Die tschechischen Unternehmen TRL Space, TRL Drones, Zaitra und Corac Engineering haben auf der IDET in Brünn ein neuartiges, vollständig integriertes System zur Grenzüberwachung vorgestellt. Es kombiniert Satelliten- und Drohnentechnologie mit der cloudbasierten Softwareplattform Truly – und wurde laut TRL-Space-CEO Petr Kapoun in nur sieben Monaten zur Einsatzreife gebracht.
„Die Einzelsysteme entwickeln wir schon seit Jahren – die Integration zur Komplettlösung haben wir Ende 2024 gestartet. Wir mussten schnell sein, denn Innovation entscheidet heute über Relevanz”, so Kapoun gegenüber Militär Aktuell.
Vier Bausteine – ein System
Das System besteht aus:
- dem elektro-optischen Mikrosatelliten TRAP,
- einer elektrischen VTOL-Drohne mit senkrechtem Start,
- einer neuen autonomen Jet-Drohne zur Luftabwehr,
- und der Truly-Softwareplattform.
Der Satellit liefert hochauflösende Übersichtsbilder, die Drohne übernimmt punktgenaue Aufklärung. Beide Datenströme fließen in Truly zusammen, wo sie automatisiert mithilfe von Algorithmen des Partners SpaceKnow analysiert werden. „Wir wollten sicherstellen, dass alle Komponenten dieselbe Sprache sprechen und Daten gemeinsam nutzbar sind”, so Kapoun.
Nutzer können Aktivitäten in Echtzeit beobachten, Veränderungen nachvollziehen, Überwachungszonen definieren und automatische Alarme konfigurieren. Das System erkennt Fahrzeuge, Flugzeuge und Schiffe und visualisiert relevante Veränderungen im Raum – für schnelle und präzise Lagebeurteilung.
Satellitenaufklärung zum Bruchteil der Kosten
Der Mikrosatellit TRAP misst nur 80 × 40 × 40 Zentimeter, erzeugt aber hochauflösende Bilder und bietet sich als günstige Alternative zu herkömmlichen Militärsatelliten an. „Viele Länder sind auf teure, oft unzugängliche kommerzielle Daten angewiesen”, erklärt Kapoun. „TRAP ermöglicht Unabhängigkeit – und das zum Preis einer ganzen Kleinsatellitenkonstellation.”
Die Bildverarbeitung erfolgt direkt an Bord mittels KI-Software von Zaitra. Für die verschlüsselte Datenübertragung sorgt Corac Engineering.
„„Die Einzelsysteme entwickeln wir schon seit Jahren – die Integration zur Komplettlösung haben wir Ende 2024 gestartet. Wir mussten schnell sein, denn Innovation entscheidet heute über Relevanz.“
TRL Drones-Geschäftsführer Petr Kapoun
Autonome Drohnenlösungen
Die VTOL-Drohne von TRL Drones ist geräuscharm, unabhängig von Start- und Landebahnen und verfügt über eine Reichweite von 200 Kilometern. „Die Drohne fliegt auf Wunsch eigenständig tägliche Patrouillenrouten und lässt sich bei Bedarf flexibel einsetzen.”
Mit der neuen Jet-Drohne stellte TRL in Brünn zudem ein autonomes Abwehrsystem vor, das ohne GPS oder manuelle Steuerung auskommt. Es erkennt, verfolgt und bekämpft Luftziele selbstständig – auch unter Signalstörungen. Die Plattform ist schwarmfähig und kann als Einwegwaffe oder wiederverwendbare Lösung eingesetzt werden. „Die Drohne ist vollkommen autonom – Zielerfassung, Navigation und Wirkung erfolgen ohne menschlichen Eingriff”, so Jiří Janoušek von TRL Drones.
Herausforderungen und Offenheit für Drittanbieter
Die größte technische Hürde war laut Kapoun die Miniaturisierung des Satelliten bei gleichzeitiger Leistungsfähigkeit. Auch die Vereinheitlichung der Datenformate war anspruchsvoll: „Alle Komponenten liefern unterschiedliche Daten – diese mussten zentral auswertbar gemacht werden.”
Vorteil dieser Architektur: Das System ist modular erweiterbar. Kunden können Satelliten, Drohnen oder Software einzeln oder kombiniert erwerben – auch die Einbindung externer Systeme ist möglich. „Unsere Plattform funktioniert auch mit anderen Satelliten oder bestehenden Drohnen”, so Kapoun.
Operativ einsetzbar – auch in Österreich
Das System ist bereits einsatzbereit, einen ersten – nicht näher genannten – Kunden gibt es laut Kapoun auch bereits. Software und Drohnen können sofort ausgeliefert werden, Truly ist bereits an über 300 Satellitendatenquellen angebunden.
„Für Länder wie Österreich oder Tschechien genügen fünf Drohnenstationen zur flächendeckenden Überwachung”, erklärt Kapoun.
In Zukunft sollen die Systeme weiter optimiert werden: „Wir arbeiten an stärkeren Satelliten, besseren Drohnensensoren und GNSS-unabhängiger Navigation via Satellitenlink.”
Strategischer Nutzen für Europa
Abschließend bringt es NATO-Berater Ladislav Stahl auf den Punkt: „Was dieses System auszeichnet, ist die Verbindung von Überblick, Detailaufklärung und Reaktionsfähigkeit – alles in einem einzigen, souverän betriebenen System. Es verschafft operative Flexibilität, Informationsvorsprung und stärkt Multi-Domain-Operationen – unabhängig von externen Partnern.”
Übrigens: TRL Drones wird am 23. September auch beim Drohnensymposium „DroneVation & Defence” von Militär Aktuell in Wien mit dabei sein.
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