Der mittlerweile über drei Jahre währende Krieg Russlands gegen die Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) hat bereits für zahlreiche militärische Neuerungen und Überraschungen gesorgt. Das jüngste Premierenereignis: der Abschuss eines russischen Überschall-Kampfflugzeugs durch eine ukrainische Seedrohne.
Die Spezialeinheit „Gruppe 13” des ukrainischen Verteidigungsnachrichtendienstes hat eine Marine-Drohne vom Typ Magura-7 bis rund 50 Kilometer vor den Hafen von Noworossijsk navigiert. Dort liegen die Reste der russischen Schwarzmeerflotte vor Anker. Das unbemannte Wasserfahrzeug (USV) musste dafür eine Strecke von mindestens 700 Kilometer zurückgelegt haben.
Die Magura-7 ist eine Variante der Magura-5. Doch statt mit einer Sprengladung gegen Schiffe ausgerüstet zu sein (-> Erfolgreicher Angriff mit Magura-5 auf die Fregatte „Ivanovets”), ist die Magura-7 mit Infrarot-Lenkwaffen zum Abschuss von Luftfahrzeugen bestückt.
Die Ukraine arbeitet bereits seit mehr als einem Jahr an dieser Spezialfähigkeit. Nach mehreren Fehlschlägen gelang am 31. Dezember 2024 der Abschuss zweier Hubschrauber vom Typ Mi-8.

Am 3. Mai war es nun ein Kampfjet: eine Suchoi Su-30SM (NATO: Flanker-H) der russischen Marineflieger. Laut russischen Quellen gehörte die Maschine zum 43. Sturmfliegerregiment der Schwarzmeerflotte, das im besetzten Saki auf der Krim stationiert ist.
Nachdem die russische Schwarzmeerflotte die Seeherrschaft weitgehend an ukrainische USV verloren hat, droht ihr nun auch der Verlust der Luftherrschaft.
Der russische Telegram-Kanal „fighterbomber” kommentiert, die Ukraine manövriere mittlerweile mehr als drei Dutzend USV in der Umgebung von Noworossijsk. Es gebe dem Kanal zufolge weltweit keine gelenkten oder selbstlenkenden Waffen, die in der Lage wären, solch kleine und schnell bewegliche Ziele zuverlässig zu treffen. Deshalb würden russische Flugzeuge versuchen, die USV mit Bordwaffen auf Sicht zu bekämpfen.
Das mag aus Sicht Russlands durchaus stimmen: Seine Schwächen bei der Präzision versucht Russland gemeinhin durch deutlich größere Gefechtsköpfe zu kompensieren – was bei kleinen, beweglichen Zielen aber nicht funktioniert. Die NATO hingegen verfügt mit Systemen wie RIM-116 oder Hellfire allerdings schon über see- und luftgestützte Waffen zur Bekämpfung asymmetrischer Oberflächenziele.

Zunächst spekulierten ukrainische wie russische Quellen über den Einsatz einer R-73-Rakete aus sowjetischer Produktion. Laut dem Kanal „fighterbomber” seien die USV jedoch mit MANPADS ausgerüstet.
Gegenüber „The War Zone” erklärte der Chef des Verteidigungsnachrichtendienstes der Ukraine, Generalleutnant Kyrylo Budanow, dass das USV mit einer AIM-9M Sidewinder-Rakete geschossen habe. „Wir verwenden auf unserer Magura-7 mehrere Raketentypen, aber die besten Ergebnisse erzielen wir mit der AIM-9”, so Budanow zu TWZ.

Der russische Telegram-Kanal „voenkorKotenok” (Kriegskorrespondent Kätzchen) zieht daraus drei ernüchternde Schlüsse:
- Der Feind (Ukraine) hat in den Gewässern des Schwarzen Meeres die Initiative übernommen.
- Die Schwarzmeerflotte ist nach dem Verlust ihres Flaggschiffs „Moskwa” (-> Die letzten dramatischen Stunden der „Moskwa”) und weiterer Schiffe militärisch noch immer nicht wiederhergestellt. Der verbliebene Rest zieht sich in Häfen und Buchten zurück.
- Der Feind (Ukraine) besitzt einen überwältigenden Vorteil bei der Nutzung unbemannter Boote (USV) – mit der Fähigkeit, in jedem Teil des Seegebiets anzugreifen und sowohl die Küste der Russischen Föderation als auch den angrenzenden Luftraum unter Kontrolle zu halten.
Und Kätzchen weiter: „Russland braucht neue Siege, damit seine ‚Verbündeten’ künftig nicht aus gesundheitlichen Gründen ihre Teilnahme an Paraden absagen.”
Dieser Satz ist eine Anspielung darauf, dass mehrere geladene Staatsgäste ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 9. Mai auf dem Roten Platz wohl auch aus Angst vor möglichen ukrainischen Drohnenangriffen kurzfristig abgesagt haben.
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