengestützte Robotersysteme ukrainischer Produktion kodifiziert und für den Einsatz in den Streitkräften zugelassen. Diese Systeme führen Angriffs- und Verteidigungsoperationen, Aufklärung, Minenabbau und -räumung, Überwachung, logistische Aufgaben und Evakuierungen durch.

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Quelle@Archiv