Tom Webster ist Vice President Defense & Sales bei Textron-Beechcraft Aviation. Der US-amerikanische Hersteller ist für seine Cessna-Geschäftsreiseflugzeuge bekannt, bietet aber auch Lösungen für Behörden und Militärs. Darunter mit der AT-6 Wolverine auch einen für das Bundesheer potenziell interessanten bewaffungsfähigen Trainer.

Herr Webster, auf der Military Flight Training Conference (MFTC) in London sagten Sie im Frühjahr, dass jeder, der behauptet zu wissen, wie das militärische Pilotentraining in zehn Jahren aussehen wird, ein Illusionist sei.
Ja, das stimmt. Mit der rasanten technologischen Entwicklung, insbesondere im Bereich des bemannten-unbemannten Teamings, verändert sich das Ausbildungssegment ständig. Das gilt insbesondere für das Training für die fünfte und sechste Generation von Kampfflugzeugen – aber auch für viele andere Bereiche. Wir brauchen uns ja nur selbst und unseren Alltag zu beobachten, dann sieht man, dass keine genauen Prognosen für längere Zeiträume mehr möglich sind.

Inwiefern?
Schauen Sie sich meine Apple-Watch an, ein vollwertiger Online-Computer. Vor acht oder neun Jahren hätte sich niemand so etwas vorgestellt. Die technologische Entwicklung wird weiter an Fahrt gewinnen, auch in unserem Bereich. Zehn Jahre sind aus dieser Perspektive ein langer Zeitraum.

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Wir müssen also davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren in der Pilotenausbildung auch gänzlich neue Technologien bis hin zu KI zum Einsatz kommen?
Absolut richtig. Die Technologie könnte uns beispielsweise dahin bringen, dass junge Flugschüler im Cockpit einen KI-Ausbildner an ihrer Seite haben. Vielleicht fliegen sie sogar nur mit einem KI-Ausbildner an Bord und sollten sie einen kritischen Fehler machen, könnte dieser das Steuer übernehmen und das Flugzeug autonom fliegen. Das mag wie Science-Fiction klingen, kann aber schon in wenigen Jahren real sein.

Welche Ableitungen ziehen Sie daraus?
Dass wir als Hersteller von Plattformen, die viel Geld kosten und 40 bis 50 Jahre fliegen sollen, die Trainingsumgebung zukunftssicher machen müssen. Außerdem müssen wir es Nutzern ermöglichen, ihre spezifische Trainingssoftware einzubringen. Jedes Land plant sein Training unterschiedlich, diese Anpassungsfähigkeit ist daher ein absolutes Muss.

Ihr Unternehmen bietet mit der T-6 auch einen möglicherweise für das Bundesheer interessanten Trainer an, wenn es irgendwann um eine Nachfolge der PC-7 geht. Die bewaffnungsfähige Version AT-6 Wolverine war schon zur Präsentation in Zeltweg, oder?
Ja, ich glaube das war 2018. Das war damals aber keine Wolverine, sondern eine T-6C-Werksmaschine. Was den Ersatz betrifft, wird das Bundesheer wohl die Restlebensdauer des Systems betrachten und sein Investment abwägen.

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Würde bei einer allfälligen PC-7-Nachfolge eure AT-6 Wolve­rine mit der Super Tucano von Embraer konkurrieren?
Möglich, aber eine T-6 ist pro Stück etwa ein Drittel günstiger und auch günstiger im Betrieb. Zudem ist die T-6 als Trainer aero­dynamisch besser und stabiler. Die Super Tucano ist als leichtes Kampfflugzeug konzipiert und daher schwerer.

Wie entwickelt sich die T-6 weiter?
Die nächste Generation wird eingebettete Simulationslösungen bieten. Damit können wir dann die künftige Fliegergeneration auf einer zehnmal billigeren Plattform ausbilden – ohne Einbußen bei Effizienz und Inhalt.

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Quelle©Georg Mader